Krieg in Nahost
»Ein Fall von Völkermord wie aus dem Lehrbuch«
Am 28. Oktober erklärte Craig Mokhiber, Leiter des New Yorker Büros des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte (UNHCR), in einem Brief an UNHCR-Chef Volker Türk seinen Rücktritt. In seiner Anfang dieser Woche bekanntgewordenen Begründung heißt es:
Ich schreibe Ihnen in einer Zeit, in der die Welt und auch viele unserer Kollegen in großer Sorge sind. Wieder einmal sehen wir, wie sich ein Völkermord vor unseren Augen entfaltet, und die Organisation, der wir dienen, scheint machtlos zu sein, ihn zu stoppen. Als jemand, der sich seit den 1980er Jahren mit den Menschenrechten in Palästina befasst, in den 1990er Jahren als UN-Menschenrechtsberater in Gaza gelebt und davor und danach mehrere Menschenrechtsmissionen im Land durchgeführt hat, geht mich dies sehr persönlich an. (…)
Als Menschenrechtsanwalt mit mehr als drei Jahrzehnten Erfahrung weiß ich, dass der Begriff des Völkermords oft missbraucht wurde. Aber der gegenwärtige Massenmord an den Palästinensern, der auf einer ethnonationalistischen Ideologie des Siedlerkolonialismus beruht, die jahrzehntelange systematische Verfolgung und Säuberung der Palästinenser fortsetzt (…) und mit entsprechenden Absichtserklärungen führender Vertreter der israelischen Regierung und des Militärs einhergeht, lässt keinen Raum für Diskussionen. (…) Dies ist ein Fall von Völkermord wie aus dem Lehrbuch. (…)
Mehr noch, die Regierungen der USA, des Vereinigten Königreichs und der Mehrheit der Länder Europas sind an diesem schrecklichen Angriff beteiligt. Diese Regierungen weigern sich nicht nur, ihrer vertraglichen Verpflichtung nachzukommen, die Einhaltung der Genfer Konventionen zu gewährleisten, sondern sie bewaffnen den Angreifer aktiv, unterstützen ihn wirtschaftlich und nachrichtendienstlich und geben Israels Greueltaten politische und diplomatische Deckung. Gleichzeitig verstoßen westliche Medien, die zunehmend vom Staat vereinnahmt werden, offen gegen Artikel 20 des Internationalen Pakts über bürgerliche und politische Rechte, indem sie die Palästinenser kontinuierlich entmenschlichen, um den Völkermord zu erleichtern, und Kriegspropaganda und die Befürwortung von nationalem, rassischem oder religiösem Hass verbreiten, was eine Aufstachelung zu Diskriminierung, Feindseligkeit und Gewalt darstellt. (…)
Weiterlesen:
https://www.jungewelt.de/artikel/462308....m-lehrbuch.html
Anmerkung unseres Lesers P.L.: Klare Worte! Eine Goggle-Abfrage ergab bezeichnender Weise bis dato neben der jungen Welt nur drei Nachweise für eine Veröffentlichung dieser Meldung in hiesigen Medien: in der türkischen TRT Deutsch, ein widerwärtiger Hassartikel in einem „Weltexpress“ sowie in den laufenden Israel-Gaza-News des Spiegel. In letzterem wird die Begründung Mokhibers so sehr verkürzt und relativiert, dass ihr ursprünglicher Inhalt kaum mehr erkennbar ist. Das Gemetzel und die Zerstörung in Gaza sind absolut unerträglich, die eigene Ohnmacht, deeskalierend Einfluss zu nehmen sowie das beschämende Verhalten der Bundesregierung schmerzen regelrecht körperlich!
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