Seit fünfundzwanzig Jahren leb ich aus der Tasche,
in jungen Jahren war das Leben gut zu mir.
Am Tag die harte Arbeit, abends dann die Flasche,
die steckte man doch weg, die fünf bis sieben Bier.
Die Frauen, die ich in Lokalen kennenlernte,
sie hatten alle einen ganz besond'ren Reiz.
Wir spielten Liebe, bis ich mich entfernte,
ein andrer Ort, derselbe Job, ne neue Beiz.
Bald bin ich fünfzig, such vergebens meine Jahre,
schließ mich am Abend oft in meinen Träumen ein.
Wart auf den Tag, an dem ich nicht mehr weiterfahre,
um endlich irgendwann einmal zu Haus zu sein...
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Wow, Jonny, das ist richtig toll und ganz anders als sonst!
Es ist auch so entwaffnend ehrlich (das LI), vielleicht ein wenig authentisch (?), aber so ungeheuer realistisch.
Vielleicht ist das LI im Nachhinein nicht glücklich über die emotionale Vergangenheit und man fragt sich unwillkürlich, warum denn nie eine geblieben ist, aber ich wette, viele (Ehe-)Männer beneiden das LI.
Bei mir war es just umgekehrt, fast ein Leben lang verheiratet und nun glücklich alleine.
Ich finde dein Gedicht großartig und sehr gelungen!
Sirius
Reset the World!
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Hab ganz vielen Dank, Sirius!
Einen schönen Abend dir.
Liebe Grüße
Jonny
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Eine deprimierende Bilanz, die von einem Hoffnungsfunken begleitet wird.
Gelungene, lebensnahe Zeilen lieber Jonny!
Lieben Gruß
scrabblix
Schenke der Welt mein Lächeln,
morgen lächelt sie zurück.
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Ja, scrabblix, es ist eine wirklich deprimierende Bilanz.
Aber die Hoffnung stirbt zuletzt!
Hab ganz lieben Dank!
Liebe Grüße
Jonny
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Lieber Jonny,
Ich musste sofort an den Tod eines Handlungsreisenden denken von Miller ...
Du schaffst es, eine Stimmung zu kreieren zwischen miefigen Motelzimmer, dem Flackern der Straßenlaternen und den verbliebenen Sehnsüchten, die zerknüllt wie gebrauchte Taschentücher in abgestandenen Papierkörben landen.
Ich bin sehr begeistert!
Frollein a.
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Und du schaffst es immer wieder mich mit deinen tiefsinnigen Kommentaren zu überraschen, liebes Frollein a.
Hab ganz lieben Dank für die Erinnerung an "ein kleines Hotelzimmer".
Jetzt steht es wieder vor mir...
Liebe Grüße in die Nacht
Jonny
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Hi Johnny
Ich sehe das ein bisschen anders. Auf Montage, spez. Auslandsmontage, bekommst Du auch ne gute Auslöse, kannst Dir also ein finanzielles Polster schaffen, sprich, das Gehalt sparen.
Also maul nich, noch ein paar Jahre und dann ist nur noch Fettlebe. Ich weiß das von meinem Schwiegervater, der war Spezialist für Bühnensteuerungen, der hat vom Gesparten Häuser gekauft.
Zum Gedicht:
Wir spielten Liebe, bis ich mich aus der Stadt entfernte,
aus der Stadt – würde ich weglassen ( Metrik )
um irgendwann endlich einmal zu Haus zu sein...
hier würde ich schreiben: um endlich irgendwann….
Ansonsten nett geschrieben.
Babs
Was kostet die Welt - Ich nehm zwei.
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Wenn die Frauen nicht so teuer wären, Babsi...
Deine Vorschläge hab ich übernommen. Ich glaube, die letzte Zeile hatte ich anfangs mal so stehen,
habe sie dann verändert. Aber so passt es.
Hab vielen Dank und einen schönen Abend!
Liebe Grüße
Jonny
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Wenn die Frauen nicht so teuer wären, Babsi...
Hi Johnny
Mein Schwiegervater sagte immer:
If you think, that fuck is funny
Fuck youself and save your money
Was kostet die Welt - Ich nehm zwei.
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Ich hab hier was Olles, ganz Dolles von Jonny entdeckt, das wieder nach oben gespült gehört! Das ist der Beweis, dass man mit ganz klaren Worten kraftvollste Lyrik machen kann.
Ich glaube, das, was Du schilderst, ist in den meisten von uns, wir sind rastlos, ruhelos, die meiste Zeit auf innerer Montage - und das ist gut so. Heimat gibt es nur in Augenblicken, immer ist da eine Sehnsucht, und aus dieser
Sehnsucht entsteht dann Neues. Ein Ankommen gibt es nicht, es gibt nur Etappenziele. Wer auf Dauer einfach nur da hockt, ist Hausbesitzer, Hausbesetzer oder tot.
Mehr davon, Jonny!
meint Jörn
Nicht erst morgen, heute komm zum Rosengarten. (Pierre de Ronsard)
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Das hast du in treffende Worte gekleidet, Jörn - diese Sehnsucht nach neuen, schönen Momenten.
"Heimat gibt es nur in Augenblicken".
Gefällt mir, dieser Gedanke.
Und an solche Augenblicke, da kann man sich anlehnen - selbst dann, wenn sie längst der Erinnerung angehören...
Ich freue mich über deinen Kommentar und darüber, dass du meinen Zeilen wieder Leben eingehaucht hast!
Jonny
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Weißt du, Jonny, 130 Klicks, das bedeutet 1000 mal gelesen, weißt du das?
Denn ein Klick zählt nur, wenn man explizit ins Klassik-Forum geht und dort dein Gedicht aufruft.
Alle anderen Klicks, z.B über das Portal, werden nicht gewertet.
Toll!!!
Sirius
Reset the World!
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Wusste ich nicht, Sirius.
Ich dachte immer; pro Aufruf - ein Zähler.
Freut mich natürlich, ich danke dir!
Jonny
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