Letzte Meldung
X

An alle neu registrierten Benutzer!

Wir achten hier auf den Datenschutz. Insbesondere auf die Privatsphäre unserer Mitglieder. Wer sich nur anmeldet, um am "Küchentisch" mitzulesen oder nur Mitgliederlisten einsehen will, wer nur Spam posten möchte und nicht auf meine PNs reagiert, den lösche ich wieder.

RE: Leben im Zug

#1 von Sirius , 23.04.2019 19:06

Für eine Wohnung reicht das Geld nicht mehr, fürs Bahnfahren hingegen schon

Albrecht Selge erzählt in seinem neuen Roman die Aussteigergeschichte einer Einsteigerin. Eine Rentnerin findet in der Bahn ihr neues Zuhause.
Eine Frau fährt mit dem Zug quer durch Deutschland. Tagein, tagaus. Nach allem, was ihr Leben sonst schwermacht, ist das schon fast wie fliegen. Ein Gleiten, wenigstens einen Meter über dem Boden. Der deutsche Schriftsteller Albrecht Selge ist eine Art Soziologe der Fortbewegung. In seinem Debüt «Wach» musste ein Schlafloser immerfort durch die Stadt gehen. Im letzten Roman «Die trunkene Fahrt» hat es ein paar Freunde mit dem Auto auf die Serpentinen Südtirols verschlagen, und jetzt geht es hinein in den Zug.
Mit einer Bahncard 100, die unbegrenzte Fahrt auf allen deutschen Strecken garantiert. Die «Mickerrente» reicht für eine eigene Wohnung nicht mehr aus, also lebt die Dame, die jenseits der sechzig ist, im Zug. «Fliegen» ist die Aussteigergeschichte einer Einsteigerin, eine Bahn-Eloge, wie man sie angesichts der Misere öffentlicher Verkehrsnetze eher nicht erwarten würde. «Fliegen» ist mit allem, was daran prekär ist, 21. Jahrhundert, aber dieser Roman ist auch Romantik.

Ein dickes Reclam-Büchlein mit Gedichten aus dieser Zeit führt die ältere Frau in ihrer Tasche mit. Neben ihren «Habseeligkeiten», die im Buch auch immer so geschrieben werden. Die 200 Kilometer in der Stunde der ICE scheinen die Zeit nicht zu beschleunigen, ganz im Gegenteil. «Am Fenster ich einsam stand», so leuchtet einmal Eichendorff auf, und Albrecht Selge führt aus der brettharten deutschen Gegenwart heraus in eine sanft sentimentale Zeitreise. Im Mittelpunkt: die Frau mit den kurzen Haaren, die tatsächlich einsam am Zugfenster steht und hinausschaut auf «die Welt hinter Glas: als wäre etwas aus ihr herausgeschnitten, das macht sie unschwer, und sie beginnt zu schweben –».

Weiterlesen:

https://www.nzz.ch/feuilleton/albrecht-s...hren-ld.1473824


Reset the World!

 
Sirius
Beiträge: 26.297
Registriert am: 02.11.2015


   

Die Weisheit des Dorfes
Elisabeth Plessens Roman „Die Unerwünschte“

  • Ähnliche Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag
Xobor Ein eigenes Forum erstellen
Datenschutz