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RE: Ein Schnabeltierkrimi in schwer symbolischen 7 Kapiteln

#1 von Karl Ludwig , 09.09.2018 12:54

Hier stand mal das erste Kapitel. Da ich aber ständig nachbessere, hänge ich die komplette Version kapitelkesk immer wieder unten an.


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RE: Ein Schnabeltierkrimi in schwer symbolischen 7 Kapiteln

#2 von Sirius , 10.09.2018 20:26

Ich bin schon auf Ornella Mutti gespannt. Du hast dir ja wirklich viel Mühe gegeben, Karl-Ludwig, und schon den Vorspann mit schönen Wortspielen geschmückt.
Ich finde alles sehr originell, von der Geschichte selbst mit dem Schnabeltierjäger als auch die Namen, die Zeit und die literarischen Gimmicks.
Dazu sieht es nach einem Krimi aus, der mit viel Humor gewürzt ist und natürlich aus der Höhle heraus nach den angekündigten Fortsetzungen schreit.
Ich freue mich jedenfalls über jede Zeile!

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RE: Ein Schnabeltierkrimi in schwer symbolischen 7 Kapiteln

#3 von Jonny , 10.09.2018 20:44

Und ich hänge mich hier einfach mal ran und schreibe:
Daumen hoch, Karle!
Bitte um baldige Fortsetzung.

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RE: Ein Schnabeltierkrimi in schwer symbolischen 7 Kapiteln

#4 von Karl Ludwig , 11.09.2018 06:01

Ich muss ein wenig ruhen lassen, weil ich noch den Wasserschaden vor dem 15. beseitigen muss. Aber ich glaube, diese Geschichte bekommt ihre Fortsetzung ziemlich schnell.

Multidimensionales Analogon ist übertrieben? Vielleicht sind die Schnabeltiere bloß in einen Nürnberger Trichter gefallen?


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RE: Ein Schnabeltierkrimi in schwer symbolischen 7 Kapiteln

#5 von Karl Ludwig , 15.09.2018 09:49

Die letzte Version steht immer weiter unten.

Aber ich möchte mich schon mal dafür bedanken, dass meine immerhin zwei Leser mich mit Zuckerstückchen versorgen, obwohl die meisten Wortspiele, Vergleiche und Sinnverdrehungen vermutlich geklaut sind.


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RE: Ein Schnabeltierkrimi in schwer symbolischen 7 Kapiteln

#6 von Jonny , 16.09.2018 21:19

Karle - das ist einsame Spitze!
Wo holst du die Einfälle her, welche du so gekonnt zusammensetzt und originelle Geschichten daraus machst.
Du hast mehr Fantasie als du zugibst.

Ich setze hier gleich mal ein Lesezeichen!

Beifall klatschend
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RE: Ein Schnabeltierkrimi in schwer symbolischen 7 Kapiteln

#7 von Karl Ludwig , 17.09.2018 13:56

Vorläufige Endversion steht unten und wird erst in einigen Monaten wieder hervorgeholt und glatt geschliffen.

Hat Spass gemacht. Und nun zu etwas völlig Anderem.


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RE: Ein Schnabeltierkrimi in schwer symbolischen 7 Kapiteln

#8 von Sirius , 17.09.2018 20:29

Also das mit den zwei Lesern muss ich energisch dementieren, es sind zwei Leser, die die Geschichte kommentieren, lesen tun sie viele. Das ist ja das Desolate an den „Einheimischen“, dass sie nur mal für Sekunden reinschauen, ob unter den Gedichten was Neues steht und ob kommentiert wurde und dass sie dann schnell wieder abhauen.
Die nicht sichtbaren Leser, für die ich praktisch alles schreibe, sonst könnte ich es gleich in den Müll stecken, lesen hier und anderswo sehr wohl mit, sonst wäre ich längst depressiv dem Suff erlegen.

Aber die Geschichte ist originell und witzig und würdig, einem wirklich großen Publikum zugänglich gemacht zu werden. Sie ist auch einzigartig von ihrer stilistischen Form, Fantasie und Krimi zugleich, mit Witz und Geist zurechtgestrickt.
Auch ich habe sie mir als Lesezeichen gespeichert, ich finde sonst ja nie was wieder, nicht mal meine eigenen Sachen.
Du hast dir viel Mühe gemacht und man sieht, dass du Spaß hast dabei, die Wege deiner Fantasie mitzugehen.
Ich jedenfalls möchte immer weiterlesen und die Figuren wachsen einem langsam ans Herz.

Sirius


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RE: Ein Schnabeltierkrimi in schwer symbolischen 7 Kapiteln

#9 von Karl Ludwig , 18.09.2018 13:57

Präambel: Warum Schnabeltiere? Haben da etwa mehrere Schöpfer aus den Überresten der Schöpfung geschöpft?

Vorstellung der Hauptfiguren:

Orni = hat zu viel Romane gelesen und leidet an akutem Scharfsinn
Ornelia = Mutti mit ausgeprägtem Beschützerinstinkt
Torsten = ein Kumpel, mit dem man Pferde stehlen könnte. Seepferde natürlich.
Annabell = bereitet sich seit Ewigkeiten auf die nächste Lebenskrise vor
Anatinitus = Hört einen nordkoreanischen Radiosender.
Hünkus = Eigentlich sollte es ein Mädchen werden
Kushün = Eigentlich wollten wir einen Jungen
Sonnabend = Mysteriöser Findling. Wurde wie Freitag benannt, nur an einem Samstag
Enorm = Heißt in Wirklichkeit Erich, aber alle anderen finden ihn Enorm Anstrengend
Inro = Nicht nur vom Namen her der Gegenspieler von Orni
HeyDuDa = Niemand erinnert sich noch an seinen echten Namen
Katherina mit K und nicht mit C = Der Taufpate hatte sich einen Notiz gemacht, um bloß keinen Mist zu bauen
Judith = als Nummer 13 schwer vorbelastet und natürlich die Bösewichtin

Namenlose Leiche = Tot
Waschfrau = Schon auf der Jungfernfahrt gestorben
Koch = Vegetarier
Buffi = tut lustig, ist aber schlecht wie die Pest
Barrabas = auch abgrundtief schlecht
Käpt'n Huck = Der Allerschlimmste
Peter = Ohne Wolf aber mit viel Geträller. Einer von den Guten. Von den zu viel des Guten.
Skruuge = Geläuterter Sünder, einst schlimmlich dantekesker Anwärter auf acht der sieben Höllen

Und jede Menge Ureinwohner, die für Lokalkolorit sorgen, aber ansonsten keine Rolle spielen. Und Getier in jeder gottverdammten Variante: Ein identitätsgestörter Biber, der sich verlaufen hat, ein Grottenolm als abschreckendes Beispiel, Schlangen, Ratten, Kängurus, Beuteltiger, Wombats und all so was, aber die meisten von denen tauchen nur pittoresk am Horizont auf und verlieren sich, sobald man umblättert, bzw. runter scrollt.


Orni Thor Hynchus von Anatinus

Kapitel I, in dem der Held fast ein kleines Problem weggesoffen hätte, wenn er nicht zu betrunken für dafür gewesen wäre.

Während des kaltem Wetters war Orni für mehrere Tage in eine Kältestarre gefallen, den so genannten Torpor. Nun wacht er auf und weiß sofort, dass etwas nicht stimmt. Das Wasser im Tümpel seiner prächtigen Schlafhöhle ist ungewöhnlich warm, fast 8 Grad, wie ihm sein eingebautes Thermometer mitteilt. Der Grund wird auch sofort ersichtlich. Eine menschliche Leiche liegt kopfunter im flachen Wasser, hat dieses leicht angewärmt und versperrt den Überlauf, bzw. den Ausgang.

Da scheint sich jemand überschätzt zu haben. Ein Schnabeltierjäger, tot verkeilt im engen Höhleneingang, ist doch ein recht erfreulicher Anblick. Jedenfalls für ein Schnabeltier. Neugierig paddelt sich Orni Thor Hynchus von Anatinus näher ran und mit ihm ein Stammbaum, der bis ins Mesozoikum zurückreicht. Daneben sind Menschen nur ein vorübergehendes Umweltrauschen. Aber lästig wie Dorsch, Waran, Schlange, Ratte.

Anstelle einer Fußnote: Von den modernen Schnabeltieren existieren tatsächlich keine Spuren, die älter sind als ca. 100.000 Jahre und paar kaputte. Wir haben es hier aber mit einer unmodernen, ursprünglicheren Art zu tun. Die dazugehörige Erklärung kann noch einige Zeilen warten, wegen dem Spannungsbogen. Außerdem ist die Realität reine Interpretation, nicht nur im Schnabeltier-Milieu.

Der Unfall scheint erst vor kurzer Zeit passiert zu sein. Gut, dass es noch einen weiteren Ausgang gibt, denn die mahnenden Worte seiner Mutter hatten ihn vorsichtig gemacht: „Höre Sohn. Das anderes Wort für eine Höhle mit nur einem Ausgang lautet Falle!“ Doch bevor er dieses Phänomen näher in Augenschein nehmen will, muss er erst mal etwas essen um den Kreislauf in Gang zu bringen. An Phänomene ist er schließlich gewöhnt. Hunger findet er schlimmer. In seinem Rassengedächtnis sind ganz andere Mysterien gespeichert. Damals, nach dem großen Bumm, vor schlappen 66 Mio Jahren zum Beispiel, die maßlose Ausbreitung der Säugetiere. Das führte auch dazu, dass die klügeren Schnabeltiere anfingen, sich zu verstecken, aber egal. Die Vergangenheit war schließlich immer schon besser gewesen, selbst für Grottenolme, die doch wirklich nur saukomisch wirken im Vergleich zum Schnabeltier, von dem es tatsächlich keine Höhlenmalerei gibt. Nicht eine einzige! Das bedeutet bestimmt etwas … nur, was?

Es heißt, dass Schnabeltiere Einzelgänger wären. Die Wahrheit ist allerdings etwas komplizierter. Aus der unerklärbaren Morgendämmerung der Schöpfung, na gut, aber Ihr wisst ja was ich meine, Nachmittagssonne der Schöpfung wäre zwar exakter, würde sich aber wenig poetisch anhören, unverändert bis in die Gegenwart zu existieren, noch den Sauriern das Lachen beigebracht zu haben, ist nur möglich, weil einige Konstanten modifiziert wurden, wie Logik, Kausalität und so, und deswegen ist die Erklärung bloß narrativ existent, und somit sind Schnabeltiere multidimensionale Analogons einer Wesenheit, die, ach, lassen wir das … um die Erklärung zu verstehen, müsstet Ihr den Bildschirm falten und integrales Denken einbringen. Genügt ja, wenn ich feststelle, dass sich Orni mit einigen Jugendfreunden in der Traumzeit trifft, davon gibt es in Australien jede Menge, einige Krabbencocktails schnabuliert und etwas zu viel vergorenen Wurmsud schlabbert. Dazwischen werden Symposien abgehalten. In Versform.

Warum nur liegt ein nasser
Schnabeltierjäger im Wasser?

Und ist dabei auch völlig hin?
Wo verdammt, bleibt da der Sinn?

Tausendhand und Eiderdaus
Stirbt die Menschheit endlich aus?

Und wie es so oft passiert, wenn das zehnte Glas die taumelnde Selbsteinschätzung überholt, geschieht es auch diesmal: „Ich werde es herausfinden!“ brüllt Orni, natürlich bloß mental. Multidimensionale Erscheinungen brauchen keine Stimmbänder.

Und so kehren alle 13 anwesende Schnabeltiere aus der Traumzeit zurück in die Dimension der vorgeblichen Realität (nur drei bis vierdimensional, - einfach lächerlich). Als Erstes gräbt sich jeder wegen dem sogenannten Spezies-reflex, einen eigenen Fluchttunnel, dann umringen sie die Leiche: „Von dieser Seite ist nichts zu erkennen. Guckt ein wenig verstört, finde ich. Leicht Basedow die Augen. Lasset uns zur anderen Seite durch graben.“ Orni hat stillschweigend die geduldete Führung übernommen. Und 13 Tunnel erblicken das Licht der Welt, Quatsch, werden gegraben. Natürlich im dunkeln. Erblicken die Dunkelheit der Welt etwa? Das geht doch auch kaum.

Von der anderen Seite ist schnell erkennbar, dass dieser Jäger nicht freiwillig gestorben war, sondern Unterstützung dabei hatte. Orni schaltet seine Elektrorezeptoren an: „Vor noch nicht einmal zwei Stunden. Und jemand oder etwas hat ihn festgehalten, so dass er weder vor und zurück konnte, seht ihr diese Druckstellen? Hier, fünf und vier Blutmale, welche durch den Tod nicht unsichtbar wurden. Krass, im Vergleich zur blassen Bläulichkeit vom Rest. Keine Kampfspuren, nur einige Hautabschürfungen an den Händen. Er muss überrascht worden sein. Oder war zumindest sehr überrascht. Vielleicht kannte er seinen Mörder, oder seine Mörder und vertraute verkehrt.“


Kapitel II, in dem Orni-Held eine unruhige Nacht verbringt.

„Ich schlage vor, die Leiche zu entsorgen. Wir könnten doch einige Aasfresser einladen. Ich würde eine Goldbauch-Schwimmratte hierher locken, die dann ihren ganzen Clan nachholt und Ruck-zuck hätten wir hier keinen eingeklemmten Schnabeltierjäger mehr.“ Dieser Vorschlag kommt von Judith.

„Klar, aber Ratten! Und die fressen bekannter Maßen auch Genossen/innen unserer Art.“ Thorsten schüttelt sich angewidert.

Orni betrachtet seine Genossen und Genossinnen. Ein falscher Unterton klopft an sein Trommelfell und weist sein Hirn auf Schwingungen hin, die sich langsam nähern. Und das ist nicht alles. Die Diskussion entwickelt sich auch noch in die falsche Richtung. Die Anderen wollen ganz offensichtlich das Problem nur beseitigen. Nicht die Ursache ermitteln. Niemals hätte Sherlock Holmes so gedacht. Der hätte überhaupt nicht ans Nichtdenken gedacht. Das ist ja das Blöde, oder, je nach Veranlagung, das Tolle am Denken. Man kann es nicht abschalten und ich denke, dass hier ein Kriminalfall allererster Kajüte vorliegt. Ich will wissen, wer hier wen umgebracht hat und warum. Das Wie scheint festzustehen. Haben wir überhaupt nach Fußspuren, Fingerabdrücken, nach 'Indizien' gesucht? Und außerdem nähert sich ein Boot, peil, bei 9,6 Km/h Rudergeschwindigkeit und 2,87 Kilometer Entfernung ist die Ankunftszeit in ungefähr 0,29895 Stunden, also in ca. 20 Minuten. Hm. Noch mehr Menschen! Vielleicht sogar die verantwortlichen Übeltäter, welche es zum Tatort zurückzieht? Umschwabbert von einer dunklen Aura wie von einer Gewitterwolke. Elektrorezeptoren können nämlich auch anders eingesetzt werden, als nur zur Wurm- und Krabbensuche. Aber das haben die Anderen noch gar nicht geschnallt, außer vielleicht Sonnabend. Und Judith sollte ich auch besser im Auge behalten. Sie neigt dazu, gute Vorschläge … äh … vorzuschlagen, die nur den Nachteil haben, jedes Problemchen in eine chaotische Katastrophe zu verwandeln. Und außerdem versteht sie sich zu gut mit der Rautenpython hinter der Flutgrenze. Ha, und wie sie damals …, ach, das gehört hier nicht hin.

Anatinitus brabbelt etwas dezidierten Singsang: „?? ??!“ Keiner hört ihm zu. Das ist bloß die Wiederholung der letzten Sendestörung von Radio Pjöngjang.

„Ich verstehe euch nicht. Wollt ihr denn gar nicht wissen, was hier vorgefallen ist? Und wenn Euch das nicht interessiert, so müsstet ihr doch wenigstens überlegen, ob dieses Ereignis die Sicherheit der Schnabeltierheit gefährden. Also eure ganz persönliche.“

Inro bricht sein wohlkalkuliertes Schweigen: „Vielleicht kann dir ein Beruhigungstee helfen, diese Zwangsüberlegungen wieder los zu werden. Oder ein Psychiater. Wie auch immer. Ich gehe jetzt pennen, die letzten Wochen Schlafen waren doch recht ermüdend.“

Orni nickt zustimmend und verzieht sein Entenmaul in den Ecken leicht nach oben. Manchmal verursacht Inro genau das durch Widerspruch, was Orni ursprünglich erreichen wollte. Man muss nur abwarten.

Der ganze Verein zieht von dannen und hinnen bleibt nur Orni unauffällig zurück. Noch 10 Minuten um sich auf die (Schnüff), aha, drei (Schnüff-schnüff), aha, Männer vorzubereiten. Bestimmt gibt es tausend gute Gründe, warum sie kilometerweit in der Nacht durch gefährliche Klippen rudern. Wenigstens einen davon würde er gerne erfahren, denn völlig klar ist doch wohl, dass diese Leute etwas mit dem ertrunkenen Opfer zu tun haben müssen. Ansonsten könnte man doch bestimmt von eher schlechten Gründen ausgehen. Äh. Oder so. Oder wenigstens so ähnlich …

Am nächsten Morgen war Orni verschwunden. Der geneigte Leser wird ihm im nächsten Kapitel wieder begegnen.


Kapitel III, in dem Orni wieder auftaucht.

Wenn Schnabeltiere dem, ja, im Prinzip Süsswasserkrill auflauern, sich Gewürm zu Gemüthe führen, unter Steinen nach kleinen Krebsen suchen, was alles keine echte intellektuelle Herausforderung bedeutet, dann verblöden sie genau so, wie Menschen bei stupiden Tätigkeiten.

Zweite Fußnote mitten im Text: Das stimmt! Wissenschaftler haben herausgefunden, dass pro gepflastertem Quadratmeter Kopfstein, die Intelligenz um 10 % abnimmt. Die könnte sich nach Feierabend zwar wieder regenerieren, das wird aber gerne mit viel Feuerwasser unterdrückt. Bitteschön, hier für die, welche nicht unbesehen glauben, dass Schnabeltiere in Wirklichkeit aus einer Hyperdimension stammen, und selbst bei den tolerantesten Beuteltigern als Ausländer gelten = https://www.berliner-zeitung.de/ratgeber...s-dumm-24165660

Seine Volksbrüder und -schwestern suchen unter sämtlichen Steinen in allen ihnen bekannten Höhlen. So lange, bis HeyDuDa vorschlägt doch mal in einer, ihnen unbekannten Höhle nachzusehen. Es erweist sich als schwierig. Der Eingang zur einzigen, ihnen unbekannten Höhle liegt inmitten eines uralten Heiligtums aus Marmor, den ein längst vergessenes Volk einst erschuf um einem ebenso vergessenen Gott zu huldigen, und bei ekelhaft stinkenden Gebräu aus halbvergorenen Buschfrüchten mit Schimmelüberzug einige Stammesfeinde mit ausgeklügelten Methoden in die Hölle zu schicken. Zu Recht. Die große Flut hielt sich dank diesen und anderen energischen Maßnahmen meistens diskret zurück, und die Priester behängten sich mit blutigen Totems damit das auch so blieb. Damals. Alles gut!

Dieser Eingang wird von einem Biber bewacht und verbissen verteidigt. Er füllt den Eintritt in Gänze aus, streckt allen Schnabeltieren seinen Hintern entgegen und verteilt mit dem Schaufelschwanz beeindruckende Druckstellen in den sowieso schon ziemlich ungewöhnlichen Gesichtern.

Endlich gelingt es einem recht verbeulten Enorm (Der Anstrengende, eigentlich Erich), unter Mühen auf den hin und her peitschenden Schwanz zu springen. Und nun ziehen alle gemeinsam den Biber aus dem Bau.

Ornelia, die Mutti, versorgt bereits die vielseits geschlagenen blauen Flecken der 'Schlacht Um Die Zugangsberechtigung', und das Mädchen, welches immer so aussieht, als ob sie gerne Hosenträger zu Weihnachten geschenkt haben würde und die auch heimlich im Stehen ihre Blase leert, was übrigens für eine Schnabeltierin gar nicht so einfach ist, das Hinstellen auf die Hinterpfoten meine ich, steckt mutig ihren Kopf durch durch das enge Loch. Die anderen erschrecken, als sie einen dumpf klingenden Aufschrei hören.

Hastig zuckt Kushün zurück. „Ich will gar nicht wissen, was da drinnen ist.“ ruft Katherina ängstlich. „Was hast du gesehen? Sag schon.“

Annabell vermutet eine existentielle Krise in der Höhle und will davon laufen, aber Hünkus stellt ihr alle vier Schwimmflossen. „Jetzt hysterisiere mal ein wenig weniger. Da scheint ein Licht zu scheinen.“

Kushün erscheint dem genaueren Beobachter allerdings nur ein wenig erschrocken. Im Gegenteil. Sie dreht sich zu dem flach gehaltenen Biber um und zieht schmunzelnd eine Augenbraue hoch. „Sag mal, was hast du dir denn dabei gedacht?“ Und zu den Anderen: „Lasst ihn los, er ist harmlos. Nur etwas verwirrt. Er muss Orni gefunden haben, als dieser gerade wieder mal in Kurztorpor fiel. Dann hat er ihn in ein Hochzeitskleid gesteckt auf einen eckig bekloppten Felsen drapiert und will sich vermutlich später mit ihm paaren sobald Orni wieder aufwacht, ungeachtet der Tatsache, dass Orni ein Schnabeltier ist und er ein Biber. Außerdem sind beide männlich und nach meinem Dafürhalten sollte wenigstens die Braut teilweise weiblich sein. Selbst der Grottenolm weiß das inzwischen.“

„Harmlos? Und die blauen Flecken da und das Eingedellte dort?“

„Stellt euch etwas weniger an. Aber hinten. Es gibt Wichtigeres zu lachen.“

Augenreibend kommt Orni aus dem Bau. „Was ist passiert?“ und nach einem Blick auf die Bekleidung sichtlich empört: „Und wer hat mir Rüschen angezogen?“

„Der Biber hier war es. Aber verzeih ihm, er weiß nicht, was er tut. Vielleicht hat er aber nun kapiert, dass es so nicht geht.“

„Ich Biber? Du nicht Jähn? Du Schapfeltier? Wie dumm! Hust-hust! Auch von mir …“

Orni schält sich aus Hüftgürtel, Mieder, weißen Strapsen und Schleier. „Übrigens, wo findet ein Biber überhaupt Brautkleider? Und Kerzen? Und wie zündet ein Biber diese wohl an?“

„Ist doch unwichtig. Ist halt Psycho. Wie kommst du denn hierhin? Wir haben dich überall gesucht. Die Leiche ist auch weg. Komm schon. Ich zeig's dir.“ Dieser vorwurfsvolle Tonfall konnte nur von Judith kommen.

„Ich will keine nicht vorhandene Leiche sehen. Die gibt es überall. Aber dieser Eingang hier führt in einen Raum mit seltsamen Zeichen an den Wänden.“

„Lass uns nicht weiter forschen. Die Leiche ist weg, das war doch die Hauptsache, und alles ist prima. Ich habe noch eingelegte Würmer in Mescal. Lasst uns das gute Ende begießen.“

Doch Orni dreht sich schon ab und verschwindet in der Grotte. Als die anderen missmutig folgen erweist dich die Grotte als Kaverne, aber diesen feinen Unterschied bemerkt keiner.

„Was stellen diese Wandreliefs denn für seltsam verrenkte Menschen dar. Und warum haben die ihr Fell abgeworfen? Sind die in der Mauser?“

„Oooch, die haben bloß etwas Spaß. Ja, es würde mich jedenfalls echt wundern, wenn die keinen Spaß hätten. Aber viel wichtiger scheint doch die Frage zu sein, was das hier für ein Ort ist und ob er mit den drei Männern zusammenhängt, die hier letzte Nacht rum stöberten und später die Leiche mitnahmen.“

„Drei Männer?“

Kapitel IV, Orni erzählt, was er zwischen dem zweiten und dritten Kapitel erlebte.

„Kommt mit. Ja, der Biber auch. Vielleicht können wir seine enthusiastische Verteidigungsbereitschaft sinnig verwenden. Strategisch als Überraschung und taktisch als Schleuder. Wir sind nämlich in ein absolutes, grauenvolles Grauen verstrickt, dass …, aber erst mal ganz viel von deinen Metaxawürmern. Mein liiieebeer Inro.“

„Ich Biber. Ich guter Biber. Ich brav. Falschen Fehler … äh, nicht … äh, ich braver Biber.“

„Ja-ja. Und nun allez hop!“

Und so nehmen alle anwesende Schnabeltiere plus ein artiger Biber auf weichen Algenkissen in der Wohnzimmerhöhle von Inro Platz und verkosten intensiv. Orni verkostet sogar ganz viele Gläser mehrfach, bevor er auf den Geschmack kommt und zu trinken beginnt.

„Also, bevor meine Aussprache undeutlich wird. Es erschienen drei Männer von der Seeseite her. Sie mussten sich gut auskennen, denn sie legten direkt vor unserem Haupteingang an, entzündeten Fackeln, kamen ohne Umwege rein und zogen die Leiche aus dem Höhleneingang. Dabei unterhielten sie sich. Ich machte in einem anderen Tümpel einen auf Krokodilmimikri, ihr wisst schon, nur Nase und Augen über Wasser, doch die drei sahen mich überhaupt gar nicht. Der eine hieß Käptn Huck und war das Alphamännchen. Er hatte ein Holzbein und nur noch vier Finger an der linken Hand. Die Betamännchen hießen Barrabas und Buffi, wobei Letztgenannter ständig über seine Kängurufüße stolperte. Sinngemäß meinte Käptn Huck, dass er den Toten an der Rahe des Flaggschiffes aufhängen will, als Warnung für alle anderen.

Barrabas wies darauf hin, dass Käpts Hucks Crew inzwischen nur noch aus ihnen und dem Koch bestünde. Dafür bekam er einen Tritt wahrhaft in den Hintern und zwar mit dem Pömpel unten am Holzbein, was selbst mir Tränen des mitfühlenden Schmerzes in die Augen trieb. Nachdem Käptn Huck seinen Pömpel wiedergefunden hatte, bitte fragt mich nicht wo, und Barrabas sich ausgequiekt hatte, fragte der andere, ob sie nicht noch weiter in die Höhlensysteme vordringen wollten. Die verneinende Antwort wurde von einem lauten Klatschen begleitet, das selbst diesen Biber hier beeindruckt hätte.“

„Ich braver Biber. Ich guter Biber.“

„Ja-ja. Hast die tiefen Teller nicht erfunden, gelle? Anschließend schickte er die Betamännchen und die Leiche weg. Und sie sollten bloß nicht auf die Idee kommen, auf irgendwelche Ideen zu kommen. Alle drei gehorchten, die Leiche eher widerwillig und musste deswegen getragen werden.

Das Alphamännchen zog sich dann bis auf die Unterwäsche aus, schob die Fackel durch ein Loch über dem Durchschlupf, und tauchte durch den Einlass zu den weiteren Höhlen. Ich folgte ihm nach einer kleinen Weile, die ich aber fleißig nutzte um seine Kleider mit einigen Ornithorhynchus venom C-type natriuretic peptiden und Hyaluronidase zu benetzen, besonders den Kragen seines erstaunlich weißen Hemdes. Tja, hinterher Rache zu üben, wenn alles eh schon zu spät ist, kann doch jeder Anfänger. Ich räche mich lieber schon vorher, denn meine Rezeptoren sind in heller Aufregung: Dunkeldenken und Dunkelfühlen! Monster aus der Dunkelwelt, denen das Leben Anderer nichts bedeutet. Dunkelsuche des abgrundtief Bösen.. Die Eingeborenen lassen uns wenigstens die Gnade des Respektes zukommen, bevor sie uns das Fell abnehmen, aber diese Menschen töten ohne einen weiteren Gedanken an die Implikationen zu verschwenden. Hat vermutlich was mit miesem Charakter zu tun, der sich wie ein Selbstläufer eigenbefruchtet und irgendwann Moral für einen Sänger oder eine Brötchensorte hält.“

„Mir doch egal, ob mich wer mit Respekt tötet oder aus Gleichgültigkeit. Hinterher bin ich genau so tot wie dieser Typ mit Kopf unter Wasser. Und Moral ist etwas für Wesen, die keinen Hunger mehr haben.“ Schon wieder diese Judith. Irgendwie scheint sie nicht verstanden zu haben, dass man Widerstand leisten muss, auch wenn der Erfolg nicht sicher ist. Gerade dann!

„Und nun kommt der Hammer. Ihr kennt doch alle dieses Loch in der einen Höhle, die sich für gar nichts eignet. Eine ehemalige Zisterne. Voll gepfropft mit diesem gelben Zeugs, das man weder essen kann noch trinken und das sich überhaupt nicht eignet um bequem drauf zu schlafen. Das schien ihn sehr zu erfreuen. Er kletterte hinab und kam mit einem blöden Stock zurück. Dann lachte er gemein, ungefähr so: Harrk, harrk, harrk! und kratzte Funkenzeichen und seltsame Linien in den Boden, was gar nicht möglich sein sollte bei Granit, und auf einmal wuchs eine Armee Schattenkrieger aus dem Boden. Eine weitere Geste und die Armee, meinetwegen auch um der Exaktheit willen bloß die Zenturie, versank wieder im Boden.“

Inro kratzt sich. Ein anständiges Schnabeltier hätte sich woanders gekratzt. „Bist du sicher, diesen Film nicht nur geträumt zu haben? Immerhin warst du am Schlafen als wir dich fanden. Das kommt mir alles ziemlich vage vor, sogar dubios, wenn ich es nach seiner Glaubwürdigkeit befrage.“

„Nun, du kannst ja die Abdrücke von einem Holzbein mit lockerem Pömpel suchen.“

Judith wirft recht subversiv ein: „Die könntest du auch selber schlafwandelnd produziert haben. Ich habe so meine Zweifel. Und wenn Orni doch keinen Albtraum gehabt haben sollte, können wir immer noch herausfinden, ob das Ganze nicht einen tieferen Sinn in sich verbirgt. Wer weiß schon, wofür es gut ist. Seit dem toten Schnabeltierjäger häufen sich die seltsamen Geschichten, welche er so erzählt. Er gibt sich wie unseren Anführer, dabei stiftest er nur viel Unruhe.“

Orni redet unbeeindruckt weiter. „Er legte den eigenartigen Stock neben den Brunnen, Danach verschwand er auf dem selben Weg, auf dem er gekommen war und genau so folgte ich ihm auch wieder. Dabei führte er leise Selbstgespräche:

„Nur noch die Zeugen beseitigen und dann möge sich die Restmenschheit vorsehen.“, und: „Der Koch kann eh keine vernünftigen Steaks, Barrabas ist mir zu verschlagen, und Buffi nur deprimierend.“, und: „Heute Australien und morgen die ganze Welt. Einer für alle! Jawoll! Alles für Einen! Alles mein! Übermorgen werde ich wohl ein wenig unterdrücken und potentielle Gefährder meiner Weltordnung läutern.“, und: „Was juckt denn der blöde Kragen so überzogen?“, und: „Vielleicht hätte ich die Waschfrau doch nicht den Haien vorwerfen sollen. Aber sie hatte es herausgefordert. So was von unwillig aber auch.“

Mehr passierte erst mal nicht. Das stinkende Übel in Form von vier Gestalten (eine tot) ruderte mit dem Dingi zurück. Es wird aber wiederkommen. Dann müssen wir es bekämpfen.“

„Wieso?“

„Weil wir die Guten sind! Zumindest wenn jemand zusieht und genau das tut gerade ein Leser.“

Alle Köpfe drehen sich empört nach oben und hoffentlich hat der Leser ein Amulett gegen den Bösen Blick in der Nähe.


Kapitel V, Pläne innerhalb von Plänen. Der Biber gibt alles. Die Idylle wird fast gerettet, jedoch …

Inro und Judith blicken skeptisch doch inzwischen hat Orni die Anderen halb auf seiner Seite, bestimmt aufgrund von Wankelmut. Oder artuntypischer Neugier. Jedenfalls steht 'Sonnabend Wie Freitag' mühevoll auf, verfehlt die Absätze, als er versucht die Hacken an einander zu klacken, was bei Schwimmflossen sowieso schier unmöglich ist, selbst wenn man die Häutchen zurück klappt und dabei nüchtern tut, und nuschelt: „Isch bin b'reit den Gambf gegen dasch … Ühb'l aufschunähm.“

Die anderen verstehen ihn aufgrund eigener Promille völlig richtig. Die Schlüsselworte lauten nämlich: Breit und Übel. Deswegen unternimmt keiner etwas gegen das sich anbahnende Gute. Thorsten der Seepferdedieb rechnet sogar kurz nach: „Also, bislang stehen die Chancen die Geschichte hier zu einem guten Ende zu bringen bei 1 zu 430. Das langt noch lange nicht.“

Orni delegiert leicht verschwommen: „Der Biber ...“

„Ich braver Biber.“

„Genau! … sch...schwimmt zum Hauptschiff, nagt erst das Ruder weg und dann ein großes Loch in den Rumpf. Auchas Dingi muss abgeklemmt werden. Seeleute können nicht schwimmen. Thorsten klaut zur Abwechslung mal keine Seltsamkeiten der Tiefen Hochsee, schonnern den Schtock neben dem Brunnen und ver...versteckt ihn. Und isch w... wi... wi... will mich von lesser Nach … schnarch …“

Das 21'gste Glas Meskal schlägt zu und streckt nieder.

„Na. Den Biber mit so einer verantwortungsvollen Aufgabe zu beauftragen, erhöht die Chancenlosigkeit enorm. Müsste also klappen.“

„Biber ist lieb.“

„Diesmal aber sollst du böse sein.“ Thorsten macht auf Personalchef. „Wer begleitet ihn und passt auf, dass die Chancen gerecht verteilt bleiben?“

„ …“



„Doch so viele? Also Kushün.“

„Warum immer ich?“

„Damit Annabell von Lebenskrisen verschont bleibt.“

Das eine Auge des Betrachters folgt zwei keilförmigen Schaumstreifen, die auf ein großes Schiff mit Totenkopfflagge zeigen. Das andere Auge schaut zu, wie Thorsten den goldenen Stab mit Relief-Symbolschrift (Kringel, kotzender Geier, dreibeinige Hyäne mit Elefantenkopf, noch'n Kringel, aber andersrum, Skorpion mit Flügeln - ein Schreibfehler (X für U! Sollte ursprünglich ein Mistkäfer mit Federn sein) in seinen Schwanz einwickelt als wär's ein Baguette und wie er diesen Stock des Unheils aus dem Höhlensystem entfernt. Doch auch andere Augen blicken interessiert und müssen noch nicht einmal dabei schielen, als Thorsten ein Loch gräbt, den Unheilsbringer darin versenkt und einen kleinen Steinhaufen darüber errichtet.

Zoomen wir wieder auf das Schiff. Voll mit vier Leichen und einem Betrunkenen. Also erst mal das Befestigungstau vom Dingi durchbeißen. Dieses erweist sich als einfach und ist schnell erledigt. Das kleine Boot bewegt sich langsam in Richtung Küste. Dann wird der große Kahn vom Biber angegriffen. Nicht ganz so einfach. Der Biber nagt sich in atemberaubendem Tempo fast bis auf das Zahnfleisch. Und die Tontechniker spielen nun das Geräusch eines gurgelnden Abflusses ein, was aber mangels Audioschrift nicht zu hören ist. Eigentlich schade. Hört sich an wie Gruggel, Zisch, Blubb und „Verdammte Seeteufel!!!“. Letzte Worte kommen von Käptn Huck, der in einem rosa Nachthemd aus der Chefkajüte an Deck stürmt und feststellen muss, dass in seinem abtreibendem Beiboot ein Biber und ein Schnabeltier sitzen, die ihm fröhlich zuwinken.

Plötzlich wird Huck von Reue überwältigt, einem bis dahin unbekannten und somit unerforschten Gefühl. Einfach grässlich, wie er feststellt. Warum nur hat er nie Baden studieren? Aber ohne Volksschulabschluss wollte ihn ja kein Schwimminstitut aufnehmen. Ob die Zeit noch reicht, es aus Büchern zu erlernen? Doch dafür müsste er erst mal Lesen können. Die vier Leichen an der Rahe grinsen höhnisch: Ertrinken ist ziemlich unangenehm, scheint die Eine zu sagen, alleine durch Mimik und sanft schaukelnde Gestik.

Der Käpt'n als letzter Überlebender auf einem sinkenden Schiff? Das ist wirklich heroisch und gehört einfach zu dem traditionellen Seemannsgarn. Und Traditionen haben etwas Beharrliches, allerdings schließt diese Tradition völlig aus, dass der Kapitän deswegen der einzige Überlebende ist, weil er alle anderen umbrachte.

Und ein Kapitän mit nur der geringsten Ehre am Leib klettert auch nicht den Mast hoch, und brüllt aus dem Krähennest um Hilfe. Wer sollte ihn denn schon retten. Und dann geschieht das Unvermeidliche: Alle guten Taten seines Lebens ziehen an seinem inneren Auge vorbei, leider ist die Spule unbelichtet. Die schlechten Taten hingegen bereiten ihm selbst im Angesicht des Todes noch Genugtuung. Angesichts des Todes stimmte sogar. Der sitzt bequem in der Luft und schaut interessiert zu. Bei wichtigen Persönlichkeiten der Literatur erscheint der Tod nämlich höchstpersönlich um sicher zu stellen, dass alles so endet, wie es ab da nicht mehr geschrieben steht. Äh … Bitte?

„Ich glaube nicht an einen leibhaftigen Tod. Und die Harpune anstelle einer Sense finde ich geschmacklos. Kannst Du mir helfen?“

„Ja. Wenn der Schmerz unerträglich wird. Doch ich nehme nur Maß. Wir haben später eine Verabredung.“

„Wann später? Wie viel SPÄTER? Sei froh, dass ich meinen Degen unten gelassen habe.“

„Darf ich nicht verraten. Auch anthropomorphe Personifizierungen müssen sich an die Regeln halten. Die Schwerkraft kann auch nicht einfach beschließen, sich ab nun nicht mehr auszuüben und eventuell mal nach oben zu schubsen. Aber den Tod töten? Interessante Idee. Mortemzid? Würde gewiss alles noch mehr durcheinander bringen. Vergiss es. Ich gehöre zur natürlich Ordnung, bin Weltentor und die Letzte Grenze. Duck! Dich! Sterblicher!“

Dann verblasst das Gerippe. Hinterlässt noch nicht einmal ein Loch. Und die Galeone setzt leise knarzend auf Grund. Später umschwimmen mehrere seltsame Wolpertinger sein Wrack und singen lustige Lieder über Schiffe, Matrosen und Bordhunde.



Kapitel VI, Peter hat sich förmlich einen tasmanischen Wolf gelaufen um rechtzeitig zu vermasseln.

Die Sekunden vesickern so, als hätten sie keine Lust mehr, sechzig mal in der Minute zu ticken. Die Sonne brennt, selbst die Schnabeltiere lassen Käptn Huck im Stich und ziehen sich zurück. Vielleicht wegen den Haien, die kreisend auf die Flut warten, die dann bis über das Krähennest reichen würde?

Endlich bewegt sich etwas. Erleichterung schubst die Todesschatten und die Erinnerung an den ungewöhnlichen Besucher zur Seite, als er das Dingi auf das Krähennest zukommen sieht. Jemand rudert. Hatte er tatsächlich Einen übersehen?

Natürlich Peter, der das Beiboot verlassen am Strand fand, Hilferufe hörte, den Mann im Krähennest entdeckte und naheliegende, aber falsche Schlüsse zog.

„Soll ich Sie retten?“ Nur ein Peter kann solche Fragen stellen: „Ist da jemand?“, oder: „Regnet es?“, oder: „Schlafen Sie?“

Und nur ein Peter kann, sofort nachdem Käpt'n Huck das Dingi geentert hat, aufgeregt von der Beobachtung einer Beerdigung eines gelben Totems durch seltsame Tiere berichten, mit exakter Beschreibung des Steinhügels über der Begräbnisstätte und den genauen Weg dorthin. Als er daraufhin ins Wasser geworfen wird, mitten unter die Haie, lernt er in Sekundenschnelle, dass Dankbarkeit eine noch kürzere Halbwertszeit hat als seine momentane Lebenserwartung.

Diese menschgemeine literarische Inkarnation, diese Essenz eines Bösewichtes sozuschreiben, rudert dieweil in einem rosa Nachthemd davon und sieht dabei mehr niedlich aus als Wombats aus Plüsch. Doch das Böse ist mit ihm.

Zuerst rennt der nun völlig Enthemmte zu dem Grab, gräbt und greift sich das Zepter. Dann führt er komplizierte Bewegungen durch, anscheinend mit drei Stck. Ellbogen, der Leser möge den Blick besser abwenden, sensible Geister könnten von diesen, an Makramee erinnernde topounlogischen Gesten einen Knoten im Hirn entwickeln. O.K. Augen wieder auf! Denn nun passiert … Moment noch … Gleich ... Ah, jetzt: Unbeeindruckendes Nichts!

„Du musst in den Tempel zurück. Das Ding da funktioniert nur dort.“ Das ist Skruuge auf der Suche nach Geistern, davon gibt es in dieser Gegend mehr als woanders. Skruuge musste noch erwähnt werden, weil er im Vorspann vorkommt. Und wird natürlich von einer goldenen Keule direkt zwischen die Augen getroffen.


Kapitel VII, So was von Klimax aber auch, der wortreich aus losen Handlungsfäden kulminiert. Wobei zu berücksichtigen ist, dass auch die narrativen Traditionen von Krimis berücksichtigt werden müssen, wie: 'Chancen von Eins zu einer Million sind völlig normal und klappen immer!'

Schwierig wird es erst bei Chancen von Eins zu 999.999 oder gar 1.000.001!

Wer kann nun noch den Adrenalinberauschten bremsen? Die uneinigen Schnabeltiere etwa? Orni stürmt hervor. Normaler Weise werden Giftsporne nur bei Revierkämpfen eingesetzt und tun kaum weh. Jedenfalls den Schnabeltieren. Haben mehr einen Pheromonezweck um Weibchen zu beeindrucken. Aber Menschen können das Gift überhaupt nicht ab. Ein Tritt und Orni fliegt zur Seite. Die Anderen zögern, bis Inro murmelt: „Alle für einen? Ja?“

Ein vielstimmiges „Ja!“ folgt und alle stürzen sich auf Käpt'n Huck, der mit der Fackel um sich schlägt. Ab und an hört man ein „Quik!“ gefolgt von einem „Klatsch!“, manchmal auch „Platsch“, wenn ein geblendeter Höhlenbewohner ins Wasser fliegt. Es ist wahrlich ein ebenso fairer Kampf wie zwischen einem betrunkenem Büromenschen und einem Weltklasseboxer. Schlicht ein blutloses Gemetzel (Schnabeltiere haben die zähste Haut der Welt), selbst der Biber gibt auf macht einen auf toten Hund.

Der Weg ist frei. Ja, manchmal ist Alles nicht genug. Solch Wissen gehören zum allgemeinen Erfahrungsschatz eines jeden Lebewesens. Das macht es aber auch nicht besser.

Der zukünftige Weltenherrscher steht nun in dem Tempel mit der Zisterne. Doch auch hier bleiben seine spastischen Zuckungen ohne Erfolg. Und es ist keiner über, den er verantwortlich machen könnte.

Halt, was ist das denn? Das da in dieser Nische dort. Hä? Ein Buch? Er zieht es hervor und klappt es auf. Natürlich kann er die Worte nicht lesen, aber er versteht den Sinn:

Hantbuch. Bidde sorchfältich lesen. Pesonners die swanzich Gabittel üper Haffungsauschschlusch.

Wenn tu gefindet goldiges Zaubberstabb habest Du testern frei für Süstemstart. Für endige Implemendierunk du nötigst Schnabbeltier. Nur Schnabbeltiere gönnen kewaltige Schattenkriegerheer ubdäten. Sie sein dermaßen geheimes Wächter, dass sie selber nicht wissen von das. Vorsicht, nicht in Kinderhände gelangen lassen.

Weiter wollte er nicht verstehen. „Die sind doch alle kaputt“, ruft er wütend, doch ein Geräusch wie Wischmob auf Waldboden lässt ihn umwirbeln.

Judith krabbelt heran und ignoriert ihre blauen Flecken. Auch hier konnte Käpt'n Huck nicht hören, was sie sprach, doch er verstand es. „Ich habe das Wort. Es steht praktischer Weise auf dem Zepter. Nur welches ist es? Und man hat nur einen Versuch, dann muss man einen Mond lang warten. Können wir ins Geschäft kommen?“

Der Böse hebt sie hoch. „Was verlangst du?“

„Das Selbe wie du. Macht! Nicht diese zahme, hausgemachte, sondern echte Macht über mein Volk.“

„Judith! Was tust du?“ Dieser entsetzte Aufschrei kommt von Annabell. Endlich hat sie die alles bedrohende Lebenskrise gefunden. Doch darauf ist sie trotz aller Vorbereitung nicht vorbereitet. Nichts kann einen darauf vorbereiten. Wenn das Grauen sich anschickt die Macht zu übernehmen, dann wird harntreibende Angst zur alles verschlingenden einzigen Wahrheit.

Auch die anderen klettern hinkend in den Tempelbereich und halten sicheren Abstand. Der Biber auch und selbst Peter nebst Scruuge sind dabei. Thorsten rechnet schnell nach und nickt dann zufrieden, Ja. Das passt. Die Wahrscheinlichkeit aus diesem Schlamassel wieder raus zu kommen beträgt exakt 1 zu 1.000.000 und das muss reichen, sonst würde ja jegliche Tradierung den Sinn verlieren. In allen vernünftigen Geschichten löst der Bösewicht am Ende seinen eigenen Untergang aus und findet die gerechte Strafe. Beruhigt legt er sich auf den Boden und harrt den weiteren Entwicklungen.

„Ihr müsstet doch tot sein.“

„Nö. Bei mir waren es bloß Delphine und die trugen mich sogar ans Ufer, so wie es die Überlieferung verlangt. Vielleicht waren es auch Tümmler.“

„Und ich bin bei Gold noch nie tot gegangen. Im Gegenteil. Und ich rieche viel Gold, das ich benutzen könnte, um diese Welt zu einem bessern Ort zu machen. Was meinst du Peter?“

„Ja, schon. Aber noch hält dieser Übergeschnappte dort den Handlungsstrang in Atem. Und wenn ihm Judith dabei hilft …“

Judith zeigt auf eine bestimmte Stelle auf dem Stab. „Dieses Wort.“

„LEBEN!“ Der Boden erzittert und 10 Schattenkrieger wachsen aus dem Marmor. Nun ist wirklich alles zu spät. Vielleicht war es doch 1 zu 999.999 gewesen.

Judith aber springt lachend vom Arm. „So was passiert den Leuten, die eine Betriebsanleitung nicht zu Ende lesen. Du hast das Wort verkehrt rum ausgesprochen. Bei Leben erwachen die guten Krieger, für die bösen hättest du Nebel sagen müssen.“

Orni eilt auf Judith zu: „Gut gemacht!“, und gemeinsam tanzen sie den Schnabeltierwuppdich, bis alle aus der Verblüffung fallen (außer Thorsten, der kein bisschen erstaunt ist), und in einer Polonaise um den erstarrten Schlimmsten aller Schlimmen herumtanzen.

„Was sollen wir mit diesem Mistkerl machen?“

„Nichts. Er ist erledigt. Von nun an werden 10 nebelhafte Gestalten aufpassen. Und wir können den Zauberstab wieder zurückbringen. Und etwas Gold für ein gutes Werk nehmen und Scruuge geben.“

Und wenn sie nicht gestorben sind, und wenn sie nicht krank wurden oder senil, so leben sie noch fröhlich heute.


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RE: Ein Schnabeltierkrimi in schwer symbolischen 7 Kapiteln

#10 von Sirius , 18.09.2018 20:27

Ich kann nur sagen: Großartig! Von vorne bis hinten! Und du hast ja von Anfang an alles durchdacht. Schon der Vorspann macht Lust auf die Geschichte und du hältst auch das Niveau bis zum Schluss durch.
Eine tolle Leistung, ein Highlight unter den Geschichten!

Sirius


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RE: Ein Schnabeltierkrimi in schwer symbolischen 7 Kapiteln

#11 von Karl Ludwig , 19.09.2018 04:10

Danke. Habbe erstmal fettich. Sind noch einige Unlogismen und Stilfehler enthalten. Muss abhängen. Eine Zenturie z.B. besteht dem Namen nach schon aus zehn Soldaten, nicht aus sechzig. Macht nix. Und ja, ein wenig stolz bin ich auch auf mich.


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RE: Ein Schnabeltierkrimi in schwer symbolischen 7 Kapiteln

#12 von Jonny , 19.09.2018 19:39

Ich hebe mir deine Geschichte jetzt etwas auf, Karle.
Weil ich sie mit Ruhe lesen will.
Sie ist es wert!
Aber beim überfliegen hat sie mir schon gefallen.
Ich hasse meine Zeitlosigkeit...
Trotzdem lasse ich vorerst ein "gefällt mir sehr" hier!!!

Danke dafür, Karle!

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