Schaf und Schädel
Der neue Gedichtband von Karin Fellner ist witzig und voll hübscher Wortspiele
Von Antje Weber
Eigentlich könnte man als Titel über diesen Gedichtband auch schreiben: "Schädel, du Umspannwerk!" Karin Fellner hat sich jedoch für den Titel "eins: zum andern" entschieden, und das passt natürlich auch. So heißt eines der letzten Gedichte des Bandes, quer über mehrere Seiten laufend, und in dem kommt wirklich eines zum andern; es ist ein Assoziationsfeuerwerk, das in seiner Gesamtheit nicht ganz leicht zu deuten ist, in dem aber immer wieder interessante Partikel aufblitzen: "verwirf die Untersysteme, die alten Zugriffe", heißt es da, "übe zu schauen" und eben: "Schädel, du Umspannwerk!"
Der Schädel der Münchner Lyrikerin Karin Fellner scheint ein besonders effizientes Umspannwerk zu sein; darin transformiert sie Phänomene aus Alltag und Wissenschaft, Fragmente aus diversen Sprachen zu neuen Kunstgebilden. Und wenn man das alles unverkrampft anschaut, also wirklich einfach übt zu schauen, dann kann man in ihren Gedichten jede Menge Entdeckungen machen - und einfach Spaß daran haben. Die Lust am Wortklang, an Lautverschiebungen und Sprachspielereien aller Art will die Dichterin ja auch seit vielen Jahren in Schreibseminaren - zuletzt mit der Wilhelm-Busch-Realschule - bei Jugendlichen auslösen. Und man hat den Eindruck, dass sie in dieser neuen Veröffentlichung, im Vergleich zum letzten Band "Ohne Kosmonautenanzug", ihrem Affen besonders viel Zucker gegeben hat.
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https://www.sueddeutsche.de/kultur/liter...aedel-1.4486613
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