Gross kann man auch im Kleinen sein – das zeigen John Bergers letzte Prosastücke
Ob es um Kunstwerke ging oder um bäuerliches Leben: John Berger war ein Meister der Achtsamkeit. Sie erhellt auch seine letzten, kurz vor seinem Tod erschienenen Prosastücke.
Wer John Berger jemals persönlich begegnet ist, erinnert sich an die kleinen Geschenke, die er seinen Besuchern beim Abschied mit auf den Weg gab. Die Zeichnungen, von denen andere erzählen. Das schmale, in seinem Arbeitszimmer im Pariser Vorort Antony aus einem Papierstapel hervorgezogene Pamphlet, das er schnell noch mit den Wörtern «from hand to hand in solidarity» versah, bevor er es mir schweigend überreichte. Das Versprechen eines Wiedersehens, das nichts von der Unverbindlichkeit einer leeren Floskel zu haben schien, weil für Berger auch die gesprochene Sprache einen zitternden und verletzlichen Körper hatte, dem er nicht einmal im Smalltalk seinen Respekt verweigert hätte.
Es war jedoch der wache Blick seiner blauen Augen, der einen beim Abschied daran erinnerte, dass es sich bei dem eigentlichen Geschenk, das Berger einem in jedem einzelnen Moment der Begegnung machte, um seine charismatische Präsenz und seine Aufmerksamkeit handelte. Um das unmittelbare Erleben jener vollkommenen, ebenso körperlichen wie geistigen Bewusstheit, mit der er auch im Schreiben die Welt erfasste und in «Ein Geschenk für Rosa» nun ein letztes Mal seinen Lesern entgegentritt.
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