Lize Spit: „Ich bin nicht da“
Was ist mit Simon plötzlich los? Lize Spit erzählt in ihrem Roman „Ich bin nicht da“ von einem katastrophal zerbrechenden Glück zu zweit
Zwei, die einander alles recht machen wollten, ein symbiotisches Paar. Kennengelernt haben sie sich an einer Filmhochschule. Leo hat auf das Schreiben von Drehbüchern studiert, sie ist jedoch hängengeblieben als Verkäuferin in einem Geschäft für hochpreisige Umstandsmoden. Simon ist Grafikdesigner in einem kleinen Büro, seine künstlerische Ambition indes gilt dem Animationsfilm. Gemeinsamer Hausstand, Katze, allabendliches Kochen, mäßig Außenkontakte. Mit einem Mal ist alles anders.
Die Unmittelbarkeit der Erzählweise in „Ich bin nicht da“, dem zweiten Roman der 1988 geborenen flämisch-belgischen literarischen Senkrechtstarterin Lize Spit, der nun in einer umsichtigen Übersetzung von Helga von Beuningen vorliegt, suggeriert, dass es sich um einen autobiografisch motivierten Dokumentarroman handelt. Es ist für die Autorin zu hoffen, dass das nicht zutrifft. Die Ich-Erzählerin schildert das Erleben des Phänomens der bipolaren Erkrankung des geliebten Partners, gekennzeichnet durch einen Wechsel von depressiven und manischen Phasen. Die Protagonistin ist jedenfalls im gleichen Jahr geboren wie Spit, sie stammt gleichfalls aus einem kleinen Ort und lebt heute in Brüssel. Spits Debütroman „Und es schmilzt“ (2015) – eine ansehnliche Theaterfassung wurde vor zwei Jahren an den Kammerspielen des Frankfurter Schauspiels uraufgeführt – ist tatsächlich autobiografisch motiviert.
Da ist dieser Anruf auf der Mailbox, gleich auf der ersten Seite. Die panische Stimme der besten Freundin Leos, einer Kollegin im Laden. Irgendetwas Schreckliches muss passiert sein, was genau, bleibt lange unklar, erst recht, wie es ausgegangen ist. Das schafft Spannung, bis zur letzten Seite. Interessant der Satz: „... es ist die Panik aus amerikanischen Filmen“, die Leos Freundin in dem Anruf „mangels eigener Erfahrung imitiert“, in einer Rede, die mit den ihr sonst fremden Worten „shit“ und „fuck“ durchsetzt ist. Mehrfach entwickelt die Ich-Erzählerin – wie gesagt eine studierte Drehbuchautorin – die Fantasie, wie die sich gerade abspielende Szene in einem Film aussehen würde.
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https://www.fr.de/kultur/literatur/lize-...n-91833671.html
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