Pflegestation Marburg: 15 von 16 Pflegekräften haben gekündigt
Auf einer Station in einer Marburger Klinik haben 15 von 16 Pflegekräften auf einmal gekündigt: Etwas Besseres als eine Anstellung im Krankenhaus oder Pflegeheim findest du überall – und wenn es die Leiharbeit ist
Als im vergangenen Jahr die Pflegekräfte noch als Helden der Pandemie bezeichnet und mit lautstarkem Applaus bedacht wurden, konnten sie sich dafür leider nichts kaufen. Ihnen wurde aber signalisiert, dass sie möglichst schnell auch einen großen Schluck aus der Lohnerhöhungspulle nehmen können.
Nun hat das Statistische Bundesamt diesen Schluck beziffert: Im ersten Quartal 2021 bekamen die Pflegekräfte im Krankenhaus der Leistungsgruppe 5 insgesamt 45 Euro brutto monatlich mehr als im ersten Quartal 2020. Die Beschäftigten der Gruppe 4 erhielten 55 Euro und die der Gruppe 3 konnten ein Plus von 68 Euro verzeichnen.
In den Heimen gab es im gleichen Zeitraum für die Pflegekräfte der Leistungsgruppe 5 insgesamt 65 Euro brutto mehr, für die Gruppe 4 lag das Plus bei 24 Euro und die Gruppe 3 bekam 61 Euro dazu.
Für diese Entgelterhöhung können sich die Beschäftigten in der Pflege zwar mehr als nichts kaufen, aber es handelt sich nur um ein paar Euro und von den Verbesserungen der Arbeitsbedingungen ist auch keine Rede mehr. Im Gegenteil: Wie der Hessische Rundfunk berichtete, haben auf einer Station der Gefäßchirurgie einer Klinik in Marburg 15 von 16 Pflegekräften auf einmal gekündigt. Die Kündigungswelle ist Endpunkt und eine Folge dessen, dass niemand die Sorgen und Nöte der Beschäftigten ernst nimmt. Klagen der Pflegekräfte über Arbeitsverdichtung, Personalmangel, Überstunden und das Einreichen von Überlastungs- und Risikoanzeigen zeigten keine Reaktion des Klinkbetreibers. Fast die ganze Station wechselte geschlossen an das Evangelische Krankenhaus in Gießen und wollte nicht, wie derzeit so häufig, in der Leiharbeit arbeiten.
Die Kündigungswelle auf einer Station der Uniklinik in Marburg ist momentan der schrille Höhepunkt von der schlechten Arbeitssituation der Beschäftigten im Gesundheitswesen, die erst in den fast 2 Jahren im Rahmen der Virusbekämpfung an die Öffentlichkeit gekommen ist.
Diese Entwicklung hat aber, wie so häufig, mit dem Einzug der Privatisierung bzw. des Finanzkapitalismus im Gesundheitswesen und der Verabschiedung aus der Gemeinnützigkeit zu tun, so ist es auch in Gießen gelaufen.
Weiterlesen:
https://gewerkschaftsforum.de/auf-einer-...berall-und-wen/
Anmerkung J.K.: Der Artikel beschreibt noch einmal die katastrophalen Zustände im Gesundheitswesen und entlarvt die Propaganda der politischen Verantwortlichen, der Bundesregierung (genau die, die immer noch geschäftsführend im Amt ist) und auch der Länderregierungen (Hessen), die aktuelle schwierige Situation auf den Intensivstationen sei die “Schuld” der Ungeimpften, als absolut zynisches und skrupelloses Manöver, um vom eigenen Versagen abzulenken.
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