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RE: Aus meinem langweiligen Leben. Folge: -15.

#1 von Karl Ludwig , 05.04.2017 08:28

Wir befinden uns im Jahre 2017 n. Chr. Ganz Deutschland ist von Vollhonks besetzt... Ganz Deutschland? Nein! In einem Dorf knapp neben der Mitte bevölkert ein unbeugsamer Antiheld die Narrativität und hört nicht auf, dem Genre 'Abenteuerroman' Vorschub zu leisten. Heute:

Warum es sinnlos ist, mir Briefe zu schreiben.


Gegen jede Form von Unterdrückung gefeit, begibt sich der Antiheld zum Briefkasten. Zur weiteren Erläuterung: Der Briefkasten hat keine Klappe. Da sich der Schlüssel schon beim Einzug durch Unauffindbarkeit auszeichnete, und weil das Fischen nach der Post arg durch ebendiese Klappe behindert wurde, hatte der Antiheld sie abgerissen. Er mag sowieso keine große Klappe bei anderen, selbst wenn die Anderen bloß Briefkästen sind.

Ohne den Blick von einer glorreichen Zukunft abzuwenden greift das Nonidol blind in sein offenes Fach und wird von wütenden Hieben mit einer scharfen Waffe empfangen. Erschrocken springt er zurück, sein Herzschlag setzt kurz aus um sofort anschließend die Frequenz zu verdreifachen (Ich übertreibe. In Wirklichkeit schlug das Ding nur 10 mal schneller als normal), und mit weit aufgerissenen Augen beschaut er die Überreste seiner Künstlerfinger.

Böse Knopfaugen blicken ihm nach und dann auf ihn herunter, als er sich setzen muss, mehr hin fällt, – natürlich auf einen spitzen Stein und daraufhin erst mal vorbeugend in kurzfristige Ohnmacht.

Ein Werfleischwolf?

Ein Schnabel klafft auf wie das Tor zur Hölle und ein lautes 'Piep' verheißt Kampf, Schmerz und Tod! Also ein Vampirgeier?

Benommen und dankbar nimmt er die näher kommenden, eiligen Schritte wahr, welche Hilfe und Trost versprechen.

Nein, meinte meine Altersabschnittlebensnichtgefährtin, während sie die Erstversorgung der offenen Wunden vornahm, nur eine brütende Meise. Und das hätte ich nun davon, bloß alle 14 Tage nach der Post zu gucken. Da, diese Papierschnipsel sähen ziemlich amtlich aus. Tja, der Vogel sei halt schlau und hätte die Briefe zum Auspolstern benutzt, könne man es ihm verdenken?

Dann hängte sie ein Schild auf. Nicht stören. Mutter mit Kind. Post gleich in den unten stehenden Mülleimer entsorgen.


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RE: Aus meinem langweiligen Leben. Folge: -15.

#2 von Sirius , 05.04.2017 20:21

Deine Äh ist auf Zack! Sie hat sofort erkannt, dass du eine Meise hast.
Und das ist auch gut so!

Sirius


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RE: Aus meinem langweiligen Leben. Folge: -15.

#3 von scrabblix , 05.04.2017 21:03

Karlchen hat 'ne Meise..., Karlchen hat 'ne Meise...

Jetzt kannst du dir ganz sicher sein, dass Frühling und deine ähhh... Bekannte äußerst praktisch veranlagt ist.

Liebe Lottegrüße


Schenke der Welt mein Lächeln,
morgen lächelt sie zurück.

 
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RE: Aus meinem langweiligen Leben. Folge: -15.

#4 von Karl Ludwig , 26.05.2017 15:09

Manche Menschen halten mich für faul. Zu Recht! Ich mich nämlich auch. Das erkennt man schon an meinem Schlurfen und Schleppen, so als ob mir die ganze Welt an den Füssen hängen würde. Tut sie ja auch! Meistens habe ich diesen Schongang auf dem Weg zur Arbeit drauf, - oder auf dem Rückweg, dann sogar mit noch mehr Berechtigung.

Dessen ungeachtet, sieht das allerdings völlig anders aus, wenn ich arbeite, falls ich arbeite. Dann will ich Ergebnisse sehen. Da kommt doch so ein Typ vorbei und sieht mich wirbeln (35 Jahre her).

„Wetten, dass ich schneller bin als Du, ohne zu schwitzen?“

„Top!“ (so ein mickriges Kerlchen) „Eine Kiste Bockbier.“

„Morgen? Inklusive Verfugen?“

„Um 7.00 Uhr. Bring schon mal den Gewinn mit.“

„Klar, wenn Du Geld mitbringst.!“

Am nächsten Tag fährt er pünktlich vor: „Du kannst ruhig schon anfangen.“ und räumt seinen Kofferraum in aller Ruhe leer. Ein Stufengerüst, höhenverstellbarer Tisch, eine Leiter, fünf Sorten Kelle, ein kleines Radio …

Dann rührt er mit einem Spaten, der im Blatt ein Loch hat, den Zement im mitgebrachten Kübel an. Ich mischte meinen auf einer schweren Plastikfolie und mein Spaten hat kein Loch. Aber ich liege vorne und während der Kerl noch gemütlich zwischen Steinhaufen und Hochtisch hin und her schlendert und seelenruhig Steine in Griffnähe auf dem Hochtisch packt, liegen die meinigen schon zwei Lagen hoch ihren Zementbetten. Nach Wasserwaage. Der Typ selber zieht eine Richtschnur für die erste Lage. Dafür hat er verschiebbare Klemmen auf Stangen UND eine Wasserwaage. Die Klemmen sind jeweils um eine Lage nach oben verschiebbar.

Auf einmal geht es Klatsch, schmier, Klops, leichtes Klopfen mit dem Kellengriff, während die andere Hand schon nach dem nächsten Stein greift. Ich armes Schwein kann jedes Mal nur eine begrenzte Anzahl (Ich glaube zehn Stück) vom Haufen herbei schleppen, der hat alles, was er braucht in Griffnähe. Nach einer halben Stunde haben wir Gleichstand. Ich werfe die Kelle und sattelte um auf Büro.

Dann mauert er seinen Teil zu Ende, meinen auch, weil direkt daneben, und trinkt von der ganzen Kiste Bock nur eine Flasche.

Der Typ wurde sofort fest eingestellt.


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RE: Aus meinem langweiligen Leben. Folge: -15.

#5 von Richard , 26.05.2017 19:06



Das hier ist der Hammer:
https://www.youtube.com/watch?v=WCePuyv6ekE


..da sind mir schon beim zuschauen die Bandscheiben rausgeflogen. Ich habe ja auch mal gepflastert und weiß wie schwer diese Steine irgendwann werden, wie das in die Hände geht usw. Der Typ hier hats echt raus, Respekt!


P.S: Ansonsten danke ich Dir wie immer für Deine Literatur, ich habe sehr oft Spaß mit ihr!

 
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RE: Aus meinem langweiligen Leben. Folge: -15.

#6 von Karl Ludwig , 27.05.2017 11:18

Einen Fuß etwas zurück gesetzt und in einer komplexen Bewegungsabfolge, so als ob ich mehr Gelenke in Arm und Schulter hätte, denn von der Natur vorgesehen, den mit Straußenfeder geschmückten Schlapphut ziehend, eine mitteltiefe Verbeugung aus der Hüfte wagend und beflissentliches Schlenkern mit der Kopfbedeckung, wie um meinen Füssen Frischluft zuzufächeln. Dabei fällt mir doch glatt die gepuderte Perücke vom Kopf und der Fuß steckt in irgendetwas Grässlichem. Beim Aufrichten klemmt das Kreuz, außerdem wird mir schwindelig. Na-ja, Sterne vor den Augen bin ich gewohnt …

Danke. Aber nur, wenn Du das nicht geschrieben hast um mich aufzubauen. Das kann ich heute gar nicht gebrauchen wg. Sonne und mildem Lüftchen. Ich habe im Garten einige Fingerübungen an der Gitarre hinter mir, misstrauisch beobachtet von Amseln und einer vorwitzigen Haselmaus.

Mal sehen, an was mich was als Nächstes erinnert. Oder mal wieder ein Gedicht? Ach, was geht es mir gut.

Also, dass muss ich mal so sagen,
falls Sie glauben, wen Sie hier vor sich haben,
liegen Sie schon voll daneben.
Erklärungen wird's keine geben!


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RE: Aus meinem langweiligen Leben. Folge: -15.

#7 von Richard , 27.05.2017 21:32

Zitat von Karl-Ludwig
Aber nur, wenn Du das nicht ..




Karlchen, alles gut. Schreib einfach .. weiter. Wenn ich Dich in den Arm nehmen will, mache ich das gerne mal in Echtzeit.

 
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RE: Aus meinem langweiligen Leben. Folge: -15.

#8 von Karl Ludwig , 28.05.2017 08:06

Letztens noch hatte ich jemanden gerügt, wg. Flüchtigkeitsfehler - und dann mache ich den Gleichen: 'Also, dass muss ich mal so sagen.' Aber ich darf das, weil ich werde diesen Monat 67 Jahre alt. Gerade versuche ich mich im Übersetzen von einem Gedicht auf englisch. (Robert Gernhards: Folgen der Trunksucht. Das hatte ich schon mal in einem anderen Forum versucht, aber diesmal habe ich eine englische Dame zum Konterlesen.)

Und nun besuche ich erst mal meine vorwitzige Haselmaus im Garten und spiele ihr The Partisan von Leonard Cohen vor, mögeerinfriedenruhen.

Alles gut? Nicht ganz - aber das Meiste.


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RE: Aus meinem langweiligen Leben. Folge: -15.

#9 von Jonny , 28.05.2017 13:03

Da dieser Wonnemonat Mai nicht mehr viel Auswahl hat, lieber Karl-Ludwig, so verrate mir doch bitte;
wann darf ich gratulieren?
Drum herum kommste nich. Sonst tue ich es jetzt und morgen noch einmal und übermorgen...

Grüße in deinen Garten - auch an die vorwitzige Haselmaus!
Jonny

 
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RE: Aus meinem langweiligen Leben. Folge: -15.

#10 von Karl Ludwig , 28.05.2017 13:59

Nächsten Monat erst. Schon wieder ein Flüchtigkeitsfehler. War schon in Gedanken am Ersten. Und wenn Du dann bis zum letzten Tag wartest, liegst Du richtig.


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RE: Aus meinem langweiligen Leben. Folge: -15.

#11 von Jonny , 28.05.2017 14:18

Ha! Der dreißigste Juni also!
Hab ich jetzt blitzeschnelle kombiniert...

 
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