Großer Roman über eine zerbrechliche Kindheit
Loyalitäten von Delphine de Vigan, aus dem Französischen von Doris Heinemann
Ganz bestimmt keine leichte Kost, das sind die Bücher der französischen Autorin Delphine de Vigan. Sie schreibt über Gewalt in der Familie, Gewalt in der Gesellschaft, Gewalt gegen sich selbst - und das stets mit autobiografischen Zügen. Ihr neuer Roman heißt "Loyalitäten".
Zerbrechlich sieht er aus, vielleicht: als sei er bereits zerbrochen, als habe man ihn gebrochen. Diese dunkle Ahnung beschleicht die junge Lehrerin Hélène, sobald sie ihren Schüler Théo sieht.
Ich dachte, der Kleine sei misshandelt worden, das dachte ich sehr bald, vielleicht nicht an den ersten Tagen, aber nicht lange nach Schuljahresbeginn, es war etwas an seiner Art, sich zu halten, sich dem Blick zu entziehen.
Die aufmerksame Lehrerin weiß, wovon sie spricht: Hélène wurde selbst als Mädchen vom Vater regelmäßig verprügelt. Kinder kann ihr Körper dank der schweren Misshandlungen nicht mehr bekommen. Sie ist eine der trostlosen, suchenden Figuren in Delphine de Vigans neuem Roman. Verheddert in einem komplizierten Gestrüpp arbeiten sie sich alle ab an ihren "Loyalitäten". Die - das stellt die Autorin im Vorwort klar - nicht nur Positives bedeuten:
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https://www.ndr.de/kultur/buch/Delphine-...itaeten102.html
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