"Die Lyrikerin Barbara Köhler ist gestorben
Vokabeln fabeln
Mit der Sprache reden, selbst wenn diese nicht immer gleich antwortet: Zum Tod der großen Lyrikerin Barbara Köhler.
„Im Mundraum im Sprachraum sind wir Gefangene", hat Barbara Köhler einmal geschrieben und damit nicht nur ein poetologisches Bekenntnis formuliert, sondern auch eine biografische Erfahrung. Aufgrund einer Kehlkopfoperation hatte sie die Versehrung der Stimme erlebt, eine „Atemwende“ (Paul Celan) im krass physischen Sinn.
In Anlehnung an die Sprachphilosophie Ludwig Wittgensteins hat sich die 1959 im sächsischen Burgstädt geborene Dichterin und Multimediakünstlerin schon in ihren frühen Texten mit den Grenzen der Sprache und auch den Bedingungen weiblichen Sprechens auseinandergesetzt.
Berühmt wurde sie mit einem Gedicht, das in Lesebüchern und Lyrik-Anthologien als herausragendes Beispiel für eine Dichtung der Wendezeit präsentiert wird, weil es das Lebensgefühl einer skeptisch und haltlos gewordenen Generation im moribunden DDR-Sozialismus auf den Punkt bringt..."
https://www.tagesspiegel.de/kultur/die-l...n/26787622.html
Rondeau Allemagne
Ich harre aus im Land und geh, ihm fremd,
Mit einer Liebe, die mich über Grenzen treibt,
Zwischen den Himmeln. Sehe jeder, wo er bleibt;
Ich harre aus im Land und geh ihm fremd.
Mit einer Liebe, die mich über Grenzen treibt,
Will ich die Übereinkünfte verletzen
Und lachen, reiß ich mir das Herz in Fetzen
Mit jener Liebe, die mich über Grenzen treibt.
Zwischen den Himmeln sehe jeder, wo er bleibt:
Ein blutig Lappen wird gehißt, das Luftschiff fällt.
Kein Land in Sicht; vielleicht ein Seil, das hält
Zwischen den Himmeln. Sehe jeder, wo er bleibt.
Barbara Köhler
Schenke der Welt mein Lächeln,
morgen lächelt sie zurück.
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