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Ich werde beobachtet. Zu Recht!

#1 von Karl Ludwig , 12.09.2024 10:11

Seht nur. Es lebt! Es bewegt sich.

Wenn es lebt, können wir es auch töten.

Lass uns mit den drastischeren Maßnahmen warten und die Geschehnisse eine Weile beobachten.

Es gibt Geräusche von sich.

Nicht besonders liebliche, finde ich.

Guck mal, da kommt was raus. Sieht aus wie eine Hand.

Das IST eine Hand.

Die Hand krabbelt auf dem Nachttisch herum. Befühlt die Zigarettenpackung, Tastet nach den Kopfschmerztabletten. Stupst ein Glas Wasser auf den Boden. Formt einen gestreckten Mittelfinger gegen alle Tücken aller Objekte.

So ein Tölpel, echt. Diese röchelnden Geräusche stammen wohl aus dem Mund des Besitzers dieser Finger.

Das ganze Gebilde schwankt, wackelt, die Bettdecke springt zur Seite und gibt einen Blick auf den Besitzer dieser Hand frei.

Scheint das gestern mit dem Ausziehen nicht hinbekommen zu haben.

Das verheißt nichts Gutes für diesen Tag.

Er lächelt.

Wie über einen geheimen Witz, den nur er versteht. Ist doch scheußlich.

Vielleicht freut er sich sogar des Lebens.

In dem Alter? Der soll froh sein, dass er nicht vor Schmerzen brüllen muss.

Vielleicht freut er sich gerade deswegen. Nennt sich Positivismus.

Wie positiv ist es denn, die halbe Lunge durchs Zimmer zu husten, - noch bevor man Vertikalität erreicht?

Jetzt sei mal weniger katholisch. Immerhin raucht er kein Marihuana.

Noch nicht. Aber warte mal 5 Minuten ab.

Mindestens 10. Er muss erst pinkeln, so wie jeder Mann nach dem Aufstehen.

Er steht aber nicht auf. Er deckt sich wieder warm zu und ärgert sich über seine Blase.

Jetzt zappelt er mit den Füssen. Achtung, es passiert was.

Er steht auf. Stellt sich den Anforderungen seiner Existenz. Geht zur Toilette. Bewundernswert.

Viel mehr wirst du nicht bewundernswert finden. Er ist ein Mörder.

Ja-ja. Den Witz kenne ich schon: Den Rest des Tages schlägt er Zeit tot und schreibt Texte. Wie diesen hier.

Sag ich doch: Ein Mörder! Man liest, und bemerkt erst während der Lektüre, was da steht. Das ist doch Narrative Körperverletzung.

Jetzt hast Du ein großes Geheimnis der Literatur durchschaut. Alles liest man erst, wenn man es liest.

Dämel. Das ist doch kein Grund, den Leser absichtlich zu täuschen.

Doch! Der Leser hat es verdient. Wenn er lieber Liebliches lesen möchte, soll er selber schreiben.

Opfer Täter Umkehr? Ist sehr modern.

Niemand zwingt ihn, irgendwelche Texte zu lesen. Es gibt sogar eine Ignorierentaste. Ich brauche meine getarnten Selbstgespräche für die Selbstfindung.

Getarnt???!!!

Ach, hau doch ab.


Zehn Weise können nicht einen Idioten ersetzen!

Karl Ludwig  
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RE: Ich werde beobachtet. Zu Recht!

#2 von Sirius , 12.09.2024 15:42

Es ist doch in Ordnung und auch interessant, wenn man alltägliche Situationsbewältigung literarisch reflektiert. Selbst wenn es nur ein harmloser Klogang ist. Aber dieser wird durch deine Schreibe nicht auf ihn reduziert, weil du es verstehst, es spannend zu machen.
Und dadurch, dass du dich selbst in die dritte Person bringst, ist man auch gezwungen, weiterzulesen, bevor man durchblickt.
Du hättest sogar aus der Erwachungsphase einen Krimi machen können, das muss man ja auch erstmal können.
Also Hut ab vor einem Text, der weniger inhaltlich, dafür mehr handwerklich brilliert.

Sirius


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Wach werden. Ein Krimi.
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