In Sibylle Lewitscharoffs neuem Roman steckt ein Toter auf halber Höhe zum Himmel fest
Für alles Komische in der Tragik hat Sibylle Lewitscharoff ein Flair. Nun hält sie einen Toten am Wickel, der sich noch eine Weile das Geschwätz auf Erden anhören muss.
Der Himmel über Berlin ist nicht der Himmel, von dem man so viel hört. Er ist kein Elysium mit Engeln und Schalmeien, sondern ein städtischer Luftraum mit Landeanflügen und Ausdünstungen schlechter Laune. Durchstochen von einem kolossalen Fernsehturm, der so viele Meter hoch ist, wie das Jahr Tage hat. Man muss das sagen, weil es in Sibylle Lewitscharoffs neuem Roman «Von oben» eine Rolle spielt. Die Seele eines gerade erst Verstorbenen ist nicht weit genug aufgestiegen, sondern in den Wolken über Berlin hängengeblieben.
Ihre Verdammnis besteht darin, dass sie alles sehen kann, was sich in der fladenhaft unter ihr liegenden Stadt tut. Eingreifen aber kann sie nicht. Aus dem Flattern der Seele und der misslichen Lage entsteht ein fulminanter Roman, der wie eine Summe vieler Themen aus Sibylle Lewitscharoffs Literatur wirkt und der Pathos gleichermassen erzeugt, wie er es vernichtet. Die Auffahrt in den Himmel wird hier als technisch-theologische Katastrophe beschrieben. Näher mein Gott zu Dir!, aber dann bleibt im 23. Stock der Lift stecken.
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https://www.nzz.ch/feuilleton/sibylle-le...oten-ld.1506830
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