„Was hörst du dir denn da an?“

„Ach, ich habe bloß einen Leonard Cohen Gedenktag eingelegt.“

„Oh, haste Liebeskummer?“

„Nee, dafür bin ich wohl zu alt. Aber ich mag seine Stimme, seine Lieder, das Kryptische in den Texten mit viel Raum für eigene Assoziationen. Er ist einer von meinen Helden, tot, so wie die meisten anderen Helden meiner Jugend auch. Gerade erst las ich, dass Hilton Valentine nun auch dem großen Akkord lauscht.“

„Wer ist denn das?“

„Hör ma.“ Ich schnappe die Gitarre. „Kennst du diese Grifffolge mit diesem Anschlag?“

„House of the rising sun.”

„Das war von ihm. Und Bowie, Joe Cocker, Freddy Mercury, Jonny Cash, Spencer Davis, van Halen, Ken Hensley hatte ich doch schon gebührend betrauert. Und mir geht es auch ganz anders.“

„Aber Eric Burdon lebt noch.“

„Versuchst du etwa mich aufzubauen? Klappt nicht. Ich kann fast alle alten Cohen-songs im Originalanschlag. Stranger Song, Story Of Isaak, natürlich Susanne …“

„Ja, ja. Aber jetzt bitte nicht singen.“

(La-la-la-la, ähem, krrrrch, mimimimi) “It’s true, that all the men you knew, were dealers, who said, they were through, with dealing, every time you gave them shelter.”

„Jetzt hast du mich voll erwischt. Ich hatte mal eine Phase, da lief dieses Stück bei mir in Endlosschleife.“

„War bestimmt ein dummes Arschloch.“

„Nee. Ich war ein naives Landei gewesen.“

„Und ich muss es ausbaden?“

„Höre ich da etwa cohenkeskes Klagen über Löcher im Wohlbehagen? Spiel Status Quo. Oder Suzi Quatro.“

Daraufhin legte ich die Zuckowskis Weihnachtsbäckerei auf und das Weib rannte empört davon.

„Halleluja.“

Gefällt mir gut, deine melancholischen Erinnerungen, Karl-Ludwig. Hätte ich Zeit, könnte ich mich musikalisch auch darin vertiefen.
Nur Status Quo nag ich nicht so, aber immer noch besser als die Weihnachtsbäckerei vom Aldi.
Dankeschön dafür!

Sirius