Monika Rinck
Alle Türen auf, Putzi!
Die Lyrikerin Monika Rinck zelebriert in ihren Gedichten Eleganz, Heiterkeit und poetische Unruhe. Das ist ein großes intellektuelles Vergnügen.
Von Michael Braun
Das neueste literarische Wappentier der Dichterin Monika Rinck hört auf den Namen Barkouf. Es ist ein Straßenköter aus einer Operette von Jacques Offenbach, ein allseits beliebter Hund, der es zum Gouverneur einer Stadt bringt und sich in das Herz des Volkes bellt. Solche grotesk-übermütigen und karnevalesken Motive, assoziativ kombiniert mit der ihr attestierten "Seiltänzerkühnheit", sind der Stoff, aus dem die Gedichte und Essays der gedankenschnellsten deutschen Poetin gemacht sind.
Der Literaturwissenschaftler Christian Metz hat Monika Rinck kürzlich in einer enthusiasmierten Studie zur "Monarchin" einer neuen "Lyrikaristokratie" nobilitiert. Zwar dienen solche Labels primär der Legendenbildung, aber in diesem Fall lässt sich verifizieren, dass Monika Rinck längst eine Ausnahmedichterin von großem Einfluss geworden ist, deren Strahlkraft weit über den kleinen Kosmos der Lyrikcommunity hinausreicht. So ist es auch kein Zufall, dass sie kürzlich das Frankfurter Projekt Fokus Lyrik kuratierte, den seit Jahrzehnten größten Lyrikkongress in Deutschland.
Die Dichterin zelebriert die Reflexionseleganz und Heiterkeit ihres Denkens anlässlich ihres fünfzigsten Geburtstags in diesem Frühjahr gleich in zwei neuen Büchern. Der Köter Barkouf hat einen zentralen Auftritt im neuen Gedichtband Alle Türen, der ansonsten im Zeichen einer poetischen "Galoppade" und einer großen Lobpreisung der Operette steht. Neben Barkouf trifft man noch auf weitere Tiere im Rinckschen Universum: Kängurus, Tapire, Kaninchen und vor allem Pferde besiedeln ihre poetische Arche Noah. Neben dem Gedichtband bei kookbooks ist im S. Fischer Verlag das opulente Lesebuch Champagner für die Pferde erschienen, das in einer subtilen Auswahl und Rekombination von Gedichten, Essays, Partituren und Zeichnungen aus zwanzig Jahren die enorme Beweglichkeit ihres Denkens vorführt.
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https://www.zeit.de/kultur/literatur/201...llerin-portraet
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