Ich kaufte mir einen neuen Internetstick weil der alte die Karte nicht mehr erkannte. Das dauerte ungefähr einen Tag. Erst war ich bei Lidl, erwarb so ein Paket für unter 30,00 €. Zuhause stellte ich fest, dass dieses Netz (Vodafon oder so) nicht bis in mein Arbeitszimmer reicht. Ich wusste aber, dass D1 es bis zum Rechner schafft. Also brachte ich das Paket zurück und nach einiger Diskussion bekam ich auch mein Geld wieder in Bar ausgezahlt.
Leicht angeknatscht betrat ich genau den selben D1-Laden, in dem ich vor Urzeiten das Teil kaufte, welches nun an Materialermüdung litt. Erstaunlich, schon wieder ein Betreiberwechsel, diesmal ein Kurde, welcher mit einer Dönertasche in der Hand durch den Laden eilte, in den hinteren Räumen verschwand und es seinem Lehrling (ein Deutscher) überließ, mich zu bedienen. Der fand auf der Stelle keinen Entsicherungsschlüssel für die Haken mit den Internetsticks und wühlte in sämtlichen Schubladen, bis ich ihm empfahl, doch einfach den Pappaufhänger durchzuschneiden. Nach Rücksprache mit dem Patron durfte er auch. Dann wollte er jede Menge Daten. Bis auf die Schuhgröße. Die Einwilligung, dass der Anbieter mit meinen Daten machen kann, was er will, Name, Geburtstag, E-Mail-Adresse, Wohnadresse, Personalausweisnummer …
… Wie bitte? Ich laufe doch nicht ständig mit meinen Ausweisen herum. Scließlich bin ich persönlich anwesend!
Wäre aber nun mal so, weil in den letzten Jahren viel Unfug mit Prepaid Internet getrieben wurde. Schimpfend verließ ich den Laden wieder: Können wir es bitte NOCH komplizierter machen? Die, welche mit Daten handeln kommen doch eh dran!
Zurück in meinem Umzugschaos suche ich nach meinen kleinen Kärtchen. AOK, Apothekenkundenkarte, Kassenkarte, Personalausweis mit Haargummi zusammengehalten. Liegen im Kühlschrank, aber erst nachdem ich eine Stunde lang alles durchwühlte. Und wieder auf dem Rad in das Dorf. Und nur gefühlte 20 Unterschriften später fuhr ich mit einer vollen, sehr farbenfroh gestalteten Tüte endgültig für diesen Tag zum letzten Mal Heim.
Die Pointe, nämlich dass es das Teil trotzdem nicht tat muss ich Euch vorenthalten. Es klappte. Deswegen könnt ihr mich hier auch lesen. Ich habe eine andere Pointe gefunden:
Sämtliche Unterlagen: Handbuch, Quittung, Codewörter, original Verpackung kamen zurück in diese farbenfrohe Tüte und diese dann in den Keller, wo schon Drucker, Disketten, ausgemusterter Server, Festplatten, kleine und größere Originalkartons und sogar Transportsicherungsschrauben für die Waschmaschine gemeinsam hoffen, irgendwann mal von Nutzen zu sein. Und Handbücher! Tausend Handbücher. Über Programmiersprachen von Maschinencode bis CC plus und Visual Basic, über relationale Datenbanken, über die richtige Gestaltung von Nutzeroberflächen, ganze Regale voll mit Zeugs, was man eventuell noch mal gebrauchen könnte, hier noch ein Mathe-Co-Prozessor aus der Zeit, als ich mit Fraktalen spielte, drei Bildschirme, Kisten voller Kabel …
Ich habe mal irgendwo gelesen, dass Computer unser Leben einfacher machen. Das kann ich kaum glauben.
Zehn Weise können nicht einen Idioten ersetzen!
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Ja, es wurde viel Unfug mit den Daten betrieben. Von den Leuten nämlich, denen du deine Daten geben musst und die wirklich damit machen, was sie wollen, während du mit dem Fahrrad nach Hause fährst, um ihnen noch mehr Daten kostenlos zu besorgen.
Aber das ist ja alles nur zu deiner Sicherheit. Das zumindest erzählt man den Deppen, und die glauben es natürlich nur zu gerne.
Ich jedenfalls telefoniere nach wie vor frei und unerkannt und bin dadurch nicht mal straffällig geworden, weil ich nämlich bei ebay rechtzeitig die richtigen SIM-Karten gekauft habe. So wie früher der Marlboro-Mann.
Und meine IP ist ohnehin getürkt, selbst Google stellt sich quer und will nicht mit mir suchen, wenn ich mich nicht oute als alten Datenfreund.
Irgendwann sind die Nazis an der Regierung und dann wird irrtümlicherweise mein Nachbar verhaftet.
Bis dahin lese ich aber noch die Leiden von Karl.Ludwig, seine feinen Geschichten rund um sein Leben und schaue mir abends Zeppeline am Himmel an.
Ich hätte an deiner Stelle im Laden wutentbrannt auf den Tisch geschissen – natürlich mit Visitenkarte, wegen der Daten. Den Schiss hätten die dann frei verwenden können. Vorher hätte ich mir noch den Gewerbeschein zeigen lassen, ob der Döner überhaupt diese Daten erheben darf. Dann hätte er halt mit dem Rikscha nach Hause fahren müssen, um ihn zu holen.
Du bist halt nervlich gefestigt und sehr geduldig, weil du ja auch diese Leute wählst, die dir einen Mongolen hinstellen, der gefälligst deine Daten haben will, nur weil du einen lausigen Stick gekauft hast.
Hast du ein Glück, dass das keine Fahrradkette war.
Sirius
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