"Der junge Doktorand"
Der Hochstapler, die ehrliche Haut
Jan Peter Bremers bitterkomische Romangroteske "Der junge Doktorand" erzählt von einem Ehepaar und seinen Lebenslügen. Und von der Literatur als Kunst der Freiheit.
Eine Rezension von Carsten Otte
Schon der Titel des Romans ist ein subtiler Witz. In Jan Peter Bremers Groteske Der junge Doktorand geht es weniger um die Jugend oder die Wissenschaft, sondern vor allem um zwei Menschen, die seit Jahren miteinander verheiratet sind, die unter ihrer Einsamkeit und den Plagen des Alters leiden und sich gegenseitig das Leben zur Hölle machen. Natascha und Günter Greilach wohnen außerhalb eines ohnehin schon ziemlich verschlafenen Provinzstädtchens in einer umgebauten Mühle. Nichts erfreut die beiden offenbar mehr als der Besuch des titelgebenden jungen Doktoranden, der anfangs jedoch nicht weiter vorgestellt zu werden braucht, da der Gast ohnehin nur als Projektionsfläche für die sich ständig streitenden Eheleute fungiert.
Die personale Erzählstimme bleibt zunächst in Nataschas Gedanken- und Gefühlsraum, der durch ihre "heimliche Erregung" und von dem Wunsch geprägt ist, der seit zwei Jahren angekündigte Besuch möge nicht nur den eigenen öden Alltag beleben, sondern auch bei der Freundin Jutta Eindruck schinden. Leider hat der junge Doktorand schlimme Schicksalsschläge erleiden müssen, angefangen mit einem ominösen Reitunfall bei einem königlichen Turnier in Andalusien, und so ist die Visite immer wieder verschoben worden und die durchaus nachvollziehbare Vorfreude der Protagonistin in eine irre Sehnsucht umgeschlagen, die in der für Natascha keineswegs als bitter empfundenen Erkenntnis gipfelt, dieser Mensch sei "ihr alleiniges Glück". Dabei kommt der junge Doktorand doch nur vorbei, weil er über die Kunst ihres Mannes schreiben soll.
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