Orkun Ertener: „Was bisher geschah“ – Der tägliche Neuanfang
Orkun Ertener geht in seinem Roman „Was bisher geschah – und was niemals geschehen darf“ psychologisch plausibel und spannend einem dramatischen Gedächtnisverlust nach
Stell dir vor, du wachst morgens auf und weißt nicht, wo du bist. Ein Typ, den du noch nie gesehen hast, erklärt dir, dass du einen Unfall hattest und dein Kurzzeitgedächtnis nicht mehr funktioniert: „Anterograde Amnesie“. Dann drückt er dir eine gelbe Kladde in die Hand, in der du nachlesen sollst, was in den Monaten nach deinem Unfall passiert ist. Hast du alles selber aufgeschrieben, aber auch daran erinnerst du dich beim Aufwachen nicht mehr. „Klar ist das scheiße“, sagt Paul. „Total. Aber irgendwie denke ich, ich darf was sehen, was andere nie sehen dürfen.“
450 Tage sind vergangen, seit der 19-Jährige weiß, „dass seit gestern alles anders ist. Jeden Tag der Anfang, nie die Fortsetzung“. Ein nächtlicher Unfall während eines „Abiturkriegs“ zwischen zwei Gymnasien hat Pauls Gedächtnis geschädigt und alle seine Zukunftspläne zunichte gemacht. Jetzt lebt er in einer Rehaklinik und hält Tag für Tag in seinem gelben Buch fest, wen er trifft, was er denkt, fühlt und erlebt. „Ich muss eine Kopie ziehen von dem, was in mir ist, damit sie sich ein anderer – ich – draufladen kann.“
Doch dann erhält er einen Brief von seinem Schulfreund Khalil. Der schreibt, er plane einen Anschlag, um auf den „kranken Irrsinn“ in Syrien aufmerksam zu machen. Und Paul handelt. Mit seinem Freund Finn bricht er auf nach Berlin, um Khalil davon abzubringen – ein Roadtrip mit Langzeitwirkung.
Orkun Ertener: Was bisher geschah – und was niemals geschehen darf. Roman. Fischer Scherz, Frankfurt a. M. 2021. 336 S., 20 Euro.
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