Neuer Olive-Kitteridge-Roman
Diese Frau haut einen um
Was ein Glück: Olive Kitteridge ist zurück. Elizabeth Strout, die für den ersten Roman über die schlecht gelaunte Mathelehrerin den Pulitzer Preis gewann, erzählt nun in "Die langen Abende" von Olive als Mittsiebzigerin.
Dass wir Olive Kitteridge geschenkt bekommen haben, als Figur, gehört zum großen Glück der Literaturgeschichte.
Allein der Name, hören Sie genau hin: Olive Kitteridge. Bisschen altertümlich, aber weich der Vorname, dann reinster spreißel-reicher Pressspan: hart, unerbittlich. Zusammengerutscht zu einem Zischen, dass einem ganz eng wird in der Kehle. In diesen drei Silben steckt alles, was man wissen muss, um zu ahnen: Diese Frau wird einen umhauen.
Schon allein, weil sie als Frauenfigur in einem Roman nicht sympathisch sein muss, wie sonst meist. Olive Kitteridge, eine alte Witwe, schlecht gelaunt, rumpelt blaffend sie alle um sich herum an. Und ist dabei so unverblümt, dass andere ihr Mitgefühl x-mal direkter spüren als bei sorgsam gewundenen Rhetorikkränzen. Jemandes Mutter ist gestorben? "Grauenhaft." So kondoliert eine Olive Kitteridge.
Bedanken Sie sich bei Elizabeth Strout. Vor allem dafür, dass die US-Schriftstellerin die Geschichte von Olive Kitteridge, die sie 2008 in "Mit Blick aufs Meer" erfunden hat und dafür gleich den Pulitzerpreis erhielt, nun tatsächlich weitererzählt.
Und zwar wieder so, dass es nicht anders geht, als dauernd laut rauszulachen. Bitterer Ernst ist einfach eine grandiose Grundlage für Situationskomik. Strout hat mit dieser Frauenfigur ein Vorbild geschaffen, die ihresgleichen sucht: in der Literatur wie anderswo.
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https://www.spiegel.de/kultur/literatur/...5e-ab744fd4f3f1
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