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Lewis Grassic Gibbon: „Wind und Wolkenlicht“

#1 von Sirius , 02.12.2021 16:48

Lewis Grassic Gibbon: „Wind und Wolkenlicht“

Übersetzt von Esther Kinsky, liegt nun auch der zweite Band vor von Lewis Grassic Gibbons großer, großartiger „schottischer Erzählung“.
Der Schotte Lewis Grassic Gibbon, geboren 1901 als James Leslie Mitchell, gestorben 1935, wurde leider kein alter weißer, Berge von Romanen schreibender Mann – wer weiß, mit was für wunderbaren, weil wunderbar lebensvollen Frauenfiguren er die Literatur nicht nur seines Landes noch bereichert hätte. Aber es ist das Verdienst des kleinen, umso feineren Guggolz-Verlags, Grassic Gibbons „große schottische Erzählung“, eine Trilogie um die Bauerstochter Chris, vor einigen Jahren nicht nur aufgestöbert, sondern die Schriftstellerin Esther Kinsky mit der Übersetzung beauftragt zu haben. Diese hatte sich für „Lied vom Abendrot“ (dt. 2018) am Plattdeutschen orientiert, aber auch einen kleinen Schatz an Wörtern neu erfunden, um dem ländlich-rauen Sound der Scots-Vokabeln gerecht zu werden. Diesmal, für „Wind und Wolkenlicht“, das in der Kleinstadt Segget unter eher wenig Dialekt Sprechenden spielt, nutzt sie Schattierungen der Umgangssprache.

Einen wilden, dunklen, manchmal gewalttätigen Jungen heiratet die Bauerntochter Chris Guthrie in „Lied vom Abendrot“. Ewan Tavendale fällt im Ersten Weltkrieg, da sind sie noch nicht sehr lange zusammen und muss sie sich allein um das Kind kümmern. Jahre später stellt sie ihn sich in der flandrischen Erde vor, „tot, still und stumm, nicht mal ein Körper mehr“. Jahre später, in „Wind und Wolkenlicht“, ist Chris verheiratet mit Robert Colquohoun (gesprochen Ca-huun), einem Pastor. Er erhält die Pfarre in der (fiktiven) Kleinstadt Segget, in der die in der Textilindustrie arbeitenden Spinner fast einen eigenen, armen und störrischen Stamm bilden.

Auch Robert war im Krieg, seine Lungen waren dem Gas ausgesetzt. Eine Angst sitzt ihm nun in den Knochen, begreift Chris, eine Angst, die ihn bisweilen abweisend macht, seine Laune widrig, seine Miene schwarz. Doch ist er in den ersten Jahren ihrer Ehe trotzdem meist ein guter, ein liebevoller und liebevoll scherzender Mann. Öffentlich zeigt er seine Zuneigung – die Seggeter finden, das schickt sich nicht für einen Pastor. Und dann sympathisiert er auch noch mit den Sozialisten.

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https://www.fr.de/kultur/literatur/lewis...e-91151478.html


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Sirius
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