Dieser Dichter ist ein Glücksfall für die deutsche Literatur. Er ist Luxemburger
Guy Helminger ist ein Frühaufsteher, den täglich die Lust am Text packt. Und in seiner Stammkneipe verkauft der Wirt auch seine Bücher.
Die Gegenwartsbelletristik oder das, was man ehemals schöne Literatur nannte, ist in unserem Jahrzehnt randvoll mit papierenen Entwürfen, zu Romanen gestylt und gestutzt, aus den Tastaturen von Journalisten, Lektoren, Werbetextern und Schauspielern, die die Umschulung der Sprache auf ein nicht mehr sinnlich Wahrnehmbares vollführen. Das Resultat ist etwas, das nichts mehr wissen will von Dichtung und Epik, von der Vertracktheit und Hintergründigkeit des Erzählens, den Fragmenten als «heilem Teil der Moderne», den losen Enden der Parabel.
Wie gut ist es darum zu wissen, dass jene, die vom Wort her kommen, anderes im Sinn führen. Und dass es jenseits der Bestsellerlisten grosse Kunst gibt, die sich nicht in einer Nische befindet, wie häufig behauptet wird, sondern auf einem Pfad, einem Passweg, mitunter auf einer Gratwanderung.
Vielleicht auch in einem Gebirgsmassiv oder auf einer Meeresstrasse, wo man einen wie Guy Helminger antreffen könnte. Einen, der Sprache als körperliches Werkzeug begreift, als Geräusch und Gesang, als einen Akt der Wahrhaftigkeit dessen, was wir als Individuen veräussern können. Mag der Begriff vom täglichen Wortwerk, von der unbändigen Arbeit an der Sprache, für einige altmodisch klingen, mit diesem Dichter wird er lebendig und handgreiflich. «Schreiben ist kein Akt, der am Tisch beginnt. Ich schreibe immer, egal, ob ich in der Bahn sitze oder in der Kneipe stehe», sagte Helminger in seinen Poetikvorlesungen an der Universität Duisburg-Essen.
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https://www.nzz.ch/feuilleton/guy-helmin...atur-ld.1457364
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