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Selbst in der Zärtlichkeit noch der Rassismus

#1 von Sirius , 16.06.2020 17:49

OLIVIA WENZELS DEBÜTROMAN
Selbst in der Zärtlichkeit noch der Rassismus

Geboren in der DDR, der Vater zurück in Angola, die Mutter von Stasi-Torturen gezeichnet: Wie die Erzählerin in Olivia Wenzels „1000 Serpentinen Angst“ ihren Platz in der Welt sucht und hinterfragt, ist nicht nur literarisch fesselnd.

Der Psychologe seufzt. Eigentlich, sagt er, richte sich sein Angebot an Leute, die von der Vergangenheit belastet sind. Die junge Frau, die ihm gerade ihr Herz ausgeschüttet hat, mit einiger Entschlossenheit und wachsender Verzweiflung, habe alles richtig gemacht, ihre Fragen wären im Grunde nicht therapeutisch zu klären. „Sie sind in unserem Land eben eine Minderheit.“
Drei Versuche unternimmt die Ich-Erzählerin in Olivia Wenzels Debütroman „1000 Serpentinen Angst“, um auf Drängen eines Freundes endlich therapeutische Hilfe zu finden. Ihrer Geschichte von Ausgrenzung, von all ihren Begegnungen mit Rat- und Ahnungslosen fügt das ein paar Anekdoten hinzu, an ihrer Notlage ändert sich erst einmal nichts: „Angst vor dem Einschlafen, obsessive Gedanken vor dem Einschlafen, Herzrasen, Schlaflosigkeit, Grübeln, Angst vorm Grübeln, Kreislaufprobleme, Angst vor der Angst, immer weniger Schlaf, schließlich Angst vor dem Einschlafen, immer mehr Angst.“

Es hatte nicht erst der Unbekannte auf der Straße das Messer zwischen die Rippen bekommen müssen, mit ihr als Einziger, die sich in all der Aufregung um ihn kümmerte: Die Erzählerin bringt tatsächlich einiges mit aus der Vergangenheit. Als Tochter einer Mutter, die immer nur wegwollte, schon als Punk in der DDR, deren Ausreisegenehmigung annulliert wurde, kurz bevor sie eigentlich gehen durfte, dann „Zerbröselung der Psyche im Stasi-Knast“. Als Enkelin einer Großmutter, die einst linientreue DDR-Bürgerin war, jetzt bereit ist, „eine rechte Partei zu wählen“, ebenso ignorant wie zugewandt, in ihrer Zärtlichkeit latent  rassistisch. Als Frau, deren Zwillingsbruder sich mit neunzehn vor einen Zug geworfen hat. Und als Tochter eines Mannes, dem ihre Mutter gleich nach der Geburt der Tochter, ebenfalls mit neunzehn, eigentlich hatte hinterherziehen wollen. Er hatte die DDR verlassen müssen, zurückgehen müssen nach Angola. Jetzt schickt er Geld und schreibt E-Mails, zweimal im Jahr.

Weiterlesen:

https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/b...t-16740513.html


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Sirius
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Zehn Seiten - Autorenlesung
Victor Jestins Debütroman "Hitze"

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