«Ich werde ewig leben!» Erinnerungen an Philip Roth
Er hätte dem Schöpfer selbst getrotzt – Philip Roth, der grosse amerikanische Autor, der im Mai verstorben ist. Mit dem rumänischen Schriftsteller Norman Manea verband ihn eine dreissig Jahre währende Freundschaft; einige zentrale Momente hat Manea im folgenden Text festgehalten.
Das letzte Mal sah ich Philip Roth am 18. Mai dieses Jahres, als ich ihn zusammen mit meiner Frau Cella im New York Presbyterian Hospital besuchte. Er war sehr schwach und bleich, seine Stimme kaum mehr hörbar. Wir redeten ein paar Worte, schauten einander lange an, reichten uns die Hände und tauschten ein Lächeln. Von zu Hause aus schickte ich ihm eine Kurznachricht; ich sei überzeugt, schrieb ich, dass er sich auch diesmal – wie schon so oft – von dem Krankheitsschub erholen würde.
Leider kam es anders. Am Abend des 22. Mai starb Philip Roth; die zahllosen Operationen, die er hatte durchstehen müssen, waren am Ende zu viel, auch für einen Menschen von so aussergewöhnlicher Zähigkeit und Disziplin. Ich erinnere mich noch an einen Sommertag, als wir zusammen beim Swimmingpool seines Hauses in Connecticut sassen. «Ich werde ewig leben», rief er ausgelassen. «Norman, ich bin unsterblich!»
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https://www.nzz.ch/feuilleton/ich-werde-...roth-ld.1409200
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