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RE: Aus meinem langweiligen Leben

#1 von Karl Ludwig , 26.04.2019 10:12

(Es handelt sich nur um ein Gleichnis. Die einzelnen Stationen meines Daseins lassen sich nicht so exakt von einander abgrenzen.)

Es ist nie genug!

1970 - 80 war ich ein Heroinabhängiger. Das war zu wenig. Ich solle doch einfach mal damit aufhören, meinten die lieben Leute.

Danach nahm ich nur noch Codein und Schlaftabletten. Das war auch zu wenig. Die lieben Leute empfahlen mir, Opiumderivate, Valium oder so und überhaupt zu lassen.

Nun soff ich aber in gewaltiger Quantität. Die lieben Leute schüttelten bloß den Kopf. Das sei ihnen zu wenig und mir sollte es auch sein.

Somit wurde ich zum Kiffer. Das war schon wieder nicht genug. Die lieben Leute meinten, ich müsse doch allmählich etwas mehr aus meinem Leben machen. Eigen- und auch mehr allgemeine Verantwortung übernehmenden.

Da ging ich arbeiten und mietete mir eine Wohnung. Das war den lieben Leuten immer noch zu wenig.

Als Nächstes fing ich eine Ausbildung an. Ratet mal. Genau: Nicht genügend. Höchstens Fünf minus.

Ich heiratete und kümmerte mich um meine Kinder. Auch kaum ausreichend. Vielleicht 'ne glatte Fünf?

Ergo machte ich Karriere bis 70 Kracher (€)im Jahr. Das beeindruckte niemanden. Ich fand es selber lächerlich.

Ich schmiss hin! DAS beeindruckte endlich mal jemanden! Leider negativ! Man hätte mehr erwartet.

Pah!

Deswegen versuchte ich mich in Weltverbesserung und fing persönlich bei mir persönlich an: Ich beschloss nie wieder wie ein Hirnkranker im Wahn Amok zu laufen, sondern mich wie ein Hirnkranker im Wahn vornehmlich narrativ auszutoben.

Sofort bekam ich zu hören, ich solle doch etwas mehr aus meiner Neigung machen: Bücher, Lesungen, Ruhm und Geld.

Meine Kinder glauben auch, ich hätte nicht ALLES gegeben, um ihnen eine glückliche Kindheit/Jugend zu ermöglichen. Und meine Frauen? Ich glaube kaum, dass die etwas von meinen Bemühungen mitbekommen hatten, geschweige denn kapiert. Anerkennung wurde nicht gewährt, sondern mehr die Negation von davon verteilt. Besonders gegen Ende.

Meine jetzige Hauptkonkubine mag meine Gedichte nicht. Kein bisschen. Na und?

Nobody knows the trouble I've seen.
Das sei Euch aber schnell verzieh'n.
Nobody knows my sorrow.
Weil: Ich viel schlau, Ihr viel doof.

Nobody knows the trouble I've seen.
Wo oft die Sonne selten schien.
Glory, Glory, Hallelujah …
Genau hier. Nein, … äh …, da.

Sometimes I'm up.
Dabei viel Freude hap.
Sometimes I'm down.
Mal mit, mal ohne Frau'n.

Oh, yes, Lord.
Und so weiter und so fort.
Sometimes I'm almost to the ground.
Was mich wirklich nicht erstaunt.

So! Genügend rumgeraunt.
Bin inzwischen gut gelaunt.
Weil ich hier laut rumposaunt.

Jetzt tut mir nicht angepflaumt.


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RE: Aus meinem langweiligen Leben

#2 von Sirius , 26.04.2019 20:01

Es ist erstaunlich, dass du nach so langer Zeit des Drogenkonsums keinen geistigen Tribut zahlen musstest, von dem Gedicht mal abgesehen.
Im Gegenteil, du kreierst ja auch noch originelle Rezepte für Aliens und schreibst tolle Geschichten.
Und manch einer, der immer auf alle Laster verzichtet hat, um intellektuell und gesellschaftlich vor sich hinzukoten, wird sicher neidisch werden.

Sirius


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RE: Aus meinem langweiligen Leben

#3 von weegee , 01.05.2019 21:15

Wow. Iggy Pop schreibt bei tacheles!!! Auf die Frage, warum Iggy Pop (neben David Bowie) wieder oder noch in aller Munde ist, hat der Dramaturg des Schauspielhauses in Hannoi geantwortet: "Weil er überlebt hat." Du bist echt Punk, Karl Ludwig. Das meine ich positiv. Aber Äitsch ist echt scheiße.

Wusstest Du nicht? Hat man es dir bei deiner Geburt nicht gesagt? Das Leben ist ein Wettbewerb!

LG, Jörn


Nicht erst morgen, heute komm zum Rosengarten. (Pierre de Ronsard)

 
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RE: Aus meinem langweiligen Leben

#4 von Karl Ludwig , 02.05.2019 06:18

Bei meiner Geburt meinten die Leute nur: "Oooch, wie süss!"

Mit der bewährten Methode "Trial And Error" kam ich aber auch irgendwann selber dahinter, dass manche Kräfte stärker sind als mein Charakter. Allerdings betrachte ich mein Überleben nicht als meinen eigenen Verdienst, sondern als Ergebnis von beherztem Eingreifen seitens eines vermutlich völlig überarbeiteten Schutzengels.

Schon vor 30 Jahren listete ich mal die Freunde auf, deren Schutzengel nicht so leistungsstark waren. Damals schon lebten nur noch weniger als eine Hand voll von ca. 40 hemmungslosen Idioten. Inzwischen sind keine mehr von der alten Gang mit dabei.

The last Drop-Out! The Overliving Freak! The Archaic Anachronism.

Na und? Hinterher bin ich genau so tot wie alle.


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Aus meinem langweiligen Leben. Folge: WeißDerGeier
Homo Finitum

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