Im Irrgarten des Geldes
Die ersten Angeklagten im Cum-Ex-Skandal stehen vor Gericht. Im Prozess geht es nicht nur um die Aufklärung des größten Steuerraubs aller Zeiten. Es geht auch um die Frage, ob der Rechtsstaat der Komplexität von Finanzmärkten gewachsen ist.
Eine Analyse von Felix Rohrbeck und Christian Salewski
Der Mann, der 1974 in Frankfurt auftaucht, ist ein Phantom. Es gibt keine Fotos von ihm. Auch keine überlieferten Anekdoten. Nur einen Namen: Gerard Maxwell van Brynke, ein US-Amerikaner. Mit einer Truppe von 30 jungen Männern verkauft er den Deutschen aus einer noblen Bürosuite am Westend ein neuartiges Produkt: "Spezial-Doppeloptionen". Zwei Jahre später, 1976, verschwindet van Brynke spurlos.
Die Männer aus seiner Truppe aber bleiben und bauen nun ihre eigenen Organisationen, mit denen sie ihre bösartigen Produkte vertreiben. Vereinfacht gesagt, verkaufen sie den Deutschen das Recht, eine Tonne Kakao oder Weizen in drei Monaten zum Preis von heute zu erwerben. Es ist eine Wette: Steigt der Preis, ist das für den Käufer ein gutes Geschäft, weil er nur den Preis von heute bezahlen muss. Fällt der Preis, ist die Option dagegen wertlos, weil in Zukunft niemand mehr bezahlen möchte, als das Produkt dann auf dem Markt kostet.
Brynke und seine Schüler bringen es dabei fertig, die Wette so zu gestalten, dass die Käufer nur verlieren können. Selbst wenn die Kakaopreise steigen, sind die Gebühren, die ihnen die Optionsverkäufer abknüpfen, höher als der Handelsgewinn.
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