Ich stürze auf den weisen Mann unterm Banjabaum zu und zupfe an seiner Würdentracht, in diesem Fall eher ein reichlich verschmutztes Lendentuch, denn weise Männer pflegen sich selber aus Verachtung allem Weltlichen gegenüber nur wenig und außerdem in Asien aufzuhalten. Dort ist es heiß. Oft. Außer im Himalaya, aber auch im Eis besteht die offizielle Sadhu Bekleidung aus wenig mehr … vielleicht einem Nierenschoner.

Egal. Ich zergel immer heftiger, um diesen Kerl aus seiner Meditation zu reißen und brülle: „Was, woher, wann, wer, wie, wo, und überhaupt wieso!!!“

Der Weise öffnet seine alle drei Augen: „Oh, ein Sucher der Wahrheit.“, meint er, erfreut nun eventuell vom Sadhu zum Mahatma aufzusteigen. Vielleicht sogar zum Guru. Ha! Und er könnte dann endlich dieses blöde Hüfttuch verbrennen, Hawaiihemden und Bermudashorts anziehen, weil; die Jünger müssten ständig eine mobile Klimaanlage schleppen. Ha! Und außerdem zur Hölle mit dem Zölibat. Ha!

Dann spricht er, und ich halte den Atem an. „Wisse denn, dass die meisten Menschen Geld für das Wichtigste in ihrem Leben halten. Sie haben Recht! Äh, …, habe ich das gerade gesagt? Hum, …, es führen drei Wege zum Reichtum: Kaiser, Kassenwart, Kriminalität und Sekte gründen. Äh, …, habe ich das etwa auch gesagt? Das wären ja schon vier Pfade der Weisheit.“

Es atmet mich weiter: „Ja Meister. Ich sauge osmotisch die Wahrheiten …“, als mir ein Donnerschlag ins Wort fällt ...

… und von oben ertönt eine Stimme: „Sage die Wahrheit. Wenigstens einmal, oder du wirst als Schnabeltier wiedergeboren. Ach was, als Amöbe... und damit wäre ich immer noch viel zu nett.“

Hastig stammelt der weise Mann los:

„KaumAhnung!VieleTheorienDieSichDurchVielSpekulationenAusweisen!“ Dann wird er etwas langsamer. „Soweit ich es bislang verstehe, handelt es sich um chaotische Prozesse, – das bedeutet nicht Kausalitätsverleugnung –, nur dass man sie schlecht vorhersagen kann. Die Wirklichkeit ist in Bewegung und genau so, wie die Chaostheorie uns das berühmte Apfelmännchen bescherte, kann man von den Gegebenheiten nur orakelhaft auf die weitere Entwicklung schließen, geschweige denn darauf Einfluss nehmen. Es sind Gesetze und Kräfte am Werkeln, neben denen die Anstrengungen der Menschen einfach nur lächerlich erscheinen. Warum ein Großteil dennoch seinen Müll trennt und Patenschaften für Bäume übernimmt, ist wohl damit zu erklären, dass es ihnen ein gutes Gefühl gibt.“

„Aber das ist ja deprimierend. Haben denn alle Bemühungen keinen Sinn?“

„Doch. Bemühe dich um Frieden mit den Nachbarn. Das ist schwieriger als der Frieden mit denen, die nicht in der Nähe weilen. Finde heraus, was dich wirklich glücklich macht, du weißt schon: reale und symbolische Bedürfnisse. Aber überschätze nicht deine Möglichkeiten, diese Welt etwas besser zu hinterlassen, als vorgefunden. Das wäre dünkelhaft. Doch auch berechtigtes Klagen bringt keine Erleichterung. Das macht es immer noch viel schlimmer.“

Daraufhin zeigte ich ihm meinen Fortschritt in der Disziplin: 'Wie hört es sich an, wenn man mit einer Hand klatscht' – und schallerte ihm eine.

Und die Welt wurde ein kleines Bisschen besser. Ha! Ha! Ha!

Eine ganz feine Satire-Idee! Und lobenswert auch die althergebrachte und leider verkümmerte Methode, gänzlich Bekloppten ein paar Ohrfeigen zu geben, zur Behebung ihres Hirnnotstandes. Was könnte dieses preiswerte Wirken, täglich angewandt, in der Politik für Fortschritte bringen!
Ha! Und ich würde mich gar freiwillig melden, um die 90 rechten Paviane im Parlament zu versorgen und zur Menschwerdung beizutragen, wenn es intellektuell bis zum Affen noch nicht reichte.
So geben deine Satiren immer einen geistigen Schub, beschleunigen die Fantasie und sind gesellschaftlich unschädlich, ja sogar bewusstseinsfördernd.

Sirius