1969 im Roman
Sexuelle Initiation zwischen Apollo und Adorno
Die neuen Nachbarn verändern das Leben in einem Kölner Vorort fundamental: Ulrich Woelk erforscht in seinem neuen Buch "Der Sommer meiner Mutter" das emanzipatorisch-erotische Potenzial der späten Sechziger.
Aufgebrochen aus dem Vorort, um in der Kölner City im gerade eröffneten "Jeansstore" dem elfjährigen Tobias die heiß ersehnte Hose zu beschaffen, macht Eva, seine 38-jährige Mutter, eine eigentümlich angenehme Erfahrung. Sie lässt sich überreden, selbst eine Jeans anzuprobieren. Sie zaudert und verweigert schließlich den Kauf. Doch das emanzipatorisch-erotische Potenzial dieser Szene wirkt nach.
Der Roman "Der Sommer meiner Mutter" lässt bereits auf den ersten Seiten ein geschicktes Handlungs- und Beziehungsarrangement erwarten. Kein Wunder bei dem literarischen Routinier Ulrich Woelk, 58, der bereits 1990 für sein Debüt "Freigang" mit dem "Aspekte"-Literaturpreis ausgezeichnet wurde und zuletzt mit dem Krimi "Pfingstopfer" (2015) und dem Roman "Nacht ohne Engel" (2017) auf dem Buchmarkt reüssierte.
Wenige Seiten später erfahren wir, wie sich Eva ihrem Mann Walter im Bett verweigert:
"Darf ich nicht sagen, was ich will?"
"Das setzt mich unter Druck."
"Es ist das, was ich möchte."
"Und ich möchte es nicht so oft", sagte meine Mutter.
"Aber du möchtest es gar nicht", sagte mein Vater.
In diesem Schlafzimmergespräch erwähnt Eva auch - eifersüchtig? - die gerade nebenan eingezogene Nachbarin, Frau Leinhard, der der Vater beim Transport von Getränkekisten zur Hand gegangen war.
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https://www.spiegel.de/kultur/literatur/...-a-1249652.html
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