Roman "Fake"
Meine Freundin, das digitale Monster
In Frank Rudoffskys Roman "Fake" sucht ein junges Elternpaar zwischen Karriere und Beziehung seine Rolle - und verliert sich im Internet in Lügen und Hasskommentaren. Ein bitterböses und temporeiches Buch.
Von Swantje Kubillus
Sophia ist Mitte zwanzig, Controllerin bei Daimler und gestresst. Denn mit ihrem vier Monate alten Sohn Max ist sie in Elternzeit und verbringt ihre Tage überwiegend allein zu Hause - zwischen schreiendem Kind, schmerzhaftem Stillen, schlaflosen Nächten und Langeweile.
Ihr Freund, Jan, will als Journalist durchstarten, ist allerdings nur mäßig erfolgreich, und bei jeder guten Gelegenheit weg. "Nimm du ihn wieder, Schatz, ich muss noch einen Artikel redigieren", heißt es dann. Sex? - nicht so kurz nach der Geburt. Vorbei die unbeschwerte Zeit, meint Sophia, als man die Nächte durchfeierte und das Leben nahm, wie es kam. Jetzt sind da nur noch Sabber, Rotz und Windeln.
Frank Rudkoffsky erzählt in seinem Roman "Fake" charmant realitätsnah von jungen Erwachsenen aus der Mitte der Gesellschaft, die mit ihrer Rollenfindung als Eltern hadern. Wo ist nur das Glück geblieben? Wollten wir nicht noch diese Weltreise machen? Sophias und Jans Leben ist durchdigitalisiert und voller Markennamen. Tablet und Smartphone die ständigen Begleiter. Das Internet ein Ort der Zuflucht. Sie twittern Belanglosigkeiten oder posten Bilder von sich beim Joggen. Klein Max interessiert das herzlich wenig. In seiner Funktion als Baby erinnert er ans Menschsein so ganz im Allgemeinen.
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https://www.spiegel.de/kultur/literatur/...-a-1283918.html
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