Wo Rechte marschieren, da werden Journalisten angegriffen
Gewalttaten gegen Journalisten in Deutschland häufen sich laut einer Studie. Nun fordern auch Presserat und Innenministerkonferenz die Polizei auf, Journalisten besser zu schützen.
Von Julian Dörr
Die Vorfälle lesen sich wie Szenen aus einer dunklen Vergangenheit. Oktober 2015, der Tagesspiegel-Kolumnist Helmut Schümann spaziert durch seine Nachbarschaft in Berlin-Charlottenburg. Plötzlich ruft jemand: "Schümann, du linke Drecksau". Es folgt ein Schlag, der Kolumnist stürzt, der Angreifer flieht.
Oder diese Geschichte, aus dem April: Zwei freie Journalisten filmen in der Nähe des Grundstücks von NPD-Mitglied Thorsten Heise. Daraufhin werden sie von zwei maskierten Männern verfolgt, die sie mit ihrem Wagen erst von der Straße abdrängen und dann mit Schraubenschlüssel und Messer angreifen.
Das sind nur zwei der mehr als 80 Fälle, die das European Centre for Press & Media Freedom (ECPMF) in Leipzig in den vergangenen Jahren gesammelt und in einer Liste mit politisch motivierten gewalttätigen Übergriffen gegen Journalistinnen und Journalisten in Deutschland kategorisiert hat. Die aktuellste Version dieser Liste finden sich im Anhang des Reports "Feindbild ,Lügenpresse'", den das ECPMF am Donnerstag zum dritten Mal seit 2016veröffentlicht hat. Dieser Report kommt zu einem düsteren Schluss: Die Gewalt gegen Journalisten nimmt derzeit wieder zu.
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https://www.sueddeutsche.de/medien/press...iffen-1.4138275
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