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RE: Mal ein ganz anderes Thema

#1 von Karl Ludwig , 22.01.2016 07:09

Es regt mich zwar nicht wirklich auf, aber kann mir mal wer sagen, warum Schwule und Lesben auf Teufel komm raus das Recht auf Heirat anstreben? Klar, unter dem Aspekt der Gleichberechtigung aller sexuellen Orientierungen ist der Besuch eines Standesamtes nicht unbedingt kontraproduktiv, womöglich sogar Steuer sparend, aber als standardisiertes Grundsatzbenimm? Als sozisexuelle axiomatische Weltanschauung?

Warum nur finde ich es kurios, paradox und allerliebst putzig? Irgendwie zum Schießen? Archaische Gepflogenheiten, die ihre Sinn verloren haben, etwa durch progressiv anmutende aber reaktionäre Konventionen ersetzen? Irgendwie ein komischer Ansatz.

Nun, ich bin älter als Opa Pscht und habe die Anfänge des anfangs recht zaghaften, später selbstbewussten Outings der gleichgeschlechtlichen Orientierten miterlebt. Wie sich aus schwer verwirrt- und reichlich verschämten Unter-Cover-Homosexuellen blasierte Dünkelvertreter entwickelten, die mich gallig auf ihre Unterdrückung durch Leute, unter anderem von solchen wie mich, hinwiesen. Und natürlich ziemlich absehbar und schnell eine Brücke zu Hitler schlugen, auf die Internierung und massenhafte Ermordung dieser harmlosen 'Volksschädlinge' in Konzentrationslagern zu sprechen kamen, und ob ich etwa irgendwelche Sympathien für dafür hätte.

Da bleibt einem doch nur noch das fassungslose Luft schnappen. Röchel.

Mein Argument, dass 'Schwulsein' doch nicht automatisch 'Besser Sein' bedeuten muss, im Grunde auch keine großartige Leistung sei und außerdem nicht halb so wichtig wie hier maßlos verbiestert vorgetragen, sorgte sofort für angemessene Empörung, auch und gerade bei den Nichtschwulen, die ihre weltmännisch liberal-revolutionäre Einstellung beweisen wollten. Sex besaß nämlich seinerzeit in der Tat all unser aller gesteigertes Interesse, klar doch, wir waren schließlich jung und meistens geil. Allerdings musste ich vor versammelter Haus- Frauen- Schwulenmannschaft zusätzlich auch noch betonend anmerken, dass das Restmensch, so als solches, hinter seinen sexuellen Präferenzen, auch nicht völlg unwichtig sei. Und dann trat ich ganz begeistert zusätzlich noch so richtig demonstrativ ins anbiedernde Fettnäpfchen: Ein Neger (damals durfte man noch dieses Wort benutzen und Negerküsse hießen noch nicht 'Schaumküsse'), der nur Neger sei und sonst nichts weiter, wäre mir auch nicht besonders beeindruckend. Ha! Neger und Schwule in einem Satz – Leute, das gab aber Mecker, ich könnte mich immer noch beömmeln.

Einst haben die Schwulen und Lesben GEGEN die Vorurteile einer bornierten, bigotten Gesellschaft protestiert, darunter fiel damals auch die institutionalisierte Beziehung (Ehe) als Relikt einer Frauen unterdrückenden Zeit: „Nicht der Schwule ist pervers, sondern die Gesellschaft!“ Ich habe immer noch die lautstark und aggressiv vorgetragenen Reden der Gruppe 'Rosa Wimpel' bei den Hausversammlungen im Arbeiterjugendzentrums an der Heeperstraße im Ohr: „Ihr Heteros seid doch alle bloß feige und verklemmte Schwule.“

Wer fragte letztens noch mal leicht bissig nach, wann er denn endlich sein Fahrrad heiraten dürfe. Ich glaube, das war sogar AD vor seinem Outing als Lösungsmittelvertreter der AfD.

Warum also unbedingt den Segen eines Staates für Stöpsel-egal-wen-und-wo? Wenn ich mir Elton John mit seinem Liebhaber vorstelle wird mir allerdings ganz seltsam. Genau so seltsam, wie bei der Vorstellung, dass Ron Wood (fast 70) seine Freundin (20) bespringt. Also stelle ich es mir besser gar nicht vor. Doch wenn ich mir zwei Südseeknaben beim zärtlichen Schmusen am Strand vergegenwärtige, ist es mir sogar ästhetisch und zwei Mädchen die sich gegenseitig streicheln finde ich durchaus erotisch. Warum also soll ich an daran herumdoktern?

Ich MUSS doch nicht Freude an Analsex zeigen, nur damit andere sich bestätigt fühlen, oder? Ich erwarte nämlich die selbe Toleranz, wie ich bereit bin, den Anderen entgegen zu bringen, solange sie nur das Maß wahren.

Also nochmal. Warum wollen Schwule und Lesben, Transen, Kastrierte, und andere Mitmenschen mit unkonformer Sexualität, unbedingt ein Dokument der Akzeptanz von einer Gesellschaft, die alles andere ist, als davon begeistert. Sakramentzefixhaleluja abba ooah!

Habt ihr denn überhaupt keine Angst, beim den nächsten Gesellschaftsproblemen als deren Mitverursacher auch einen auf die Omme zu kriegen? So wie immer schon?

Schließlich predigen in Deutschland noch immer Pastoren von der Kanzel, dass Schwule nicht in den Himmel kommen.


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RE: Mal ein ganz anderes Thema

#2 von Sirius , 22.01.2016 12:48

Also ich hab nichts gegen schwule Lesben oder gar gegen Monogame, ich toleriere selbst Inzucht unter Adligen, was sollen die sonst auch machen.
An dieser Stelle sagt man ja immer: Meine besten Freunde sind Schwule..Sind sie aber nicht, meine besten Freunde sind Arschlöcher wie ich.
Ich denke, jeder Mensch braucht einfach den Respekt und die Akzeptanz für sein Schwulsein oder dafür, dass er nicht so dämlich wie AD ist, der sein schwules Fahrrad heiraten möchte, weil es 24 Gänge hat.
Ich frage mich (ganz selten allerdings), ob die Gesellschaft schon reif dafür ist, dass ein Freizeitlyriker eine klassische Dichterin begatten darf, weil die ja einen ganz anderen Silbenbau hat als die Tapetenfrau aus Hessen.
Können wir uns gesellschaftlich diese literarische Vermischung wirklich gefahrlos leisten, ohne die Reime zu gefährden?
Oder kann ich mit einer Poetry-Userin „verkehren“, ohne anschließend Parteimitglied der AFD zu sein?
Das sind die Fragen, die mich (ganz selten) bewegen, da ist es mir egal, wo jemand seine Nüsse parken möchte und noch von mir mein schriftliches Okay in Form einer Urkunde haben möchte.
Und die Pastoren haben ja nicht so Unrecht: Schwule kommen nicht in den Himmel, sondern direkt unter die Kutte.

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RE: Mal ein ganz anderes Thema

#3 von BABS the SPECIAL ONE , 22.01.2016 15:59

Ich versteh die ganze Aufregung sowieso nicht.
Mir doch scheißegal, ob Guido Westerwelle mit Hella von Sinnen bumst, oder Wowereit sich von Ole von Beust einen runterholen lässt.
Sollen sie doch alle machen, wie es ihnen gefällt. Hauptsache, sie tun es nicht bei mir und stören mich nicht in meiner literarischen Umnachtung.
Punkt
Babs


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RE: Mal ein ganz anderes Thema

#4 von scrabblix , 31.01.2016 17:37

Zitat von klsa

Also nochmal. Warum wollen Schwule und Lesben, Transen, Kastrierte, und andere Mitmenschen mit unkonformer Sexualität, unbedingt ein Dokument der Akzeptanz von einer Gesellschaft, die alles andere ist, als davon begeistert. Sakramentzefixhaleluja abba ooah!



Dafür liefert unsere Gesellschaft eine Menge guter Gründe. Abgesehen davon, dass zwei Menschen den Wunsch verspüren, das Ziel des gemeinsamen Lebens vor sich und der Welt zu manifestieren, werden unverheirateten Paaren viele Hürden in den Weg gestellt.

Nehmen wir mal Hans und Karl. Seit zwanzig Jahren ein glückliches Paar. Hans verliert seine Arbeit. Nach ein paar Monaten steht der Antrag auf Hartz vier an. Die freundliche Mitarbeiterin beim Job-Center wird es sich nicht nehmen lassen, Karl um eine Verdienstauskunft zu bitten und ihm in der Folge mitzuteilen, dass er für den Unterhalt von Hans aufzukommen hat. Gleichwohl zahlt Karl Steuern in der Steuerklasse I.

Auch vor Krankheiten sind Hans und Karl nicht gefeit. Karl erleidet einen Schlaganfall, der ihm das Sprachvermögen und einen Teil seiner Bewegungsfähigkeit raubt. Hans erhält von den Ärzten keinerlei Auskünfte und bis auf seine täglichen Besuche im Krankenhaus, kann er nichts für Karl tun, da ein Rechtspfleger die Vormundschaft für Karl übertragen bekommen hat. Nach der Reha besorgt er Karl einen Platz in einem Pflegeheim, der letzte Ort an dem Karl jemals landen wollte. Hans sind die Hände gebunden. Karl verdorrt zusehends und verstirbt nach kurzer Zeit im Heim. Einen Anspruch auf Rente hat der todtraurige Hans nicht.

Das ist nur ein kleiner Teil der Stolpersteine, die unverheirateten Paaren in den Weg gelegt werden.


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RE: Mal ein ganz anderes Thema

#5 von kama tanha , 31.01.2016 18:49

Danke scrab für diese wichtigen Aspekte!

Im Übrigen finde ich, dass es selbstverständlich sein müsste, gleiche Rechte geltend zu machen. Egal welche Sexualität!


"Dokument der Akzeptanz von einer Gesellschaft, die alles andere ist, als davon begeistert"
Es gibt so viele Gründe, warum Menschen heiraten. Wie kommt "der Heterosexuelle" überhaupt dazu zu entscheiden, was erlaubt und richtig ist.
Und wer ist schon "die Gesellschaft".


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RE: Mal ein ganz anderes Thema

#6 von scrabblix , 31.01.2016 18:56

Die Gesellschaft ist der Zusammenschluss derjenigen, die den Nächsten nur wahrnehmen, wenn er anders ist. Aus diesem Andersein bezieht sie ihren Gesprächsstoff.


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RE: Mal ein ganz anderes Thema

#7 von kama tanha , 31.01.2016 19:05

Ja..das ist schlau erklärt...leider nämlich auch traurig und wahr.


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