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Ein Dichter, dem auf Erden nicht zu helfen war

#1 von Sirius , 21.02.2020 17:49

Ein Dichter, dem auf Erden nicht zu helfen war

Francis Giauque ertränkte sich mit 31 Jahren im Neuenburgersee. Eine Werkausgabe stellt den Romand erstmals auf Deutsch vor.
Im Frühling 1959 bekommt die 21-jährige Kunststudentin Emilienne Farny aus Lausanne Post. Der Brief ist vom 23. April datiert, aus Prêles, hoch über dem Bielersee gelegen, wo der Absender nach abgebrochener Handelsschule und diversen temporären Beschäftigungen wieder im Elternhaus lebt.

«Nach Jahren in der Hölle bin ich bereit, in die Klinik einzutreten», schreibt Francis Giauque. Der 24-Jährige ist der ehemalige Freund von Emilienne Farny, im Herbst 1958 hatte sie die Beziehung beendet. Und der Dichter aus dem Berner Jura, der aus einfachen ländlichen Verhältnissen stammt und der mit «Parler seul» debütiert hat, macht der ehemaligen Geliebten auf drastische Weise die unterschiedlichen Perspektiven in ihrer beider Leben klar: «Denk dran, dass ich in den kommenden Sommermonaten, wenn du deine Kurse schwänzst und am Strand liegst, vermutlich zwischen vier Wänden eingeschlossen bin und dem Elektroschock unterworfen werde. Sollte ich nicht mehr zurückkommen, erinnere dich ab und zu an Giauque, den Paria.»

Der Ausgestossene also: Man hat das Schicksal von Francis Giauque – geschlagen mit einer Hautkrankheit, die für ihn sein Aussenseitertum im eigenen Körper festschrieb – auch mit dem einer «schwarzen Sonne» verglichen: Kaum habe sie in den Tag zu strahlen begonnen, habe sie sich in der Nacht verbrannt. Der junge Mann, der sich der bürgerlichen Welt radikal verweigerte, setzte seinem Leben einige Jahre später, im Mai 1965, im Neuenburgersee ein Ende, gerade mal 31-jährig.
Neun Monate vorher war seine geliebte Mutter überraschend gestorben – sie, die ihn in den Jahren zuvor mehrmals davon abhalten konnte, sich umzubringen. Giauques ehemalige Geliebte Emilienne Farny (1938–2014) machte derweil als Künstlerin Karriere und sollte später zu den bekannten Vertretern der Schweizer Pop-Art gehören.

Weiterlesen:
https://www.tagesanzeiger.ch/kultur/buec.../story/29410604


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Sirius
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