Versprechen kann ich nichts
Abstürzen oder fliegen
Valeria Parrella erzählt in „Versprechen kann ich nichts“ von der Arbeit einer Lehrerin im Jugendgefängnis. Ihr Roman basiert auf persönlichen Erfahrungen.
FRANZISKA WOLFFHEIM
Nisida liegt in traumhafter Lage im Golf von Neapel, durch eine steinerne Brücke ist die Insel mit dem Festland verbunden. Man sieht von hier aus Capri und den Vesuv, gelegentlich Kreuzfahrtschiffe, Neapel ist um die Ecke. Doch Nisida ist kein Touristen-Hotspot, auf der Insel befindet sich eine Jugendstrafanstalt. Elisabetta Maiorano, Mathematiklehrerin, kommt regelmäßig hierher.
Sie muss durch viele Absperrungen hindurch und ihr Handy abgeben, bevor sie die jungen Delinquenten unterrichten kann. Trotzdem fühlt sie sich im Gefängnis nicht eingesperrt, sondern erleichtert, weil sie ihr mühseliges Leben draußen, in Neapel, hinter sich lassen kann. Das geschlossene System des Knasts gibt der Lehrerin Stabilität.
Ausgrenzung und Freiheit, Verlassenheit und Nähe – auf diesen Themen baut Valeria Parrella, 1974 bei Neapel geboren, ihren Roman „Versprechen kann ich nichts“ auf. Das Buch, sehr kurz und sehr intensiv, ist stellenweise sperrig und verrätselt.
Der Kosmos der verschlossenen Türen und Gitterstäbe bedeutet für Elisabetta, Hauptfigur und Ich-Erzählerin, Vertrautheit; und bringt eine Begegnung mit sich, die ihr Leben verändert. Genau diese besondere Konstellation – wie in einem Umfeld kompletter Abriegelung Nähe entstehen kann – macht den Reiz dieses Romans aus.
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https://www.tagesspiegel.de/kultur/versp...n/26913018.html
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