„Ich wusste, dass du mich für etwas benutzen würdest“
Die dänische Schriftstellerin Tove Ditlevsen wollte sich durchs Schreiben befreien. Sie erzählte ihr Leben. Wurde berühmt. Ein Mann machte sie drogenabhängig. Sie brachte sich um. Die Geschichte einer seltsamen Frau.
Weg hier, bloß weg hier. Das Leben der dänischen Schriftstellerin Tove Ditlevsen besteht zu einem Großteil daraus, zu entkommen; dem zu entkommen, was vorgegeben und vorgesehen ist, was vorgemacht und vorgelebt wird.
Bereits als sie im Jugendalter ist und ihre Familie in ein wohlhabenderes Stadtviertel ziehen will, bemerkt sie, wie sehr sie sich freue „aus diesem Proletarierviertel wegzukommen“.
Ihrer Herkunft will sich Ditlevsen ökonomisch, sozial und kulturell entledigen. Aber sie ahnt früh, dass das unmöglich ist, denn es klebt etwas an einem, das man riechen, hören und sehen kann.
„Der Kindheit kann man nicht entkommen, sie hängt an einem wie ein Geruch“, schreibt sie. „Den eigenen Geruch kennt man nicht und fürchtet manchmal, er könnte schlimmer sein als bei den anderen. Wir stehen da und reden mit einem Mädchen, dessen Kindheit nach Asche und Kohle riecht, und plötzlich weicht das Mädchen einen Schritt zurück, weil es den furchtbaren Gestank unserer Kindheit wahrgenommen hat.“
Das Werk der Journalistin, Schriftstellerin und Lyrikerin Tove Ditlevsen (1917 bis 1976) erlebte vor einigen Jahren in ihrer dänischen Heimat ein Revival, 2014 wurde es in den Literaturkanon aufgenommen und damit zur Schullektüre empfohlen.
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https://www.welt.de/kultur/article224577...n-wuerdest.html
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