Ich glaube, mein privater Finanzminister (Wer ist schon privater als man selbst?) bessert sich langsam, - er wird älter: Heute ist der Dritte des Monats und ich habe immer noch Geld!
Damit nicht genug: Meine Vorräte sind aufgefüllt, ich bin gewaschen, gekämmt, rasiert, und mein Fahrrad hält in den Reifen die Luft an. Das reicht gerade mal für eine Stunde, dann muss ich an der Tankstelle beatmen.
Wenn der Sattelbezug nass geregnet, bzw. voller Schnee ist, so wie seit einigen Tagen mit erkennbar-, deutlich böser Absicht, hat er irgendwie etwas Überflüssiges an sich. Manchmal hinterlässt auch eine Taube ihre Visitenkarte. Ich darf den Überzug aber nicht aus Versehen entsorgen, da es sich um ein Geschenk von meiner, na Ihr wisst schon, handelt. Und die erkennt ein Sakrileg durch mehrere Mauern.
Na und? Woanders auf der Welt wird das Jammertal beschworen, mit ganz viel Elend für Menschen, die nicht wesentlich anders ticken als wir alle (ich, mir, mein, mich, haben wollen will). Ich hingegen kann wählen, ob ich mich zum 100’sten Mal erfolglos an einem Steak versuchen will, oder doch lieber 5 Lammkottelets in die Pfanne haue.
Apropos Fleisch. Seit einigen Monaten kaufe ich es fast ausschließlich in einem Ethnoladen, da es dort drei Pluspunkte hat:
Erstens ist das Fleisch halal, das bedeutet koscher und schmeckt mir völlig ideologiefrei einfach besser. Das arme Tier blutet komplett aus und seine essbaren Teile werden nicht vakuumverpackt und tiefgefroren aus Paraguay oder Australien herangeschippert, sondern es lebte auf eigenen deutschen Weiden und wandert nach dem Ableben gehäutet und ausgenommen auf den Tresen, wo es von einem Meister der scharfen Klinge ohne einen Tropfen Blut vor dem Kunden portioniert wird. Ist sogar billiger als vom Supermarkt in (Bah!) flüssiger Fertigwürze. Sogar den Kopf, der von den meisten Menschen in Deutschland verschmäht wird, kann man erwerben und grillen. Eine Delikatesse!
Zweitens kann man dort 24 Std. am Tag einkaufen, da der Besitzer im Hinterzimmer schläft und für Umsatz bereit ist ein Auge zu öffnen und das andere verschwörerisch zu zukneifen.
Drittens kann ich dort mit meinem türkischen Sprachwissen parlieren, leider handeln es sich um einen verständnislos guckenden Araber mit ausgezeichneten Deutschkenntnissen.
Also ersetze ich den dritten Pluspunkt durch: Und in den Regalen sind all die Gourmetschätze meiner Jugend zu finden: Okraschoten, rote Linsen, Pastirma (Rinderschinken im Gewürzmantel), Gazoz (sehr chemisch schmeckende Limonade), Kuru Kahve (Kaffee für türkischen Mocca), Bulgur Pilav (Weizengries als Reis getarnt), echte Fleischtomaten, - ich vermute, dass diese Läden eigene Lieferketten haben, denn solche Tomaten gibt es woanders kaum, genauso wie diese Oliven, schwarz, geschrumpelt, fermentiert, mit Kern und so lecker, dass ich erneut Visionen bekomme: Wie ich mit quer gehaltener Axt durch Edeka tobe.
Diese Läden sind keine Geldwaschanlagen, na ja, vielleicht ein wenig, doch mir sind sie kulinarisch- kulturelle Lucullusoasen, nicht zu vergleichen mit Discountern; Gott und Allah sei Dank.
Ich könnte ja etwas Geld zurücklegen und auf MusicMaker hin sparen. Kostet inzwischen nicht mehr 100,00 €, sondern nur noch 60,00. Dem steht allerdings entgegen, dass ich auf der Stelle tot umfallen würde, wenn ich mit Geld auf Tasche stürbe, anstatt es noch schnell verprasst zu haben.
Heute gibt es, passend zum Wetter, TK-Grünkohl von Aldi. Für 1.59 € glaube ich. Schließlich haben wir Sonntag.
So, nun muss ich aber aufhören bevor ich nicht mehr kann.
Zehn Weise können nicht einen Idioten ersetzen!
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Fleisch ist ja jetzt zum Luxus geworden, vor allem auch dieses Tönnies-Fleisch, das einem den Magen nach außen kehrt, wenn man denn selbst für diesen Dreck viel Geld ausgeben will. In einem Ethnoladen würde ich (ne, ich bestimmt nicht!) eher Musik als Fleisch vermuten, aber du wirst ja wissen, wo du einkaufst. Den Brägen würde ich eher verköstigen, weil mir ja selber selbiges fehlt.
Und bei ALDI-Süd gab es hier noch nie Grünkohl im Angebot, sondern die führen nur meterweise Spinat. Und Hafergrütze zum Grünkohl gibt es eh nicht, die Geschmacksverächter. Du hast es gut, du kennst Lucculusoasen und hast noch Geld zum Zurücklegen, ich sollte dich mal besuchen und mich zum Steak einladen lassen.
Hast du denn nicht bald wieder Geburtstag? Da müsste doch ein neuer Sattelbezug drin sein, wenn du schon dein Rad im Regen stehen lassen musst. Und das kleine Loch wirst du doch wohl flicken können.
Es ist schön, so ganz unbedacht über sinnlose Alltagsprobleme und Essgewohnheiten schwadronieren zu können, anstatt unentwegt darüber nachzudenken, wie man wohl dieses ganze Politverbrechergesocks umweltschonend entsorgen könnte.
Bleiben wir also lieber beim Grünkohl!
Sirius
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