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RE: Etwas passiert

#1 von Karl Ludwig , 19.01.2016 10:18

(Vielleicht einen kleinen Pfad anlegen, für die 'Das Beste aus meiner Schublade' Geschichten? Der geheime Gedanke dahinter lautet: Fast alle meine Werke sind futsch gegangen, als ein bevorzugtes Forum renoviert wurde. Nun sammel ich Rudimente von der Festplatte (die zwischenzeitlich auch kaputt ging) und aus einem anderen Forum, wo ich einst einiges aushängte.)

Aber was?

Eines Tages hatten die Forscher genug von davon, der Wirklichkeit hinterher zu recherchieren und begannen mit damit, die Unwirklichkeit zu ergründen. Die Wirklichkeit würde schließlich immer weniger genau, je genauer man hinschaut, die Unwirklichkeit hingegen immer genauer. Die Chaostheorie entstand. Diese war allerdings schon meiner Oma bekannt (MögeSieInFriedenRuhn): „Is das’n Chaos!“ war einer ihrer Lieblingssprüche, wenn sie mein Zimmer mit geschultertem Schneeschieber betrat.

Chaotische Strukturen sind untereinander ähnlich. Und selbstähnlich auch noch.

Stimmt: Unter meinem Bett sieht es tatsächlich ähnlich aus wie in der Küche. Und dort sieht es aus wie auf meinem Bett. Die Socken stinken beinahe wie mein Kühlschrank, das Licht über der Spüle ist fast genau so kaputt wie die Dusche, usw. Meine unmittelbare Umgebung ist selbst ähnlich. Mir Selbst ähnlich…

Wenn man nur lange genug mit Chaos rumspielt, entstehen hübsche Muster und die Mathematiker liefern auch die passenden Formeln dazu. „Genau!“, dachten die Wissenschaftler und eine Zeit lang war es Mode, Fraktale aufs T-Shirt zu drucken und am Stammtisch: ‚Alles ist relativ’ durch: ‚Alles ist Chaos’ zu ersetzen. Da fühlten sich doch alle gleich viel besser.

Dass diese Formeln recht abstrakt waren und wenig mit Äpfeln zu tun hatten, störte kaum…

Nur die Philosophen nörgelten. Schönheit sei Wahrheit und so schöne Erklärungen wie zornige Götter, Wunder oder genügend Wein hätten es jahrtausendelang getan und wo, bittesehr, sei denn nun dieser verdammte Schmetterling, welcher für das blöde Wetter verantwortlich zeichnet?

Philosophen nehmen alles wörtlich, selbst wenn ‚Metapher’ draufsteht, und können mit Chaos wenig anfangen. Sie ordnen lieber. Moral, Träume, Überlegungen, Schönheit, Wahrheit und all dieses. Sie geben Dingen Namen und halten dann die Namen für Dinge.

Dieser Schmetterling ist dermaßen unwirklich, dass man schon von Unwahrscheinlichkeit sprechen kann, was einen Nebenzweig der Forschung beflügelte: Das Ungenauigkeitsprinzip. Was genau das ist? Weiß keiner nicht genau.

Die wildesten Theorien über die Unwirklichkeit entstanden. Sie sei musteridentisch chaotisch (hatten wir schon), netter als die Wirklichkeit, würde nach gebratenem Apfel schmecken und auch so aussehen, und da man von keinem dieser Denkergebnissen ein Gegenteil beweisen konnte, ließ man sie einfach alle gelten.

Die schnöde Realität sei bloß ein multidimensionales Bündel von Anweisungen, milliardenfach in, um und außer sich selbst gekrümmt. Die wirkliche Wirklichkeit wäre bloß eine mögliche Summe aus Elementen der Unwirklichkeit, hätte sich selbst gestrickt und sei enorm interpretationsbedürftig, kurz: Es handelte sich dabei um einen Prozess und der wäre ohne Differentialphilosophie nicht zu knacken.

Bei 26 hörten die Forscher auch damit auf, die Dimensionen zu katalogisieren. Zurzeit versuchen einige Wissenschaftler die Lehre von holistischer Methodik zu entwickeln, diese sei vielleicht hinreichend ungenau genug.

Die Unvereinbarkeit der Relativitätstheorie mit der Quantenphysik inspirierte bislang nur zur Erfindung von Superstrings! Die hätten vieles zu erklären und könnten sich als die Antworten auf die Fragen dahinter erweisen. Sehr stimmig, selbst bei mehrmaligem Nachzählen.

Die Wirklichkeit sei in Wirklichkeit unwirklich, lautete das Fazit. Die Unwirklichkeit hingegen sei wirklich. (Ein uralter Hut. Philosophen haben schon immer die Idee für konkreter gehalten als das Konkrete. Ha, wir erklimmen den Berg des Wissens und treffen oben auf einige kichernde alte Männer in reinigungsbedürftigen Gewändern: „Alles Illusion. Haben wir doch immer schon gesagt. Har-harr-harrrr!")

Auch das mag so sein. Dieser Verdacht würde spätestens dann zur Gewissheit, wenn man versuchte die Unwirklichkeit zu leugnen. Man spielt nicht ungestraft mit der Wahrscheinlichkeit. Nur ein Beispiel: Die Erde war einst wirklich flach. Erst der Mensch hatte den Verdacht, dass sie auch kugelig sein könnte. Und davon wurde sie rund. Naturgesetze entstehen erst bei ihrer Erfindung, eine Tatsache, die sich aus den Konsequenzen ergibt. (Beweist mir doch das Gegenteil)

Etwas passiert. Nur: WAS?


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Karl Ludwig  
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RE: Etwas passiert

#2 von Sirius , 19.01.2016 19:32

Lieber klsa,

der Beitrag bietet auch viel Stoff zum diskutieren, von deinem Bett mal abgesehen.
Eigentlich haben ja alle Frauen auch ganz steile Brüste. Erst als so ein Langweiler zuschaute, als ein Apfel vom Baum fiel und meinte, nun die Schwerkraft erfinden zu müssen, ging es auch mit den Brüsten bergab.
Dann kenne ich einen Wissenschaftler, der ist bereits bei über 200 Dimensionen, aber die meisten versuchen noch Einsteins Quanten in einen Schuh zu bringen.
So ist tatsächlich alles relativ, selbst das Chaos.
Mir hat deine Satire auch als philosophischer Beitrag gefallen, und an deiner Küche wären vielleicht sogar Wissenschaftler bzw. Forscher interessiert und Herr Hempel würde vielleicht sogar gerne ein Update machen.

Sirius


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