„CORONA“-GEDICHT VON 1952
Als Corona noch ein Himmelszeichen war
1952 veröffentlichte der Schriftsteller Paul Celan ein Gedicht mit dem Titel „Corona“. Darin viele dunkle Verse, ein Sternbild und ein Mythos. Was hat uns das zu sagen? Eine detektivische Analyse.
Es wäre vermessen, das Gedicht von Paul Celan so interpretieren zu wollen, als hätte der Autor das, was er sagen wollte, auch anders, in der Sprache gewöhnlicher Menschen, ausdrücken können. Die Dunkelheit der Verse ist keine Masche oder Marotte des Autors, um sich und sein Werk interessant zu machen: Celan konnte nicht anders, er musste so schreiben, wie er schrieb, denn er war mehr als ein Lyriker – ein Sprachphilosoph, der bei Hölderlin und Heidegger, vielleicht auch bei Wittgenstein in die Lehre ging und jedes Wort, das er zu Papier brachte, dem Verstummen abrang nach der Devise: Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen.
Nur so viel ist klar: 1952, als Celans Lyrikband „Mohn und Gedächtnis“ erschien – der Buchtitel geht zurück auf das vorliegende Gedicht – hatte das Wort Corona nicht die Bedeutung, die ihm heutzutage zukommt, und Covid-19 wartete zusammen mit Ebola und HIV hinter dem Horizont oder, wie es neuerdings heißt, in der Pipeline auf seine Chance, groß herauszukommen, was im Virenmilieu bedeutet, auf Menschen überzuspringen, um sich weltweit zu verbreiten. Gesagt, getan.
Petris Fremdwörterbuch von 1889 vermerkt zum Stichwort Corona: Krone, Kranz, Tonsur, Mannschaft, Sippschaft, syphilitischer Ausschlag. Keine dieser Bedeutungen passt zu Celans Gedicht, wohl aber der Hinweis auf die von Perseus verlassene Ariadne, die ihm mit ihrem Wollknäuel zur Flucht aus dem Labyrinth verhalf. Der Weingott Dionysos verliebte sich in Ariadne und versetzte sie nach ihrem Tod an den Nachthimmel, ins Sternbild der Corona.
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