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RE: Infos

#61 von Sirius , 23.05.2022 16:39

Orwells Überwachungsstaat-Dystopie "1984" in Belarus verboten

Der über 70 Jahre alte Roman darf nicht mehr verkauft werden, ein Verleger wurde inhaftiert. Auch nach Graz geflüchteter Alhierd Bacharevic betroffen
Bücherverbote gehören zu Diktaturen, wenn literarische Werke mit den Grundsätzen der Regime nicht übereinstimmen oder in deren Augen aufrührerische Inhalte propagieren. Neuestes Opfer: George Orwells 1984, in dem der Autor 1949 die Dystopie eines totalitären Überwachungsstaats entwarf. In Belarus wurde das Buch nun verboten. Ausgaben davon dürfen seit Donnerstag nicht mehr verkauft werden.
Der Verleger Andrej Januschkiewitsch, der den Titel 2020 neu auf Belarussisch aufgelegt hatte, woraufhin dieser zum Bestseller wurde, wurde schon am Montag verhaftet. Die Zeitung Nascha Niva berichtete zuerst, laut Kyiv Post war die Wohnung des Verlegers durchsucht worden, 200 Exemplare des Buches sollen dabei von Vertretern der Staatssicherheit konfisziert worden sein. Laut FAZ werden weitere Titel derzeit untersucht. Januschkiewitschs Verlag Knigavka musste davor schon schließen. Autoren des Verlags sind u. a. Julia Cimafiejeva und Alherd Bacharewitsch, die 2020 als "Writers in Exile" nach Graz flohen.

Vom STANDARD auf die Entwicklungen angesprochen, erklärt Bacharewitsch, auch selbst betroffen zu sein. Im April 2021 sei die Auflage seines Romans Die Hunde Europas an der Grenze zwischen Litauen und Belarus unter dem Vorwand des Verdachts auf "Extremismus" konfisziert worden. Extremismus nenne "dieses Regime alles, was gegen Lukaschenko ist". Im vergangenen Winter sei der Roman schließlich als "staatswidrig" beurteilt worden. Das Regime habe seine Bücher aus allen staatlichen Buchhandlungen und Bibliotheken entfernt. Am Freitag sei eine fürs Wochenende in Minsk angesetzte Veranstaltung zu seinem Buch verboten worden.
Nicht nur sind laut Bacharewitsch zwei staatliche Vertreter in Januschkiewitschs unabhängige Buchhandlung in Minsk gekommen und hätten diesen verhört, warum er staatswidrige Bücher veröffentliche und verkaufe. Neben dem Verleger wurde auch eine Helferin, Buchbloggerin Nasta Karnackaja, verhaftet.

Überdies sei, führt Bacharewitsch aus, "in der größten staatlichen Propaganda-Zeitung" von Belarus diese Woche in einem Artikel "Dreck" über ihn und Januschkiewitsch gekippt worden. Die Hunde Europas würde darin etwa als Buch beschrieben, "das gegen den Staat ist, zu gesetzloser Machtergreifung aufruft". Laut Bacharewitschs Informationen wurde Januschkiewitsch zu zehn Tagen Haft verurteilt, Karnackaja zu 13 Tagen. "Aber was weiter wird, ist unklar" – auch, ob sie nach der Frist tatsächlich freigelassen würden.

Weiterlesen:

https://www.derstandard.at/story/2000135...elarus-verboten


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RE: Infos

#62 von weegee , 24.05.2022 09:49

Also hat Orwell recht behalten.

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RE: Infos

#63 von Sirius , 24.05.2022 16:40

Ja, da hast du Recht, weegee! Und das alles im Jahr 2022. Was für eine schöne Welt wir doch haben..

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RE: Infos

#64 von weegee , 25.05.2022 09:15

Schöne Neue Welt --- übrigens ein Shakespeare-Zitat aus DER STURM, Aldous Huxley hat es nur zitiert.

Bildschirme, Gedankenkontrolle, Vereinzelung, Neusprech --- ist alles da. Nur halt viel subtiler, als es Orwell beschrieben hat. Hier in Deutschland. Und deshalb ist jede Umarmung immer auch eine Form von Widerstand. Und jedes Gedicht. Also --- immer weiter mit Gedichten! Bin ich jetzt ein Verschwörungstheoretiker, weil ich so denke?

Jörn


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RE: Infos

#65 von Sirius , 25.05.2022 15:56

Nein, bist du ganz bestimmt nicht, Jörn. Wir in Deutschland können alle Übel auch immer noch differenzierter sehen als die Milliarden Betroffenen, weil einfach unsere eigene private Situation eine ganz andere ist und wir uns den Luxus leisten können, dass wir nicht unentwegt über das ganze Elend nachdenken müssen.
Für die meisten ist es doch nur eine Zahl, wenn es weltweit wieder 579 (offizielle) Hinrichtungen gab (die bekannt sind), nur ein Wortspiel, wenn Menschen, die ermordet werden, als „neutralisiert“ bezeichnet werden, oder nur eine Info, wenn hundert Millionen Menschen auf der Flucht sind. Wenn man selbst auf der Flucht ist, sieht man das ganz anders, als wenn man sagen kann, heute lese ich mal nichts über das ganze Elend und gönne mir eine heile Welt.
Ja, wir müssen weiter schreiben, auch wenn wir nicht können oder wollen oder resignieren. Wir müssen alle Orwells werden, bis sich die Zündler selbst verbrennen.

Sirius


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RE: Infos

#66 von weegee , 25.05.2022 23:28

Zitat von Sirius im Beitrag #65
bis sich die Zündler selbst verbrennen.

...Oh, das tun sie! Nur dass alle Übrigen mit dranhängen.

Du hast Recht, all der Luxus, so denken zu können. All der Luxus, in den man unverdient hineingeboren wurde, Und immer dieses latent ungute Gefühl dabei. GOTT SEI DANK!

Jörn


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