Elisabeth Plessens Roman „Die Unerwünschte“
Im Zeichen des Wiedehopfs
Fortsetzung der Adelschronik: In ihrem Roman „Die Unerwünschte“ zieht Elisabeth Plessen alle Register des dichterischen Schimpfens.
PAUL MICHAEL LÜTZELER
Das war schon immer so: Schreiben heißt für Elisabeth Plessen, sich mit ihrer gräflich-landadligen Verwandtschaft zu überwerfen, gegen sie zu streiten, Konventionen infrage zu stellen. Aber das ist nur ein Teil des Ganzen. Über Jahrzehnte hin schuf sie eine romanhafte Familienchronik, in der politische und soziale Tendenzen der jüngsten Vergangenheit literarisch reflektiert und aktuelle ideologische Kontroversen zur Sprache gebracht werden. Auch wenn Von-und-zu-Sprösslinge im Mittelpunkt des Geschehens bleiben, hat man beim Lesen nie den Eindruck, eine fremde Welt zu betreten. Was hier ästhetisch subtil vermittelt wird, sind Werthaltungen, Lebensformen, Ambitionen, Schwächen und Betrugsmanöver, die für Angehörige bürgerlich-kleinbürgerlicher Schichten nicht minder bezeichnend sind, auch wenn der sozial vermittelte Habitus sich noch klassenmäßig unterscheiden lässt.
Die Unerwünschte“ ist nach „Mitteilung an den Adel“ (1976) und „Das Kavalierhaus“ (2004) der dritte Band einer Romantrilogie. Ihr Personal entstammt dem holsteinisch-protestantischen mittleren Adel. Die Protagonistin trägt in den drei Büchern jeweils einen Vornamen der Autorin: In der „Mitteilung“ heißt sie Augusta, im „Kavalierhaus“ Elisabeth und in der „Unerwünschten“ Charlotte. Der autofiktionale Roman ist eine Gattung, die Lebenserfahrungen der Autorin oder des Autors erkennbar durchscheinen lässt, wie die autofiktionale Biografie ihren dichterischen Anteil nicht verleugnet.
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https://www.tagesspiegel.de/kultur/elisa...s/24190202.html
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