Schulterklopf-Gedicht

Und ich stehe immer noch.
Nach all den schlimmen Jahren,
zog ich mich raus aus meinem Loch,
wie der Baron, an eigenen Haaren.

Und ich stehe immer noch.
Trotz hunderttausend Lügen.
Gehörten, gesagten … Doch!
Mich konnt‘ ich nie betrügen!

Und ich stehe immer noch…
Und diesmal bleib‘ ich steh’n!
Wer wie ich am Boden kroch,
den wird man nie mehr kriechen seh’n

Karl-Ludwig

Dies ganz feine Gedicht fand ich hier:

Wenn die Eltern alkoholabhängig sind

Ich wusste, Sirius, dass Du das aus Karl Ludwigs Aushang ausschneidest, weil: Das Gedicht hat es ehrlich verdient. Sehr gelungen, wie ich finde.

Wie der Autor an anderer Stelle bereits sagte: "Alles was mir passiert bin ich!" Das hat was mit Erwachsensein (nicht verwachsen, nicht zerwachsen :)) zu tun. Wer aus der Scheiße steigt, darf sich nicht ewig als Opfer fühlen, sondern vielleicht als Überlebender. Wenn es immer nur Opfer gibt, wer sind dann die Täter? Und wenn es keine Täter gibt, sondern nur Opfer, kann man auch schlecht was ändern... Man selbst ist meistens Täter an sich selbst.

Oder: Man hat allermeistens DOCH eine Wahl.

Jörn

Dann schiebe ich noch ein Oldie hinterher. Mehr Arschtritt- als Schulterklopfgedicht:

Was echt an dir und was gelogen ist,
merkst du, wenn alles auseinanderfällt.
Dann hast du ein Gefühl, als ob du wie ein Brunnen bist,
leer und ohne Wasser, niemand der aus dir noch schöpfen kann.

Wenn du dich mit keiner Entschuldigung mehr zufrieden gibst,
und dein Glaube einer einzigen Pampe gleicht...
Das ist ein Zustand, in dem du gar nichts mehr liebst,
am wenigsten dich selber. Tja, es ist gar nicht so leicht.

Und du weißt genau, du könntest wie eine Brandung sein.
Laut, echt, stark und voller Leben!
Wie der Wind, wie ein Sonnenschein.
Doch so? Du hast nichts mehr zu geben!

Sehr poetisch, Karl-Ludwig, und sehr ehrlich! Hat mir auch wieder gut gefallen.

Sirius