Wilfried N’Sondé: Frau des Himmels und der Stürme
Wilfried N’Sondés "Frau des Himmels und der Stürme" ist Roman, in dem keine Zeit bleibt für Zwischentöne oder sprachliche Eleganz. Aber darauf kommt es hier vielleicht auch gar nicht an.
von Alexander Solloch
Hier kracht und zischt und brodelt es, hier wallen die großen Emotionen, hier vermengen sich Liebe und Hass und Rache und Gier und Hingabe zu einem im Wortsinne höchst explosiven Gemisch. Und das ist ja wohl auch das Mindeste, was man erwarten darf - schließlich geht es hier um alles, um die Frage also, ob der Mensch, der so lange der unheilvollen Macht des Geldes gehuldigt hat, in einer existenziellen Krise nicht vielleicht doch die Bereitschaft aufbringt, einfach nur zu leben - im Einklang mit allem, was sonst auch lebt auf der Welt.
Wilfried N’Sondé konstruiert eine gewagte Geschichte - und schafft es, sie stabil ins Gemüt der Leserschaft zu pflanzen. Weil er selbst an sie glaubt, wird sie auch uns glaubwürdig: Es ist die Geschichte des Schamanen Num, eines Angehörigen des alten Volks der Nenzen im Nordwesten Sibiriens. Num ist verzweifelt über die bevorstehende Ausbeutung frisch entdeckter Gasfelder in seiner Heimat; plötzlich aber die vermeintliche Rettung: Im aufgetauten Permafrostboden stößt er auf den bestens erhaltenen Leichnam einer dunkelhäutigen Frau, vielleicht einer afrikanischen Königin, die einst mit ihrem Volk in die Tundra ausgewandert ist. Num erkennt: Die Grabstätte muss viele tausend Jahre alt sein.
Num, der Einsiedler, ist kein Träumer; im Gegenteil: Ganz strategisch plant er, diesen Fund seiner Sache nutzbar zu machen. Wenn internationale Experten diese Entdeckung und ihre Bedeutung bestätigen, müsste sich die Ausbeutung der Gasfelder noch stoppen lassen. Schnellstmöglich reist ein höchst disparates dreiköpfiges Forschungsteam an - und es kommt zu einer kaum enden wollenden, höchst unterhaltsamen Abfolge von Showdowns: Zum einen haben die zwei Forscher und die Rechtsmedizinerin mit ihren eigenen Gefühlen zu kämpfen, die immer zwischen großartiger Naturverbundenheit und engstirniger Eitelkeit schwanken; und zum anderen hat es die skrupellose russische Gas-Mafia auf sie abgesehen, die sich natürlich nicht ihre glänzenden Geschäfte von so ein paar Naturspinnern zerstören lassen möchte. Voller Kummer beobachtet der Erzähler das Treiben der Menschen:
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