Was das Leben kostet
Die Ehe aus, das Haus verkauft – und jetzt?
Deborah Levy ist 50, als sie das familiäre Zuhause, in das sie bisher alle Lebensenergie gesteckt hat, aufgibt. Doch die Freiheit hat einen Preis, den sie in ihrer Autobiografie schonungslos beziffert.
Sie ist fünfzig, ihre Ehe am Ende, das Zuhause, „für dessen Schaffung ich einen großen Teil meiner Lebensenergie aufgewendet hatte“, verkauft. Mit ihren beiden Töchtern mietet sie sich in einer Wohnung im sechsten Stock eines heruntergekommenen Art-déco-Wohnblocks ein, in dem manchmal die Heizung nicht funktioniert und dessen lange Flure wirken, als stammten sie aus „The Shining“. Als sie mit dem Einrichten fertig ist, hat sie keinen Platz mehr für sich selbst.
Also schreibt sie, auch winters, auf dem Balkon, bis eine Freundin ihr die winzige Gartenhütte überlässt, in der ihr Mann gedichtet hat und die sie mit der Asche des Verstorbenen und einer Tiefkühltruhe teilen muss. Der Neuanfang ist eine elende Plackerei, aber sie bereut nichts. Das Boot, das ihre Ehe einmal war, trägt nicht mehr, „ich war sicher, dass Zurückschwimmen Ertrinken bedeuten würde“.
Es ist eine pathosfreie, umso bockigere Aufbruchsgeschichte, die die zweimal für den Man Booker Prize nominierte britische Schriftstellerin Deborah Levy in „Was das Leben kostet“* erzählt, dem zweiten Band ihrer Memoiren: Wie eine Frau in mittleren Jahren das Chaos dem Unglück vorzieht, ins Offene stapft, sich ein neues Leben einrichtet und sich in ihrem eigenen Selbst auszubreiten beginnt, das sie so genau noch nicht kennt – „man ist immer irrealer als die anderen“, hat Marguerite Duras, eine ihrer Heldinnen, einmal geschrieben.
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