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RE: Aus meinem langweiligen Leben 2003

#1 von Karl Ludwig , 17.02.2016 08:11

Der Gröleblifi geschrieben vor 13 Jahren, zufällig wieder gefunden.

Nächsten Monat werde ich 53. Ich habe mehr falsche Zähne im Mund als echte. Ich sollte wohl auch eine Brille tragen und außerdem sacke jedes Jahr etwas mehr in mich zusammen. Deswegen gehe ich auch leicht nach vorne gebeugt, die Hände auf dem Rücken verschränkt, um meinen Rücken zu entlasten. Bauchfalte und Hängearsch sind weitere Attribute meiner äußeren Erscheinung. An manchen Tagen habe ich sogar so was wie einen Buckel. Die Körpergröße schwankt zwischen 1,77 und 1,81, je nach Termin.

Wie alle alternden Männer verspüre ich eine starke Affinität in Richtung Jugend und Schönheit. Das Unverfickte zieht mich an. Ein ewiges Thema.

Nein, ich habe es gar nicht nötig zu begründen und um euer Verständnis buhlen. Es ist nicht wichtig, ob jemand meine Geschichte liest. Es ist nur wichtig, sie nieder zu schreiben:

Nach der Landung in Pudong mussten wir Fluggäste auf den Plätzen sitzen bleiben, bis der Arzt mit einer Infrarotpistole durch die Gänge gelaufen war und unser aller Temperatur kontrolliert hatte. Die SARS Seuche bestimmt zur Zeit den Alltag in China. Im Grunde ist die Seuche auch schuld an dieser bescheuerten Liebesgeschichte, wo ich mich (zum wievielten Male wohl?) zum Affen machte.

Ich wurde von einem Chauffeur erwartet. Mundschutz und Handschuhe. Eine große deutsche Brauerei ist unser Geschäftspartner. Er brachte mich zum „German Center“ in Schanghai, wo ein Montagetrupp unserer Firma auf meine Bauabnahme wartete. Anschließend wollte ich mich im „Hayet“ einchecken, aber dann nahm ich doch lieber ein Taxi nach Yiangying. Besser erst gar nicht länger als nötig in Schanghai verweilen. Wie gesagt, SARS hat großen Einfluss auf den Alltag.

Aber in Yiangying (Yanin gesprochen) wollte man mich nicht ins „International“ lassen. Es war Sonntag und keine Dolmetscherin erreichbar. Niemand konnte mir die kryptischen Zeichen auf der kleinen blauen Karte erklären, welche mir der vermummte Empfangschef in die Hände drückte, anstelle des ersehnten Zimmerschlüssels. Ich war nun schon seit 36 Stunden wach, bzw. etwas Ähnliches.

Die Tür zur Verwaltung des Kunden in Yiangying stand offen. Der Prokurist warf einen Blick auf das kleine blaue Kärtchen, dann lächelte er mir aufmunternd zu, bedeutete mit internationalen Gesten mich zu entspannen, zu setzen und hängte sich ans Telefon. Ich nickte weg.

Eine Kinderstimme weckte mich: „Sir, please wake up.“ Also öffnete ich widerwillig die zugeklebten Augen und da stand sie, mein erneutes Golgatha. Das konnte ich zu diesem Zeitpunkt natürlich noch nicht ahnen. Im Gegenteil. Simples Bauerngesicht (Pfannekuchenfresse, so lästerte ich intern) mit mongolischer Lidfalte auf einem leicht pummeligen Körper von höchstens Einskommafünfundfünfzig.

„Grunz?“

„We must go to hospital for health check. No Money need.“

„Grunz?“

Trotz meiner Übermüdung konnte ich ein schelmisches Zucken in ihren Mundwinkeln feststellen.

„Sir, after health report you can do check in.“

Wir ließen uns zum Krankenhaus fahren und ich wurde gründlich untersucht. Thorax röntgen, Spatel in den Rachen, Blutabnahme: Alles o.k.

Im Besitz eines Seuchenfreireportes durfte ich nun endlich ins Bett. Schon im Fahrstuhl hatte ich sie vergessen.

Am nächsten Tag wollte ich Geld wechseln. Aber mein Pass war weg. Stimmt ja. Ich hatte ihn der Kleinen in die Hand gerückt, damit sie im Krankenhaus die notwendigen Formalitäten für mich erledigen konnte.

Sie wartete auf mich in der Lobby. Ich setzte mich zu ihr und bestellte Kaffee und grünen Tee. Sie gab mir den Pass zurück. Wir unterhielten uns. Ihr Name war Emma. Emma Wang. Sie studierte Englisch und Büroverwaltung, also eine zukünftige Chefsekretärin. Hier nennt man so was „General Manager Assistant”.

Da die Universität wegen der Lungenpest geschlossen worden sei, würde sie in der eigenen Wohnung via Internet büffeln. Sie begleitete mich zur Bank und da sich manche Dinge niemals ändern, musterte ich sie genauer, als sie mit der unglaublichen Energie ihrer Jugend anschließend einige Hemden für mich kaufte. Sie handelte und feilschte, als ob es ihr eigenes Geld wäre. Außerdem war sie kein bisschen mollig. Nur weil die anderen Chinesinnen normalerweise sehr schlank und zierlich sind, wirkte ihre frauliche Figur auf den ersten Blick etwas pummelig. Und das Gesicht wurde von zwei großen Schlitzaugen beherrscht. Grosse Schlitzaugen geht normalerweise ja gar nicht, aber bei ihr ging es dennoch.

Sie war wunderschön. Hochintelligent und 24 Jahre alt.

Ey, alter Mann, bist’e jetzt völlig abgedreht? Sie ist eine Chinesin, du bist ein Europäer. Sie ist zu jung, du bist zu alt. Du bist groß, sie ist klein. Sie ist ein Bauernmädel, du ein Kapitalistensöhnchen. Du bist ein Globaltrottel, sie war nie weiter weg als bis Schanghai. Und als Hauptargument: Sie ist eine Frau und du bist ein Mann. Wie soll das denn funktionieren?

Ich ließ sie vor der nächsten Apotheke stehen und kaufte mir 2 Fläschchen Hustensaft mit Codein. Dann setzte ich mich auf eine Parkbank und süffelte mir 240 mg Opiumderivat rein. Als die Wirkung einsetzte sah ich das alles schon wieder viiiiel gelassener. Nix da! Dieser Bereich ist und bleibt terra non grata.

„Sir, if you need a sleep, you should better go back to the Hotel. Your money might be stolen. Chinese thieves are very clever, ‘cause they know what will happen to them, if they were caught.“

Aha. Jetzt wurde ich auch schon heimlich beobachtet.

„Don’t worry ‘bout me. I am old enough to take care of myself. But you should go home and learn a little bit, so that you can be a manager one day and earn a lot of money.”

„As a girl in China my education has come nearly to an end. I have to start working to get my certifications.”

„In my office I have a framed proposition: “Think big!” Your dreams must be very small.”

„What kind of medicine was that one, you toke?“

„Even my mother was too afraid to ask me this kind of questions. And she is dead.“

Wir mussten beide laut lachen. Ihre Augen waren das Erotischste, was ich je an einer Frau gesehen hatte. Braune Iris mit schwarzem Rand auf schneeweiß. Irgendwie vaginal. Volle Babylippen. Pausbäckchen mit Grübchen. Faltenfreier Halsansatz.

Den Leser hält es kaum noch auf dem Stuhl. Haben sie nun oder haben sie nicht. Um den Spannungsbogen zu knicken: Nein, sie haben nicht.

Es tat mir einfach gut, händchenhaltend durch die Fußgängerzone zu wandeln. Ich konnte förmlich zugucken, wie sich längst verschüttet geglaubte Gefühle zurückmeldeten. Es war so schön. Klar, ich wusste, dass sie mich spätestens dann in den Arsch treten müsste, wenn sie meinen Normalzustand (pleite) kennen würde, aber bis dahin…

Jeder macht sich auf seine Weise selber zum Affen.

Die Gasthausbrauerei allerdings wurde definitiv Spitze.

Gröleblifi bedeutet übrigens 'größter lebender Blindfisch'

...und hier noch ein Bild der Baustelle.

[attachment=1]Galerie1.jpg[/attachment]

Und so sah es aus, als ich nach sieben!! Monaten damit fertig war (In Deutschland braucht man vier Wochen):

[attachment=0]Fertige Brauerei.jpg[/attachment]


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Angefügte Bilder:
f12t1247p5571n68.jpg   f12t1247p5571n69.jpg  
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RE: Aus meinem langweiligen Leben 2003

#2 von scrabblix , 17.02.2016 22:31

Mit 53 hast du schon ans Alter gedacht? Nicht wirklich, oder?

Aber wie dem auch sei und ich vielleicht deine Vorliebe für junge Frauen nicht wirklich nachempfinden kann, so habe ich doch deinen kurzweiligen Text über dein langweiliges Leben mit Vergnügen gelesen!

Lottegrüße


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RE: Aus meinem langweiligen Leben 2003

#3 von Karl Ludwig , 18.02.2016 08:24

Alle älteren Männer lieben junge Mädchen (über 18) - die meisten würden das natürlich nicht zugeben, weil sie sonst Senge von ihren Frauen bekämen.

Ich bin aber Realist und kann Träume erkennen. Vielleicht träume ich deswegen so gerne. Ich schenkte Emma (verschlossener Umschlag, erst öffnen, wenn ich im Flieger sitze) 1.000,00 € (Nur für gemeinsame Spaziergänge), als ich das Land verließ. Meine jetzige ... äh ... Bekannte ist 10 Jahre jünger und hat genügend Selbstbewusstsein, keine Einwände gegen meine gelegentliche Besuche von 'pretty naked Girls.com und co.' geltend zu machen.

Doch doch! 53 war ein Alter, wo mir langsam dämmerte, dass die Jugend wohl vorbei ist. Manche merken das schon mit 30.

Na und? Schulterzuckend pfeifend ab.


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RE: Aus meinem langweiligen Leben 2003

#4 von scrabblix , 18.02.2016 22:52

Ich weiß ja, dass dem so ist, klsa, war ich doch auch einmal ein junges Mädchen über 18. Daher kann ich es wahrscheinlich auch nicht nachempfinden. Zudem junge Männer über 18 in mir doch allenfalls den mütterlichen Instinkt wecken.

Lottegrüße


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