Sinnlos in den Wald rasen
War man bereits gut beraten, den Worten des Butlers Stevens nicht blind zu trauen, entwirft Kazuo Ishiguro in Die Ungetrösteten eine vollkommen aus den Fugen geratene Welt. Hier ist nun wirklich alles höchst unsicher, hier wird das Lächerliche zum Absoluten erhoben, hier gibt es keine Aktion, lediglich Reaktion.
Dabei beginnt alles recht konventionell: Der weltberühmte Pianist Mr. Ryder checkt in einer namenlosen Stadt in ein Hotel ein, da er dort drei Tage später, am Donnerstag, ein Konzert geben soll. Doch kaum ist er angekommen, tauchen scheinbar wildfremde Personen auf und bitten ihn um die absurdesten Gefallen: Der Hoteldirektor möchte, dass Ryder sich die lächerlichen Sammelmappen seiner Frau ansieht, der Hoteldiener ersucht ihn um Vermittlung zwischen ihm und seiner Tochter. Doch auch Ryders Erinnerung scheint gestört: Er kennt seinen eigenen Terminplan nicht und kann sich auch nicht genau erinnern, was für eine Darbietung man von ihm am Donnerstagabend erwartet.
Das erinnert nicht von ungefähr an Franz Kafka, ist doch die Hauptfigur ihrer Selbst höchst unsicher und strebt vordringlich nach Orientierung in einer Welt, die einen Überblick permanent verunmöglicht. Wenn Ryder an besagtem Donnerstag versucht, durch die labyrinthartige Stadt zum Konzertsaal vorzudringen und sich plötzlich einer mitten auf der Straße stehenden Mauer gegenübersieht, erinnert das deutlich an die kläglichen Versuche des Landvermessers K., zum Schloss vorzudringen.
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