Ich habe nichts gegen Fahrräder, aber…
Wo stehst Du? Die Frage zu beantworten, verlangt mehr als Deinen Handystandort. Denn egal ob Aktivistenaufstand oder Familienausflug: Bewegungen haben politische Konsequenzen. Und Stillstand führt zur Katastrophe. Ein Essay über die Mobilität im Land.
Jeder kennt so einen – einen Fahrradfahrer. Manchmal nur als flüchtige Erscheinung im Straßenverkehr. Manchmal als Bekannten, als Arbeitskollegen oder Freund. Meiner ist Rheinländer und radelt jeden Morgen zu unserem Büro in Essen. Und jeden Morgen frage ich mich: Was will er mir damit sagen? Schaut mal her! Ich schaff, was ihr nicht schafft.
Aber will ich das überhaupt: Mich mit einer neongrellen Sicherheitsweste und einer überlangen Regenhose zum Gespött der Straße machen? Einen ähnlichen Auftritt im Büro hinlegen: Die Frisur vom Fahrtwind verwüstet, das Shirt schweißdurchtränkt. Und dann auf dem Klo verschwinden, um in einem halben Liter Kölnisch Wasser zu baden.
Sicher, seiner Taille hat das vergangene Jahr vergleichsweise gut getan, das muss ich zugeben. Trotzdem. Ich seh für mich keinen Vorteil im Fahrradfahren. Im Gegensatz zum Rheinländer bin ich eitel und lege Wert darauf, wie zugerichtet ich die Redaktionsräume betrete. Und das bereits bei Sonnenschein. Durch Regen radeln will wirklich niemand – auch das wird man noch sagen dürfen…
Ich leite die CORRECTIV Klimaredaktion. Ich bin kein Leugner des Klimawandels – im Gegenteil. Aber ich esse Unmengen Fleisch. Weil ich es einfach mag. Ich fahre Auto, nicht Rad und finanziere mit meiner Stromrechnung vermutlich vier volle Stellen bei den Dortmunder Stadtwerken.
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https://correctiv.org/aktuelles/klimawan...fahrraeder-aber
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