Angebliche Corona-Datenbank: Fatales Vertrauen
Die US-Firma Surgisphere stellt eine globale Patientendatenbank für Studien bereit - doch die ist offenbar ein gewaltiger Schwindel. Wer steckt hinter dem wohl größten Wissenschaftsskandal in der Coronakrise?
Dies ist eine Geschichte, deren Rahmenhandlung menschlicher kaum sein könnte. Familienbande spielen eine Rolle und Menschen, die von dem Versprechen, an etwas Großem teilzunehmen, in den Bann gezogen werden. Sie handelt von der Sogwirkung, die eine vermeintlich gute Sache entwickeln kann - und welch verhängnisvolle Wirkung das Handeln in gutem Glauben haben kann.
Der bislang wohl größte Wissenschaftsskandal in der Coronakrise nahm öffentlich am 22. Mai seinen Anfang. An diesem Freitag publizierte das renommierte Fachblatt "Lancet" eine Studie, deren Ergebnisse beachtlich waren. Hydroxychloroquin, ein Wirkstoff, der in Dutzenden Studien weltweit als Therapie von Covid-19 getestet wird, bewirkte scheinbar genau das Gegenteil als erhofft. Statt zu helfen, könnte das eigentlich zur Behandlung von Malaria zugelassene Mittel die Patienten sogar umbringen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und mehrere Länder, darunter auch Deutschland, pausierten daraufhin laufende klinische Untersuchungen.
Angeblich basierte die "Lancet"-Studie auf den Behandlungsdaten von 96.000 Covid-19-Patienten, die 671 Krankenhäuser weltweit an die US-Firma Surgisphere gemeldet hatten. Die Angaben waren außergewöhnlich detailliert, gerade in der Coronakrise wäre eine solche Datenbank ein echter Schatz.
Inzwischen deutet aber immer mehr darauf hin, dass die Daten zu gut waren, um wahr zu sein. Dass es einen solchen Schatz gar nicht gibt.
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https://www.spiegel.de/wissenschaft/medi...impression=true
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