Ewige Fremde
Elena Ferrantes Debütroman liegt in einer neuen, fantastischen Übersetzung vor.
Genau an Delias Geburtstag, dem 23. Mai, wird die Leiche ihrer Mutter Amalia am Strand eines Ferienorts angeschwemmt. Sie trägt nichts als einen BH aus feiner Spitze. Ein teures Stück, wie es die Mutter in ihrem Leben nie getragen hat. Dieses effektvolle Detail wird in Elena Ferrantes Debütroman, der 1992 erschien und jetzt in einer fantastischen neuen Übersetzung von Karin Krieger vorliegt, noch eine Rolle spielen. Und doch führt die Autorin der Welterfolgsreihe von der «Genialen Freundin» ihre Leser mit dieser Andeutung auf eine nicht ganz richtige Fährte.
Delia, die längst erwachsene Tochter, reist aus Rom in ihre Heimatstadt Neapel und beginnt zu recherchieren: Wer war der Mann, von dem die Mutter kurz vor ihrem Tod am Telefon gesagt hatte, er wolle ihr etwas antun und der Tochter auch? Wie ist Amalia ums Leben gekommen? War es Mord, ein Unfall, oder hat sie sich das Leben genommen? All das sind Krimifragen, aber Delias Nachforschungen führen sie nicht zu Mördern und Verschwörern, sondern tief hinab in ihre eigenen, teils trügerischen Kindheitserinnerungen.
Zu Erinnerungen an einen Mann namens Caserta, der früher ein Verehrer – und vielleicht der Liebhaber – ihrer Mutter Amalia war und ihr in den letzten Monaten ihres Lebens erneut den Hof gemacht hat. Und zu ihrem eifersüchtigen Vater, der Amalia in Delias Kindheit regelmässig blutig schlug. Der nie akzeptieren konnte, dass sie ihn viele Jahre zuvor verlassen hatte.
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https://www.tagesanzeiger.ch/kultur/buec.../story/22938264
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