Generation Slim Fit: Der Mann mit "salonfähigen" Eigenschaften
In seinem neuen Roman "Salonfähig" zeichnet der österreichische Autor Elias Hirschl sehr gekonnt alle Abgründe der politischen Welt der Generation Slim Fit
Eigentlich könnte sein Leben perfekt sein: Er ist jung, dynamisch, hat eben eine Karriere bei der Wiener Partei "Junge Mitte" begonnen – und auch der stets dampfgereinigte Slim-Fit-Anzug tut permanent seine Wirkung! So begibt sich der Ich-Erzähler zu politischen Sitzungen, Punk-Konzerten und verbringt Zeit mit seiner Freundin Moni. Nach außen hin ein gelungenes Leben, oder?
Aber hinter dieser Konstruktion lauert der Abgrund. Und das von Anfang an: Denn ausgerechnet ein Albtraum ist es, mit dem Elias Hirschl seinen neuen, überaus gelungenen Roman, der eben bei Zsolnay erschienen ist, beginnt: "Ich habe geträumt, dass mich Ärzte aufschneiden", heißt es da gleich auf der ersten Seite. Und damit nicht genug.
Auch das Verlassenwerden als Schiffbrüchiger, in einem Boot, sucht den Ich-Erzähler immer wieder in seinen Träumen heim. Wie gut, dass die Therapeutin Abhilfe weiß! Genau wie die Rhetoriktrainerin, die die Hauptfigur des Romans Salonfähig immer wieder aufsucht, hat sie stets den richtigen Ratschlag parat.
So weiß unser Protagonist Bescheid: "Jeder glaubt, Erfolg hat mit Talent zu tun", erklärt er, "aber das stimmt nicht. Talent existiert nicht." Worauf es ankomme, sei in Wahrheit ein sicheres Auftreten. Oder? Und zugegeben: Das hat unser Ich-Erzähler. Zumindest nach außen hin. Wie viel Arbeit dahintersteckt, erfahren jedoch seine Kollegen in der Politik nicht. Nur wir als Leser und Leserinnen dürfen diesen inneren Zweifeln und Ängsten folgen, die mit permanenten Zwangshandlungen einhergehen.
Da wird alle paar Minuten der schwarz gefärbte Haaransatz im Spiegel kontrolliert, die neue Freundin darf freilich nicht zehn Minuten zu früh zum Date erscheinen und muss vor verschlossener Wohnungstüre warten, und auch das Gießen der Blumen, das unsere Hauptfigur für den Kollegen Julius übernimmt, ist streng getaktet: Womit wir schon beim Hauptthema wären: Denn die Beziehung des Erzählers zu "seinem" Julius ist eines der wichtigsten Elemente in diesem Buch.
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