Dorota Maslowskas Roman „Andere Leute“
Vom Kapitalismus plattgemacht
Kondom des Grauens: Die Details sitzen bei Dorota Maslowska bombensicher. Die kräftigen Bilder aus „Andere Leute“ hinterlassen einen bleibenden Eindruck.
Warschau. Smog liegt über der Stadt. Die Autos stehen im Stau. Es ist die Zeit der nachweihnachtlichen Schlussverkäufe. Enttäuschung und Aggression entladen sich beim kleinsten Anlass. Doch alles hat einen Rhythmus, hart, energisch, auf der Kippe zwischen Lust und Frust, ein rüder Lebenshunger, nicht gerade von der freundlichen Sorte – aber er gibt diesem Roman einen Sound, der seine auseinanderdriftenden Teile vorantreibt.
Wumm- wumm-wumm, so mischt sich Großsprecherei mit Depression, so fluchen und zetern sich die Figuren durch die ersten drei Tage der Woche. Dann ist der Roman auch schon vorbei. Und hinterlässt einen bleibenden Eindruck.
Dorota Maslowska, 1983 in Wejherowo geboren, legte mit 18 Jahren einen raketengleichen Start hin. „Schneeweiß und Russenrot“ soll sie neben dem Abitur heruntergeschrieben haben, sie wurde dafür gefeiert und angegriffen. Es folgten die Romane „Die Reiherkönigin“ mit dem Untertitel „Ein Rap“ und „Liebling, ich habe die Katzen getötet“. In „Andere Leute“ führt sie nun eine Handvoll Figuren zusammen, sehr locker durch Fäden des Zufalls verknüpft, in ihren Existenzen kenntlich wie driftende Inseln.
Sie schneidet Szenen hart aneinander, mischt sie wie ein Kartenspiel, dabei entsteht eine eigentümliche Verbindung aus Oberflächlichkeit und Intensität. Alle haben hier eine Stimme, die Obdachlosen, die Fahrgäste in der Straßenbahn, Nachbarn, Hausmeister, Polizisten, alte Frauen, selbst Jesus Christus, der aber nur in der Fantasie.
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https://www.tagesspiegel.de/kultur/dorot...t/25388094.html
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