In der Falle
Dramatischer Hilferuf: Nigerianische Studierende sitzen in ukrainischer Stadt Sumy fest. Keine Versorgung, Flucht verhindert
Es ist ein verstörendes Zeugnis. Eine Gruppe nigerianischer Studierender sendete am Wochenende eine Videonachricht an die Außenwelt: »Bitte, lasst uns gehen. Wir wollen nicht Teil eures Krieges sein. Wir lassen uns nicht als Köder benutzen«, so eine verstörte junge Frau in die Kamera. Die Menschen sitzen fest in Sumy, einer Stadt im Norden der Ukraine, etwa 50 Kilometer entfernt von der Grenze zu Russland. Insgesamt sollen es etwa noch 8.000 internationale Studierende sein, die sich in der Universität von Sumy vor den Kämpfen zwischen russischen und ukrainischen Truppen verschanzt haben. Der Großteil von ihnen aus Nigeria, andere aus Ghana, Äthiopien, Angola, Tansania, Ruanda, Simbabwe, Sambia, Marokko, Irland, Indien, Libanon und der Türkei.
Die nigerianische Zeitung The Nation hat zu einigen von ihnen Kontakt aufgenommen und darüber am Sonntag berichtet. Demnach seien die Studierenden seit Donnerstag von der Wasserversorgung abgeschnitten, nachdem ein Wasser- und ein Umspannwerk von Raketen getroffen wurde. Aufgrund des Wassermangels seien sie nun darauf angewiesen, Schnee zum Trinken und Kochen zu sammeln. Die 17jährige Oiza erklärte gegenüber der Zeitung, dass es keinen Platz zum Schlafen gebe, die Toiletten nicht funktionierten und es überall stinke. Zudem sei es »wirklich kalt«. Nach Informationen von The Nation sind alle Strecken aus Sumy heraus blockiert, Züge und Busse fahren nicht mehr. Straßen und Brücken wurden bombardiert, und es wird von Kämpfen auf den Straßen berichtet. Der Informatikstudent Ojo Olajide äußert ebenfalls den Verdacht: »Meiner Meinung nach benutzen sie uns als Kriegsgeiseln.« Denn obwohl sie einen Fahrer gefunden hätten, der bereit sei, sie aus der Stadt zu bringen, ließen ukrainische Soldaten sie nicht gehen. Die Studentin Joy Ikott berichtete der nigerianischen Premium Times am Samstag abend ebenfalls von ihrem Versuch, Sumy zu verlassen: »Heute versuchten wir alle zu gehen, aber das ukrainische Militär kam mit Gewehren zu unseren Unterkünften und wies an, dass niemand gehen dürfe.« Einige seien trotzdem gegangen, »wurden aber sofort zurückgeschickt«. Andere berichten, von russischen Truppen am Verlassen der Stadt gehindert worden zu sein.
Vor allem die Eltern der Studierenden haben den Kampf um ihre Kinder aufgenommen. »Wir haben die Schulbehörden gebeten, uns bei der Organisation des Transports zu helfen, aber sie sagten, nur ihre Regierung könne ihnen grünes Licht geben«, zitierte das nigerianische Portal »Freedomonline« am Sonnabend besorgte Eltern. »Wir haben versucht, mit den Nigerianern in der Diaspora unter der Leitung von Abike Dabiri in Kontakt zu treten, aber uns wurde gesagt, dass nur der Außenminister helfen kann, das Problem zu lösen. Wir haben das Außenministerium angerufen, und seit einer Woche können sie uns nur sagen, dass der Minister sich darum kümmert.« Verwiesen wird auf Indien und Südafrika, deren Regierungschefs sich in Moskau dafür eingesetzt hätten, ihre jungen Landsleute aus der Kriegsregion zu evakuieren. »Aber bis jetzt zeigen unsere Regierung und unsere Beamten kein Mitgefühl für die in Sumy eingeschlossenen Studenten. Ein Beamter von Nidcom (Nigerians in Diaspora Commission) sagte mir, dass sie sich im Moment nur um die Evakuierung derjenigen kümmern, die es bis zur ungarischen, polnischen und rumänischen Grenze geschafft haben.«
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https://www.jungewelt.de/artikel/422067....-der-falle.html
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