Im Schreiben fügen sich die Splitter zu einem Kaleidoskop des Lebens
Die Schriftstellerin Ilma Rakusa unternimmt eine Erinnerungsreise und ordnet ihr Leben nach einem Wörterverzeichnis.
Man könnte das Alphabet vor sich hersagen. In dieser Reihe von Buchstaben wäre alles enthalten. Die Wörter, die Sätze und die Welt. Ilma Rakusas neues Buch heisst «Mein Alphabet», und es ist genau auf diese Weise grösser, als es auf den ersten Blick scheinen könnte. «Mein Alphabet» ist ein autobiografisches Inventar, das sich in poetischer Beschwingtheit über die Enge des Ichs hinwegsetzt und das Leben weit macht.
In alphabetisch gereihten Stichworten wird fortgesetzt, was Rakusa 2009 mit «Mehr Meer» begonnen hat. Am Ende steht das Z und damit der Zaun, der uns wieder einfängt, nach Exkursen über Gott (der laut Rakusa gelb ist) und die Welt. Die Welt der Kindheit. Die Welt des Ostens und des Westens. Die Welt der Liebe und der Träume. Es sind Gedichte, die man hier lesen kann, Prosapassagen und kurze Interviews.
Ilma Rakusas Alphabet beginnt mit den beiden Worten «anders» und «Angst», und vielleicht gibt es gerade zwischen diesen ein intrikates Verhältnis. «Die Wir-Spiele liefen an mir vorbei», heisst es in einem Gedicht, das auf die Kindheit zurückschaut. Wie ein Echo hört man auch die Stimmen von der anderen Seite des Andersseins. Fragen wie: «Wo kommt die her?»
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https://www.nzz.ch/feuilleton/ilma-rakus...abet-ld.1503217
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